Weniger Straftaten, aber die Angst steigt

Stormarner Tageblatt   18.10.2018

Kriminalitätsbilanz: Bürger fühlen sich unsicherer / Kripochef: „Kein Grund zur Besorgnis“

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Würde man glauben, dass die Kommentarspalten in Sozialen Netzwerken die Realität abbilden, müsste man den Eindruck gewinnen, dass die Kriminalität in Bad Oldesloe in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen hat. Das subjektive Sicherheitsgefühl hat offenbar abgenommen.

„Wir hören von Mitbürgern, dass sie abends in der Innenstadt Angst haben“, sagt beispielsweise Hinrich Stange (FBO). Und das bewegte seine Fraktion wohl dazu, im Hauptausschuss – in seiner Rolle als Polizeibeirat – einige Fragen auch direkt in diese Richtung zu stellen. Doch Kripoleiter Hans-Jürgen Köhnke konnte dieses Gefühl mit Zahlen widerlegen. Zwar ist die Gesamtzahl an Taten in Bad Oldesloe von 2016 auf 2017 leicht von 2096 auf 2117 gestiegen, allerdings ist die Tendenz allgemein weiter rückläufig. Hinzu käme, dass eine hohe Anzahl an Kellereinbrüchen durch vermutlich einen Täter die „Statistik echt ein wenig verdorben hat“, erklärte der Kripochef. Insgesamt ließe sich aber ganz klar sagen, dass 2008 noch 2608 und 2010 sogar 2661 Taten in der Kreisstadt verzeichnet wurden. „Dass also in den vergangenen Jahren die Taten insgesamt mehr geworden sind, stimmt nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Es gab vor zehn Jahren deutlich mehr Taten“, stellte Köhnke klar.

Außerdem gebe es in Bad Oldesloe auch keinen Bereich, der besonders gefährlich sei, weder der Kurpark noch die Innenstadt. „Aber wenn es diese Gefühle der Mitbürger gibt, nehmen wir das natürlich ernst und versuchen, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen“, so Köhnke weiter.

Konkret lässt sich auch das Gerücht entkräften, dass es zu mehr Körperverletzungen gekommen sei. 2016 waren es 241 Taten, 2017 waren es nur noch 196. „Auch das ist deutlich unter dem Niveau von 2008 mit 284 Taten“, so der Kripo-Chef. Gröbere Gewaltdelikte seien leicht angestiegen. „Aber hier sind es 51 statt 47 Taten im Vergleich zum Vorjahr. Das ist absolut kein Grund zur Besorgnis“, erklärte Köhnke weiter.

Besonders positiv sei die Entwicklung im Bereich der Jugendkriminalität. Leichte Körperverletzungen durch unter 21-Jährige sind von 62 auf 41 Vorfälle zurückgegangen. Schwerere Gewalttaten sogar von 29 auf nur noch vier. 2017 kam es außerdem zu keinem Raub durch einen unter 21-Jährigen in der Kreisstadt. „Wir können ganz klar sagen, dass die Angst steigt, obwohl die Anzahl der Taten zurückgeht. Das ist ein gesellschaftliches Phänomen. Das hat auch eine wissenschaftliche Studie belegt“, betonte Köhnke. Der vor allem von Rechtspopulisten immer wieder vorgetragene Vorwurf, dass Migranten am Großteil der Straftaten beteiligt seien und immer mehr Taten verschuldeten, konnte entkräftet werden. Taten von „Nicht-Deutschen“ sind von 255 auf 218 in Bad Oldesloe deutlich zurückgegangen. 2016 war diese Bevölkerungsgruppe an 29 Prozenten der Taten beteiligt, 2017 waren es 27 Prozent. „Auch hier sind die Zahlen also eher rückläufig, als dass es mehr werden würden“, verweist Köhnke.

Eine weitere Nachfrage zielte in die Richtung Rauschgiftkonsum. In diesem Bereich waren 2017 in Bad Oldesloe 15 Prozent der Straffälligen „Nicht-Deutsche“. Die FBO interessierte sich vor allem für Rauschgift an den Oldesloer Schulen. „Wir bekommen in Einzelfällen Hinweise, aber wir konnten da nie etwas Auffälliges feststellen“, erklärte Köhnke. Insgesamt seien die Betäubungsmittel-Vergehen in Bad Oldesloe von 114 im Jahr 2016 auf 78 in 2017 zurückgegangen. Mit den Verhältnissen im Bargteheider Schulzentrum, wo der gegenteilige Trend der Fall sei, ließe sich das Oldesloer Schulzentrum absolut nicht vergleichen. „Es gibt in Bad Oldesloe kein größeres Problem“, betonte Köhnke.

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