Stormarner Tageblatt 29.09.2018
Stormarner Wochenschau
Das ist ja schlau eingefädelt
Raus Jetzt ist es amtlich: Die Mieter im Oldesloer Bürgerhaus haben am Donnerstag die Kündigungen im Postkasten vorgefunden. Nur durch einen zweifelhaften Griff in die Trickkiste, in dem er einen Dringlichkeitsbeschluss kassierte, hat er verhindern können, dass die Stadtverordneten schon diese Woche seinem Alleingang Einhalt gebieten. Da entsteht der Stadt massiver Schaden, denn das Signal, was mit der Umwandlung des Bürgerhauses ist verheerend: Wenn es dem Bürgermeister nicht passt, bekommen Ehrenamtler schnell mal einen Tritt in den Allerwertesten. Dabei sollte doch inzwischen jeder wissen, dass die sogenannten „weichen Standortfaktoren“ mindestens so wichtig sind, wie die vermeintlich harten.
Okay, wenn denn nächsten Monat tatsächlich das Bürgerhaus mit eindeutigen Beschlüssen „gerettet“ wird, lassen sich die Kündigungen immer noch zurücknehmen, aber der Schaden ist erst mal angerichtet.
Nur der Vollständigkeit halber: Damit ist nicht gesagt, dass die Verwaltung keinen Raumbedarf mehr hat. Aber den muss der Bürgermeister darlegen, im besten Fall hat er auch schon ein Plan was dagegen getan werden kann und dann wird im Einvernehmen mit der Politik ein Beschluss gefasst. Denn Aufgabe des Bürgermeisters ist es nicht, Politik zu machen, sondern gefasste Beschlüsse umzusetzen.
Rüber Ein Pilotprojekt soll es jetzt also richten. Das gute alte Reißverschluss-System hat offenbar ausgedient. Bislang galt: Bis ganz vorne durchfahren und erst dann einfädeln – einer links, einer rechts … Hält sich keiner dran, denn auf der jeweils anderen Spur geht es grundsätzlich schneller voran. Also wird munter gewechselt. Das Ergebnis kennen wir: Es staut sich.
Was also eh schon jeder praktiziert hat, wird uns als neuartig und grandiose Lösung des Problems verkauft, natürlich wissenschaftlich fundiert und bloß schlappe 120 000 Euro teuer . Meister Nadelöhr lässt grüßen.
Rein Tageblatt gelesen, ist so gut wie dabei gewesen. Das gilt natürlich auch für unsere Homepage. Deshalb können sich all jene glücklich schätzen, die den Artikel im Print oder online über die bevorstehende Straßensperrung zwischen Alt- und Neufresenburg gelesen haben. Deckenerneuerung. Gudrun Timmann hat ihn entdeckt, ist aber trotzdem sauer. Aber nicht auf uns. „Wir brauchen dann von Poggensee zum Bahnhof zukünftig eine Dreiviertelstunde“, sagt sie angesichts er geplanten Umleitungen. Ein Großteil, so befürchtet sie, werde das erst Montagmorgen vor der Absperrung merken. Weil es sich um eine Kreisstraße handelt, vermutete sie, dass der Kreis zuständig sei. Dort wollte sie anregen, die betroffenen Anlieger doch mit Wurfzetteln zu informieren. Aber bei der Kreisverwaltung, so ihre Aussage, wusste man von nichts. Das wundert nicht weiter, schließlich ist ja auch das Straßenbauamt in Lübeck zuständig. Und die haben ja mehr das Einfädeln als Öffentlichkeitsarbeit im Fokus.
Andreas Olbertz