Stormarner Tageblatt 17.12.2022
Werbung, Information und Verkehr
von Patrick Niemeier und Finn Fischer
Von guten und bösen Infoständen
Ist es ein notwendiger Schritt oder gängelt er den Einzelhandel? Liegt es wirklich an Werbeaufstellern, dass die Innenstadt in Bad Oldesloe manchmal nicht sonderlich attraktiv daherkommt? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Fakt ist: die neu beschlossene Regeln sorgen dafür, dass es zumindest keinen Wildwuchs an Werbeschildern und Fähnchen, Beachflaggen und Co. in der Stadt geben kann. Dass aufdringlichen Betreibern von kommerziellen Info-Ständen ein Riegel vorgeschoben wird, ist dabei tatsächlich sogar sehr gut und wichtig. Allerdings gibt es einen Haken: denn man möchte es ausschließlich gemeinnützigen Vereinen und Parteien weiterhin ermöglichen ihre „heute nerven wir mal die Passanten Stände“ aufzubauen. Aber ausgerechnet größere gemeinnützige Vereine sind es, die mit bezahlten Kolonnen an gut geschulten Überredungskünstlern die nervigste Gattung der Infostandbetreiber stellen. Hinzu kommt, dass nicht alle Vereine, die nicht gemeinnützig sind, nicht auch ehrenamtlich und wichtig sind. Warum sollten sie von der Möglichkeit der Information in der Öffentlichkeit ausgeschlossen werden, während die anderen Nervbanden weiter ihr kommunikatives Überredungsunwesen treiben? Kurzum: man schließt nun neben streng kommerziellen Anbietern nur einige ehrenamtliche Vereine in Bad Oldesloe aus, gleichzeitig dürfen die eigentlich nervigsten Infostandbetreiber offenbar weiterhin ihre Wegelagerei betreiben. Klar, wer möchte schon was gegen Sammlungen für das UN-Kinderhilfswerk oder Greenpeace und Co. sagen? Auch wenn es eine unbequeme Wahrheit ist, ist es nunmal tatsächlich so, dass die Standbetreiber von Gruppen wie Greenpeace, diversen Hilfswerken oder größeren Hilfsorganisationen besonders negativ auffallen. Das wiederum liegt daran, dass oft keine „Überzeugungstäter“ an den Ständen tätig sind, die sich tatsächlich einbringen, sondern bezahlte Unterschriftensammler im Mini- oder Studentenjob? Schön, dass sie ein paar Euro verdienen können, schade, dass die Öffentlichkeit damit genervt wird. Wer für diese – durchaus wichtigen Anliegen – spenden möchte oder sich – im Gegensatz zu den Leuten an den Ständen – Wirklich einbringen möchte. wird das auf anderen Wegen tun. Und es geht noch weiter. Die Parteien haben sich selbst das Recht gegeben, Infostände betreiben zu können. Muss das wirklich sein? Auch auf den Parcours aus „Luftballon-Verschenk-Aktion“ und „hier ein Lolli zu mitnehmen“ vor Wahlen könnte man verzichten. Stattdessen sollten sich Parteien mit Blick auf die oft beschämende Wahlbeteiligung sowieso überlegen, wie sie andere Wege gehen können, um Wähler zu erreichen. Aber vielleicht kann man mal einen Infostand zu dem Thema Infostände machen, so wie unsere Karikaturistin es im Bild festgehalten hat.
Busverkehr mit Akku leer
Das war alles andere als ein glücklicher Start: Groß wurden die drei neuen Ringbuslinien für Bargteheide angekündigt. Sobald sie laufen, sollen die E-Busse den ÖPNV in Bargteheide merklich verbessern. Denn bisher hatte die Stadt keine eigenen Buslinien. Das sollte sich zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember ändern. Die neuen Buslinien 8107, 8108 und 8109 werden als Ringlinien verkehren. Start- und Endhaltstelle ist der Bahnhof. Am Montag, 12. Dezember, sollte es losgehen. „Kurz vor 6 Uhr fahren die ersten Busse“, hieß es seitens der Stadtverwaltung. Die Ankündigung ging einher mit einer Warnung an alle Autofahrer: „Wer ab dem 12.12.2022 noch auf den Haltestellen parkt muss damit rechnen abgeschleppt zu werden, was mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist. Also – bitte beachten Sie Haltestellen!“ Doch dann das: Ein Softwarefehler. Die Akkus der leisen und umweltfreundlichen Elektro-Busse konnten nicht geladen werden. Das hätte man schon mal ausprobieren können, will man meinen. Wie dem auch sei. Also mussten die Bargteheider dann doch noch Auto oder Rad fahren. Nachgefragt bei der Stadtverwaltung wurde zunächst dann noch kein Termin genannt, wann das neue ÖPNV-Angebot genutzt werden kann: „Der Hersteller kümmert sich.“ Die Sorge wird großer: Dauert die Verzögerung Wochen oder gar Monate? Ein Anruf in Schwarzenbek macht es nicht besser. „Bei uns funktioniert alles“, sagt eine fröhliche Petra Scheerer vom Fachbereich für öffentliche Sicherheit und Soziales. Dort setzte man nämlich noch auf Dieselbusse – weil es noch technische Probleme bei den E-Bussen geben würde. Erst im März soll dort umgestellt werden. Im März? So lange sollte die Behebung der Bus-Mängel in Bargteheide dann doch nicht dauern. Der Hersteller konnte das Problem relativ schnell lösen. Am Mittwoch die erlösende Nachricht: Donnerstag geht es los, jetzt aber wirklich. Mit vollen Akkus und funktioinierenden Ladegeräten.