Einst Prunkstück, jetzt Problemfall

Stormarner Tageblatt   01.10.2018

Die Oldesloer Festhalle entspricht längst nicht mehr den Anforderungen / Neubau an gleicher Stelle oder Sanierung?

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Sie war mal Fixpunkt der lokalen Kultur- und Theaterszene, mittlerweile ist sie in die Jahre gekommen, bekannte Künstler stehen hier nicht mehr auf der Bühne: Die Oldesloer Festhalle ist zu einem Problemfall geworden – Zukunft ungewiss. Allein in den Brandschutz müsste viel investiert werden. Auch die technische Ausstattung und die Räume hinter der Bühne sind so veraltet, dass man sie Tourneetheatern und auswärtigen Produktionen nicht mehr zumuten kann.

„Wir haben immer vorgewarnt, aber manche, die hier auftreten wollten, wollten es wohl nicht glauben. Vor Ort waren viele dann mit dem Zustand mehr einverstanden. Daher haben wir uns vor Monaten entschieden, keine auswärtigen Veranstalter mehr in die Festhalle zu lassen“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke. Die Oldesloer Bühne – deren Heimat einst die Festhalle war – spielt im Saal des Kultur- und Bildungszentrums (Kub) und bald auch in der Kub-Theaterwerkstatt im Hause, die so hergerichtet werden soll, dass Aufführungen über die Bühne gehen können.

Wer will oder darf künftig also die Festhalle nutzen? Unbestritten ist, dass die Festhalle im Gesamtkonzept der lokalen Kulturstätten eingeplant war, als das Kub geplant wurde. Aus diesem Grund wurde der Kub-Saal mit nur rund 200 Plätzen ausgestattet. Größere Events sollten nämlich weiterhin in der Festhalle stattfinden.

Undenkbar schien es, dass das Gebäude – das bei vielen älteren Oldesloern weiterhin überaus beliebt ist – gar ein ganz neues Gesicht bekommt. Denn jetzt taucht die Festhalle gar als eine Art Verhandlungsmasse im Rahmen von Planungen für Schulzentrum-Erweiterung auf. „Warum können wir die Festhalle nicht besser in die Schule integrieren? Sie muss ja nicht ganz als Veranstaltungsort wegfallen. Wenn wir sowieso die Ida-Ehre-Schule überplanen, frage ich, warum der Architekt dann nicht auch die Festhalle gleich mit eingeplant hat. Die ist in der jetzigen Form doch nicht mehr zeitgemäß“, bekundet die Stadtverordnete Anita Klahn (FDP).

„Wir wollen die Festhalle nicht ganz abschaffen, aber man müsste schon fragen, in welcher Form man sie braucht und ob es nicht günstiger wäre, man reißt sie ab und baut sie so neu, dass sie auch für das Schulzentrum besser nutzbar ist und zugleich praktischer und moderner“, sagt Tom Winter (Familienpartei). So könnte zum Beispiel die Mensa viel besser angeschlossen werden, dadurch falle dann das Foyer mit seinem Cateringbereich weg, was wiederum Raumgewinn für die Schule bedeuten könne.

Alle Parteien in der Stadtverordnetenversammlung vertreten die Auffassung, dass der Veranstaltungsort Festhalle insgesamt wichtig für die Kreisstadt sei. Doch bevor womöglich hunderttausende oder sogar Millionen Euro in die reine Ertüchtigung einer alten Kulturstätte investiert werden, sei es angebrachter, die Halle komplett neu zu denken. Zuletzt hieß es von Seiten der Stadtverwaltung zwar, dass man lediglich notwendige Sanierungen und Verbesserungen durchführen wolle, allerdings existiert dafür bisher kein politischer Beschluss und die Lokalpolitik scheint nun gedanklich auf anderen Wegen unterwegs zu sein. „Da ist nichts entschieden und natürlich können sie das diskutieren. Aber man muss auch immer sehen, was man wie überhaupt finanzieren kann“, so Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke in Richtung Lokalpolitik. Von Bedeutung sei, dass die Festhalle ein zentraler Ort für Veranstaltungen wie Abtanzbälle, größere Treffen wie die Tagung des Landes- oder des Kreisfeuerwehrverbandes und so weiter sei. Genau für solche Zwecke sei der Kub-Saal zu klein und in manchen Fällen die Stormarnhalle viel zu groß. Außerdem könne die Stormarnhalle auch nicht noch häufiger dem Sport durch andere Nutzungen entzogen werden, gab Bürgermeister Lembke der Lokalpolitik nach den Festhallen-Diskussionen in mehreren Ausschüssen mit auf den Weg.

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