Stormarner Wochenschau: Keine Waffen, Bahn-PR und Klimaziele

Stormarner Tageblatt  14.01.2023

Keine Waffen, Bahn-PR und Klimaziele

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Finn Fischer, Patrick Niemeier und Joshua Hirschfeld

Schusswaffen einschmelzen!
Schusswaffen sind kein Spaß, kein Freizeitvergnügen, kein Sammelobjekt. Sie wurden erfunden, um Lebewesen zu töten. Um Existenzen zu vernichten. Sie sind kein Sportgerät. Nichts, womit man auf Ziele schießt, um nach Feierabend „mal abzuschalten“, weil das „ja so entspannend ist“. Schusswaffen in Privatbesitz gehören eingesammelt und eingeschmolzen. Jede einzelne von ihnen. Ja, die meisten Schützen, Jäger, Sammler, und so weiter, mögen verantwortungsbewusst damit umgehen. Aber nicht jeder vernünftige Mensch bleibt das auch sein Leben lang. Spätestens die Coronapandemie hat gezeigt, wie schnell bis dahin scheinbar vernünftige Leute in eine Parallelwelt aus Wahnvorstellungen und Verschwörungstheorien abdriften und auf merkwürdige bis gefährliche Ideen kommen können. Auch unter den Anfang Dezember festgenommenen mutmaßlichen Reichsbürgern, die einen Umsturz planten, waren (legale) Waffenbesitzer. In einer perfekten, utopischen Welt gäbe es keine Schusswaffen. Weniger utopisch ist es, damit anzufangen, die Bevölkerung zu entwaffnen. Es gibt keinen vernünftigen Grund, das nicht zu tun.

Eine Frage der PR-Perspektiven
Ob so manche Pressesprecher der Bahn eigentlich selbst Bahn fahren? Oder ob sie sich wirklich zum Teil mal ein Bild davon machen, wie die Dinge, die sie täglich schönreden wirklich vor Ort sind? Klar, von einem Schreibtisch aus ässt sich die offizielle Verlautbarung des Konzerns hundert Mal weiterverschicken. Leider fällt gerade bei der Deutschen Bahn immer wieder auf, dass zwischen den PR-Nachrichten und der Realität zu oft die eine oder andere Wunschwelt liegt. Das soll nicht heißen, dass bei der Bahn keine Menschen arbeiten, die sich nicht wirklich bemühen und für die Ziele einstehen, die in weichgewaschenen Schönfärbereien verbreitet werden. Aber mehr Transparenz könnte zu mehr Glaubwürdigkeit führen und sogar am Ende Geld einsparen, das in Image-Kampagnen gepumpt wird, die auch nur wieder mehr versprechen, als vorhanden ist. Wer regelmäßig Bahn fährt, weiß, wie es um so manche Reservierungen, Wlan oder Bordrestaurants bestellt ist – von der Pünktlichkeit, ausfallendem Schienenersatzverkehr und Co. wollen wir gar nicht erst anfangen.
Das was es so ärgerlich macht, ist der Eindruck, dass die PR–Sprecher der Bahn die eigenen Kunden und auch Journalisten anscheinend nicht ernst nehmen. Kreativ sind sie zumindest, wenn es darum geht, darzulegen, warum bestimmte Probleme nicht vorhanden sind. Vielleicht ist es aber auch so, dass die Realität gar nicht immer in die PR-Büros der Bahn vordringt. Anders lässt es sich zum Teil nicht erklären. Dass ein frisch modernisierter Bahnhof in Bad Oldesloe irgendwie wie eine nicht einladende Service-Wüste wirkt, wie manche Pendler berichten, bestätigt sich beim Termin vor Ort. Neue, schönere Anzeigetafeln machen die Verspätungen und Ausfälle auch nicht besser. Aber vielleicht könnte man es noch mit lustigen Videos und Fahrstuhlmusik unterlegen. Dass es irgendwie seltsam ist, dass der Zukunftsbahnhof in Ahrensburg nur ein Feldversuch mit lebenden Objekten war und der 24-Stunden-Supermarkt nur eine Art Leihgabe, erscheint absurd. Das eine Bahnsprecherin sagt „Das Projekt Zukunftsbahnhof ist beendet“, ist vielleicht ungewollt das beste Zitat.

Von Vorreitern und Nachzüglern
Bad Oldesloe und Bargteheide sind ambitioniert. Gut so. Bis 2035 wollen beide Kommunen klimaneutral sein. Das Ziel ist richtig und wichtig. Es reicht nicht, dass Klimaziele von oben, von der Bundesebene, vorgegeben werden. Damit ambitionierter Klimaschutz gelingen kann, muss er ganz unten, in den Kommunen, auch wirklich gelebt werden. Umso besorgniserregender ist es da, dass die weiteren Städte im Kreis Stormarn weit weniger ambitioniert sind. Erst 2045 will man in Reinbek und Glinde klimaneutral sein. Und in Reinfeld? Da verfolgt man noch immer das Ziel, die eigenen Emissionen nur um 80 Prozent zu senken – und das bis 2050! Auch wenn es letztlich auf die konkreten Maßnahmen ankommt: Ein solches Ziel ist völlig inakzeptabel. Wer gar nicht erst nach den Sternen greift, der wird sie auch niemals erreichen können.

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