Stellenplan eckt an – Ehrenamtler üben Kritik

Stormarner Tageblatt   19.09.2018

Trotz hauptamtlichem Koordinator sei aus dem Rathaus keine Hilfe gekommen

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Der große Andrang von Flüchtlingen scheint vorbei. Doch die Aufgaben, die die Integration mit sich bringt, gehen weiter. Für die Bewältigung dieser Aufgaben wurden 2015 und 2016 bei der Stadtverwaltung zwölf zusätzliche Angestellte auf 10,5 Stellen eingestellt. Viele ehrenamtliche Unterstützer zeigten sich allerdings erstaunt und teilweise erbost darüber, dass ausgerechnet die Stelle eines Koordinators seit längerer Zeit vakant ist.

Auch zu Zeiten, in denen diese Stelle besetzt gewesen sei, hätten Ehrenamtler keine Hilfe bekommen. „Es waren die Ehrenamtlichen, denen Sie dankbar sein können, dass es hier ruhig geblieben ist. Die Verwaltung hat nichts für uns getan“, so Ingo Röder, der unter anderem als Sprachpate tätig ist. Bürgermeister Jörg Lembke rechtfertigte das damit, dass „der Flüchtlingskoordinator hier zum Teil eher die Aufgaben eines besseren Hausmeisters übernommen hat, weil Flüchtlingen gezeigt werden musste, wie ein Herd funktioniert.“

Vor den Sommerferien hatte die Lokalpolitik ihn beauftragt, nach Lösungen für die Flüchtlingshilfe zu suchen. Überlegungen, damit die Diakonie zu betreuen, seien weit vorangeschritten, führte Lembke aus. 70 Prozent der Aufgabe werden als sozialpädagogische Betreuung der Flüchtlinge, die nicht in Gemeinschaftsunterkünften wohnen, angesehen und 30 Prozent als Koordination des Ehrenamts. „Wie kommen Sie genau auf diese Aufteilung?“, wollte Anna Kromm (Linke) wissen. Ausgerechnet die Koordination des Ehrenamts sei ja von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern eingefordert worden. Diesen Bereich werde die Diakonie ohnehin nicht übernehmen, so Lembke: „Da suchen wir jetzt andere Möglichkeiten.“

Diskussionen gibt es außerdem über den Wegfall einer sozialpädagogischen Kraft im Daz-Bereich der Stadtschule. „Wenn es diese Stelle gab, dann gab es auch den Bedarf“, so Hajo Krage (SPD). Auch Dagmar Danke-Bayer (Grüne) forderte, dass die Stelle besetzt bleiben müsse und nicht schon ein Jahr vorher quasi abgeschafft werde dürfe. Das Problem: Ein Jahr vor Ablauf ihres befristeten Vertrags, hat eine Fachkraft überraschend auf Grund eines besseren Angebots gekündigt.

Aus den Reihen der Politik hagelte es hierfür Kritik. Denn sicherlich hätte man mit dem Aufzeigen von Perspektiven und vielleicht einer Gehaltsanpassung sie zum Bleiben bewegen können, hieß es. „Ausschreiben lohnt sich nicht. Die Stelle fällt im Herbst 2019 sowieso weg. Vielleicht finden wir intern eine Lösung“, so Lembke.

Hinterfragt wurde auch, weshalb von eigentlich vier Vollzeitstellen für den Deutschunterricht an der Volkshochschule im Endeffekt nur zwei langfristig besetzt wurden. „Gibt es Wartelisten? Bekommen alle Flüchtlinge einen Platz?“, fragte Kromm. Auch Hendrik Holtz (Linke) findet es „etwas merkwürdig“, dass ausgerechnet im Bereich Daz und Deutsch als Fremdsprache gespart werde. „Wenn Karin Linnemann als Leiterin der VHS sagt, sie braucht die Stellen nicht, wird sie schon ganz genau wissen, was sie da macht“, antwortete Hauptamtsleiter Malte Schaarmann.

Die Finanzausschuss-Mitglieder sprachen sich dafür aus, die Thematik Ende Oktober im Sozialausschuss ausführlicher zu diskutieren.

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