Stormarner Tageblatt 11.10.2018
Polizeibilanz 2017 in der Kreisstadt: Zur Hälfte tragen Zweiradnutzer Schuld
Patrick Niemeier Bad Oldesloe Wie viele Radfahrer verunglückten 2017 in Bad Oldesloe? Sind sie besonders oft Unfallverursacher oder nur Unfallopfer? Gibt es besondere Unfallschwerpunkte? Diese und weitere ähnliche Fragen rund um die Thematik Radfahrer stellte der Oldesloer Hauptausschuss Michael Demski, dem Leiter des Oldesloer Polizeireviers.
2017 kam es zu 50 Unfällen, an denen Radfahrer beteiligt waren. Acht von ihnen wurden schwer verletzt, 38 leicht und nur vier Mal gingen die Unfälle ohne Verletzungen aus. „Wenn ein Radfahrer einen Unfall hat, verletzt er sich zumeist zumindest leicht. Das ist nicht ungewöhnlich“, so Demski. Ein Mal sei Trunkenheit im Spiel gewesen. Die Hälfte der Unfälle gingen auf das Konto der Radfahrer selbst. In 23 Fällen war ein Pkw der Verursacher, in zwei Fällen ein Lkw.
Person oder Autolack? „Wenn der Radfahrer schuld ist, geht es denn darum, dass das Unfallopfer eine Person ist oder um ein wenig Autolack?“, wollte Hartmut Jokisch (Grüne) wissen. „Tatsächlich ist es in den allermeisten Fällen der Autolack“, antwortete Demski. Eine ungewöhnlich hohe Gefährdung von Fußgängern durch Radler etwa im Innenstadtbereich sei ihm nicht bekannt. Allerdings – das müsse er einschränkend sagen – fehlen dazu konkrete Zahlen, denn Verwarnungen und Verwarngelder gehen nicht in die Statistik ein. „Oft bleibt es zunächst bei einem ermahnenden Gespräch, einer erzieherischen Ansprache. Ob das nachhaltig ist, das weiß man nicht. In vielen Fällen wohl leider nicht“, so Demski. Natürlich sei es so, dass ein nicht angepasstes Verhalten im Straßenverkehr auf beiden Seiten zu Unfällen führe. Hinzu komme es, dass manche Zweiradnutzer ihr Gefährt nicht zu 100 Prozent beherrschen. Es sei nicht so, dass die Radfahrer per se die Opfer von rücksichtslosen Autofahrern seien. „Sie sind der schwächere Verkehrsteilnehmer, daher öfter auch die, die bei dem Unfall verletzt werden, aber wie wir im Bereich der Unfallverursachung schon gesehen haben, haben sie an der Hälfte der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt sind, auch Schuld.“ Im Vergleich zu anderen Städten gebe es keine besondere Häufung von Unfällen.
„Bad Oldesloe würde da in den Statistiken nicht weit oben stehen. Im Gegensatz zu anderen Städten – gerade in Großstädten oder dem direkten Umland – sehen die Zahlen anders aus“, ist sich Demski sicher. Auch ein besonderer Unfallschwerpunkt lasse sich nicht feststellen. „Die Unfälle sind über das Stadtgebiet verteilt“, so Demski. Hinrich Stange (FBO) stellte fest, dass es beim Kurpark-Kreisel immerhin drei Unfälle in einem Jahr gegeben habe. „Da müsste ich jetzt aber explizit in jeden Unfall schauen, ob da die Ursachen gleich waren. Auch ein Sturz, an dem nur der Radfahrer beteiligt ist, gilt ja als Unfall“, so Demski. Generell werde jede Kreuzung, jeder Kreisel überprüft, wenn es dort fünf oder mehr Unfälle im Jahr gibt – egal mit welchen beteiligten Fortbewegungsmitteln. „Da schauen wir gemeinsam mit anderen Behörden, ob man baulich etwas verändern kann“, erklärte der Polizeidienststellenleiter.
Prävention und Schule Zur Prävention gerade mit Blick auf Schüler ließe sich sagen, dass man immer häufiger auf die großen Kontrollaktionen vor Schulen verzichte. „Das ist sehr aufwendig. Wir brauchen das Personal dafür, die Schule muss bereit sein, dafür Unterrichtszeit abzugeben und dann war es noch so, dass sich das irgendwie häufiger rumsprach und dann blieb das nicht verkehrssichere Rad mal ganz bewusst einen Tag zuhause. Der Erfolg dieser Aktionen stand in keiner guten Relation zum betriebenen Aufwand“, meinte Demski. Natürlich werde man aber gerade in der dunklen Jahreszeit jetzt wieder per Streife kontrollieren, ob Schüler – oder auch andere Radfahrer – zum Beispiel ein funktionierendes Licht an ihrem Zweirad haben. Diese Art der Kontrolle sei effektiver als die großen, konzertierten Aktionen.