„Wir sind auf alles vorbereitet“

Stormarner Tageblatt  23.12.2021

Die Stormarner Kreisverwaltung spricht über Corona-Regeln, Querdenker und Omikron

Bereiten sich auf Omikron in der vierten Corona-Welle vor: Cornelia Espig vom Corona-Kompetenzteam (v.l), Fachbereichsleiterin Edith Ulferts, Andreas Rehberg vom Fachbereich Sicherheit und Gefahrenabwehr sowie Landrat Henning Görtz.   Patrick Niemeier
Bereiten sich auf Omikron in der vierten Corona-Welle vor: Cornelia Espig vom Corona-Kompetenzteam (v.l), Fachbereichsleiterin Edith Ulferts, Andreas Rehberg vom Fachbereich Sicherheit und Gefahrenabwehr sowie Landrat Henning Görtz. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Das gesamte Jahr 2021 war von der Corona-Pandemie stark geprägt. Das galt und gilt auch für den Kreis Stormarn. Seit Beginn der Pandemie stehen die Kreisverwaltung und besonders das Gesundheitsamt vor großen Herausforderungen. Im Interview mit dem Stormarner Tageblatt äußern sich Landrat Henning Görtz und Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereiches „Soziales und Gesundheit“, zu der Corona-Situation in Stormarn.

Hätten Sie gedacht, dass das Jahr 2021 wieder in dieser Form von Corona geprägt sein würde?
Görtz: Wir haben wohl alle gehofft, dass die Pandemie 2021 nicht mehr unseren Alltag in der Heftigkeit prägen wird, wie es 2020 der Fall war. Wir haben zwar in vielen Bereichen gelernt, mit der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen zu leben – siehe Maskenpflicht oder 2G-Regel -, sind aber von einer Normalität noch weit entfernt. Das hätte ich Anfang 2021 so nicht erwartet.
Ulferts: Wir haben nicht erwartet, dass der Lockdown sich so lange hinziehen würde und im Sommer gehofft, dass die sinkende Inzidenz höchstwahrscheinlich ab einem gewissen Punkt stagnieren würde und haben nun durch Omikron gelernt, dass nur die stetige Veränderung sicher ist.

Was waren die größten Herausforderungen rund um die Pandemie in diesem Jahr?
Görtz: Zunächst einmal war und ist es herausfordernd, in der Kreisverwaltung die anstehenden Aufgaben, die trotz Corona weiterhin erledigt werden müssen, in der gewünschten Qualität abzuarbeiten. Corona schwebt nach wie vor über allem. Eine weitere Herausforderung ist es, auf den Höhepunkten der dritten und vierten Welle, die uns 2021 ereilt haben, immer „vor der Lage“ zu sein und die Menschen im Kreis Stormarn wirksam zu schützen. Dies ist glücklicherweise gelungen. Die dritte Herausforderung ist zu verhindern, dass ein Riss durch die Gesellschaft geht. Corona polarisiert, zum Beispiel zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften. Dies darf unsere Gemeinschaft nicht spalten.
Ulferts: Den wechselnden Anforderungen Rechnung zu tragen, die Bedarfe sachgerecht einzuschätzen und gleichzeitig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden im Blick zu behalten.

Wie beurteilen Sie den Umgang der Stormarner mit der Pandemie?
Görtz: Überwiegend verantwortungsvoll. Die Menschen sind in Sorge, passen größtenteils auf und halten sich an die Regeln. Diejenigen, die die Regeln missachten, müssen damit rechnen, dass man Verstöße ahndet und empfindliche Bußgelder festlegt. Auch die relativ gute Annahme der Impfangebote zeigt, dass die Stormarnerinnen und Stormarner wissen, welche Gefahren die Pandemie in sich birgt.
Ulferts: Dem schließe ich mich so an.

Welche positiven Nebeneffekte hatte die Pandemie eventuell zum Beispiel im Bereich Digitalisierung?
Görtz: Vieles wurde ab Frühjahr 2020 möglich, was man bis dahin noch für unmöglich hielt. Unsere Art zu arbeiten – Digitalisierung, Homeoffice und so weiter – hat sich schneller verändert, als man es für möglich hielt. Eine gute Erfahrung ist auch die große Solidarität, die man in der Gesellschaft spürte. Menschen waren füreinander da und haben gegenseitig aufgepasst.
Ulferts: Die Ausstattung der Gesundheitsämter hat sich deutlich verbessert, sowohl personell als auch in Bezug auf die IT.

Wie wird mit den Anfeindungen durch die Corona-Leugner und Querdenker umgegangen?
Görtz: Wir trennen zwischen dem Recht auf Meinungsfreiheit, das selbstverständlich jedem ermöglicht, auch seine kritische Stimme zum Thema Corona zu äußern und denjenigen, die mit Beleidigungen und Verleumdungen auf sich aufmerksam machen und andere Menschen beschädigen. Hier gibt es null Toleranz und gegebenenfalls auch juristische Schritte.

Was ist besser gelaufen, als man es sich vorgestellt hätte?
Görtz: Zusätzlich zu dem schon Erwähnten lief auch die Organisation der Impfzentren wirklich gut.

Was ist schlechter gelaufen, als man es sich erhofft hatte?
Görtz: Die fehlende Einheitlichkeit der Corona-Regeln in Hamburg und im Hamburger Umland war kein Musterbeispiel für eine einheitlich agierende Metropolregion Hamburg.
Ulferts: Es gab mehr Einsätze im Rahmen von Krisenintervention des Sozialpsychiatrischen Dienstes und es gibt eine erheblich höhere Zahl von Kindern, deren Bedarf an beziehungsweise für sonderpädagogische Förderung medizinisch zu beurteilen ist.

Wie schätzen Sie die Situation mit Blick auf 2022 ein?
Görtz: Unklar, weil wir nicht wissen, was Omikron bringen wird. Aber wir sind auf alles vorbereitet und hoffen natürlich, dass hinsichtlich unseres Alltags wieder mehr Normalität einkehren wird.
Ulferts: Wir werden uns fachlich, medizinisch deutlich verstärken und uns den Aufgaben noch besser gerüstet stellen können.

Was sind prägende Erlebnisse oder Ereignisse rund um Corona, die im Gedächtnis bleiben?
Görtz: Arbeiten am Wochenende, Zusammenhalt zwischen den Kolleginnen und Kollegen, nach der Unterschrift unter eine Allgemeinverfügung am Sonntagabend eine Flasche „Corona Extra“ trinken.

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