Stormarner Tageblatt 26.11.2021
Bei Aufstellung der Liste für die Landtagswahlen 2022 fiel Politikerin aus Stormarn überraschend durch
Patrick Niemeier
Gilt im Wahlkampf das Motto „Verjüngung um jeden Preis“? Ist sie am Ende das Opfer von Absprachen innerhalb der FDP? Anita Klahn atmet ein Mal tief durch, bevor sie anfängt ihre Gefühlslage zusammenzufassen. Die Bad Oldesloer Landtagsabgeordnete ist noch immer hörbar geschockt, nachdem sie am Wochenende erfahren musste, dass ihre Karriere in Kiel im Frühjahr enden wird.
„Ich habe mich schon wieder gefasst. Es gibt sehr viele positive, aufbauende Nachrichten, sehr viel Lob für meine Arbeit. Auch aus der Opposition, die sind besonders authentisch und ehrlich“, sagt Klahn. Zuvor hatte sie bei der Aufstellung der FDP-Landesliste für die Landtagswahlen sowohl bei der Abstimmung um Platz drei, als auch um Platz sechs bittere Niederlagen einstecken müssen.
„Natürlich war das ein Schock. Schlimm ist, dass ich nicht all meine Projekte wie die Kita-Reform oder die gebundene Ganztagsschule als abgeschlossen ansehe“, führt sie aus. Doch besonders schlimm wiege das Gefühl des persönlichen Verrats. „Es müssen mich Menschen aus meiner Partei nicht gewählt haben, die mir das vorher zugesichert haben, von denen ich dachte, sie stehen hinter mir und schätzen meine Arbeit wirklich“, sagt Klahn.
Erneut angetreten und gescheitert
Während der zweite Kandidat aus dem Kreis Stormarn, Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz, es auf den Landeslistenplatz eins schaffte, sei sie quasi durchgereicht worden. „Bernd Buchholz hatte mir bereits im Sommer nahe gelegt, dass ich nicht wieder antreten solle – mich zum Rückzug aufgefordert. Mit 61 Jahren sei es ja für mich an der Zeit nach drei Legislaturperioden zu gehen“, erklärt Klahn. Ein freiwilliger Rückzug mit Blumenstrauß und lobenden Worten, um einer öffentlichen Demontage zu entgehen, das sei offenbar das Angebot gewesen. Doch sie habe ihre Projekte noch fortführen wollen und sich gegen diese recht unverhohlene Aufforderung gestellt.
„Meine Arbeit loben, aber mich loswerden wollen – das passt nicht, oder? Außerdem fühle ich mich noch jung genug. Doch ich weiß, dass die Jungen Liberalen auch mehr ihrer eigenen Leute auf der Liste unterbringen wollten, dass es Absprachen gab“, erklärt Klahn und atmet wieder durch.
„Das ist ja auch nicht komplett verwerflich. Es beschwert sich immer der, der dann am Ende dabei unterliegt“, führt die Liberale aus Stormarn aus, die sich vor allem in der Bildungspolitik einen Namen gemacht hat.
Doch dass offenbar die Verjüngung an sich wichtiger sei als fachpolitische Erfahrung und erfolgreiche Arbeit, sei insgesamt einfach enttäuschend. „Dr. Bernd Buchholz ist dann als Spitzenkandidat auf der Landesliste der einzige Vertreter aus Stormarn. Ich hätte den Kreis gerne noch weiter vertreten“, sagt Klahn. Auch wenn sie noch um ein Direktmandat für den Landtag kämpfen werde, wisse sie, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass sie dieses gewinnen könne: „Selbst wenn die FDP gerade ziemlich gut dasteht, ist das nicht sehr realistisch.“ Kommunalpolitisch werde sie noch weiter aktiv sein. „Bad Oldesloe war schon immer ein Fokus meiner Bemühungen – das ist ja ganz natürlich“. Und auch Vorsitzende der Liberalen im Kreis will Klahn bleiben.