Langer Atem zahlt sich aus

Stormarner Tageblatt   06.10.2018

Das Projekt „Baugebiet Claudiussee“ schreitet voran / Bergfest auf der Baustelle mit zukünftigen Anwohnern gefeiert

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Es ist ein Bergfest mit sage und schreibe 24 Jahren Anlauf. 1994 bekamen die Gebrüder Stumpf aus Bad Oldesloe von ihrer Mutter ein Grundstück überschrieben. Auf dem Gelände bei der Hebbel- und Kampstraße stand früher das Farbenwerk Folkens des Großvaters der Brüder, das in den 1960er Jahren bereits geschlossen wurde. 1988 war herausgekommen – als über eine Umnutzung des Bereichs nachgedacht worden war – dass die Böden stark von den Hinterlassenschaften der ehemaligen Farbenfabrik belastet waren.

Jetzt steht Investor Wolfgang Stumpf – ausgerechnet am 103 Geburtstag seiner verstorbenen Mutter – sichtbar zufrieden und auch ein wenig erleichtert in einem Festzelt mitten in einer Baustelle, die mittlerweile als „Wohngebiet Claudiussee“ bekannt ist. „Sie schaut sicher von oben zu, was hier passiert. Uns war es wichtig, dass wir der Nachwelt nicht ein Gebiet mit belastenden Böden hinterlassen. Es war uns wichtig, dass hier etwas Neues entsteht und die Böden ausgetauscht werden. Daher sind wir sehr froh, dass wir nach so einem langen Weg jetzt hier angekommen sind. Tatsächlich begleiten uns einige der beteiligten Firmen seit den 1990er Jahren“, sagt Stumpf und schaut stolz in die Runde.

Zahlreiche Menschen stehen ihm gegenüber. Auffällig viele junge Familien sind darunter, die nun in dem neu entstehenden Wohngebiet eine neue Heimat finden wollen. „Ob Sie nun schon in Bad Oldesloe wohnen oder sich entschieden haben, in unsere Stadt zu ziehen. Ich heiße Sie alle hier willkommen. Bad Oldesloe hat mehr Ein- als Auspendler. Daher ist es auch gut möglich, das hier unter Ihnen Menschen sind, die sich entschieden haben, hier Wurzeln zu schlagen“, so Bürgermeister Jörg Lembke.

„Ich möchte mich besonders bei den Brüdern Stumpf bedanken, dass Sie trotz all der Hindernisse hier so dran geblieben sind. Bad Oldesloe braucht dringend Wohnraum. Hier entstehen Wohneinheiten im dreistelligen Bereich. Das ist natürlich großartig. Dass außerdem hier Altlasten aus den Böden entfernt wurden und dass Sie diese Hinterlassenschaften nicht der Nachwelt überlassen wollten, das ehrt sie“, so Lembke weiter.

40 000 Tonnen Erdreich sind in den vergangenen Monaten ausgetauscht worden. 1600 Mal fuhren die LKW zu und wieder aus der Baustelle heraus, berichtet Dr. Uwe Schinzel von der Geoconsult Hamburg. Das Büro organisierte die Sanierungsarbeiten im Gelände und führte sie auch durch. Eine große Herausforderung natürlich. „Wir haben Prüfungen an unterschiedlichsten Stellen durchgeführt. Die Bodenproben sind an die entsprechenden Stellen geschickt worden. „Es liegt keine relevante Verunreinigung mehr vor“, so Schinzel. „Natürlich machten Staub und Lärm in den vergangenen Monaten nicht an der Baustellengrenze halt. Ich danke jetzt schon die Anwohnern für ihre Geduld“, sagt Stumpf und die anwesenden alten und neuen Nachbarn applaudieren. Allgemein ist es eine erste Begegnung zwischen den „Alteingesessen“ und denen, die nun bald ihre Heimat rund um den künstlichen „Claudiussee finden werden.

Mit den neuen Namen für die entstehenden Straßen „Anna-Vagt-Weg“ und „Weihkamp“ können sich nicht alle der neuen Anwohner direkt anfreunden. Warum denn keine Umfrage unter den Menschen durchgeführt worden sei, die jetzt in das Gebiet ziehen, möchte eine junge Mutter wissen. Doch dieses Thema versackt auch sofort, denn die Freude darüber überwiegt, als zum ersten Mal ein Rundgang über die eigenen Grundstücke gemacht wird. Handys werden gezückte, Erinnerungsfotos auf der eigenen Scholle gemacht, manche schreiten die Meter ab, wo dann wohl mal Wohnzimmer, Bad oder Kinderzimmer sein werden. Es herrscht Aufbruchsstimmung in Bad Oldesloes neuem Stadtteilchen.

Jörg Müller, von der Ingenieurgesellschaft GSP, die mit der Erschließung des Geländes beauftragt ist, kann berichten, dass schon bald Asphaltierungsarbeiten beginnen können. Auch der Lärmschutzwall in Richtung Bahnstrecke ist geplant. Tatsächlich scheint jetzt alles gut zu werden – nach mehreren Jahrzehnten Vorlauf.

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