Bäckerei-Sterben in Oldesloe

Stormarner Tageblatt   17.10.2018

Kühl gab im Sommer den Betrieb auf / Aktuell sind auch alle Schmidt-Filialen seit Wochen geschlossen

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Viele Bäckerstammkunden in Bad Oldesloe sind verwundert, manche wütend, einige traurig – denn die Bäckerszene in der Kreisstadt ist kräftig im Umbruch.

Zunächst war in der Bäckerei Kühl Schluss – nach 108 Jahren Familientradition in vierter Generation. Die Geschäfte in der Hamburger Straße am Schulzentrum und in der Sparkasse Holstein an der Hagenstraße schlossen im Sommer. Aus privaten Gründen hatte sich die Familie Kühl dafür entschieden. Doch zumindest die Filiale in der Hagenstraße konnte fast sofort wieder neu eröffnet werden. Denn Kühl war es gelungen, die Bäckerei Knaack – die zum Möllner Unternehmen „von Allwörden“ gehört – für den Standort zu gewinnen. Bereits Mitte Juli öffneten sich die Türen wieder und Kunden können weiterhin ihre Brötchen dort kaufen oder ihren Cappuccino im Café genießen. Die Filiale am Schulzentrum hingegen ist bis heute geschlossen.

Anfang September verabschiedete sich das Team der Bäckerei Schmidt zunächst in einen Betriebsurlaub, wie Schilder in den vier Filialen (Mühlenstraße, Aldi West, Hamburger Straße und Hindenburgstraße) verrieten. Eigentlich sollten die Türen sich am 9. September wieder öffnen. An einigen Filialen wurde daraus 19. September und dann der 30. September – bis jetzt passierte nichts.

2011 hatte Matthias Schmidt das Traditionsunternehmen, das er selbst 2003 von seinem Vater übernommen hatte, an den aktuellen Inhaber Dieter Hildebrandt übergeben. Schmidt war wichtig, dass Tradition und Marke der Oldesloer Bäckerei, die 1957 von seinem Großvater Wilhelm gegründet worden war, fortgeführt werden. Das sicherte Hildebrandt damals zu. Aktuell stehen die Kunden jetzt vor verschlossenen Türen. „Das Personal wusste auch nicht, was genau los ist und wie es weitergeht“, erklärt eine Kassiererin bei Aldi neben der Schmidt-Filiale im West-Neubaugebiet.

Verärgert über die Informationspolitik „Wir haben auf einen Schlag hier in der Umgebung gar keinen Bäcker mehr. Schmidt und Kühl in der Hamburger Straße weg und der Bäcker hier bei Aldi auch“, sagt Hans-Wilhelm Kröger, der angibt regelmäßig bei Schmidt eingekauft zu haben. Über die Informationspolitik sei er wirklich verärgert. Er sei durch die ständig verlängerten Betriebsurlaubsmeldungen verwundert gewesen, habe aber auch telefonisch niemanden erreicht. Mittlerweile glaube er an keine Rückkehr mehr. Seine Wahl sind nun die Brötchentheke einer Tankstelle und der Hansebäcker in der Innenstadt. „Die sind auch nicht schlecht“, so Kröger.

Der amtierende Bürgermeister Horst Möller ist erstaunt über die offensichtlichen aktuellen Leerstände, sagt aber, dass er auch nicht informiert worden sei, wie es weitergehe. „Ich weiß auch nicht mehr, als das, was der Flurfunk so sagt und das möchte ich nicht kommentieren. Das wäre nicht seriös“, erklärt Möller. Jeder denke sich natürlich seinen Teil. Da es keine offizielle Erklärung gebe, brodele die Gerüchteküche. Schmidt-Inhaber Dieter Hildebrandt aus Hohenlockstedt bei Itzehoe, der 2016 auch Mitgründer des Online-Portals mybackery.de war, war für unsere Redaktion trotz mehrfacher Kontakt-Anläufe seit Wochen nicht zu erreichen.

Die städtische Ladenflächenmanagerin Inke Koch berichtet, dass sie mit dem Inhaber der Immobilien schon seit geraumer Zeit Gespräche führe. „Wir kannten die Situation und sind lange mit dem Eigentümer im Kontakt. Die Geschäfte in der Innenstadt haben eine Superlage. Da werden wir etwas finden. Ob das dann wieder ein Bäcker sein wird oder auch was anderes, entscheidet der Eigentümer. Dem möchte ich nicht vorgreifen“, so Koch.

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