„Unique“-Schule in Bad Oldesloe?

Stormarner Tageblatt   08.02.2019

Es könnte bereits in diesem Sommer losgehen

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Eigentlich sollte das Thema noch gar nicht so richtig an die Öffentlichkeit gelangen. Bad Oldesloes Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak schaute entsprechend überrascht und ein wenig erschrocken, als Jörn Lucas (CDU) im aktuellen Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss unter dem Punkt „Mitteilungen und Anfragen“ von einem durchaus spannenden Projekt berichtete. „Eine Bekannte von mir ist in ein Projekt involviert. Man hat mir berichtet, dass das Interesse besteht, in Bad Oldesloe eine Privatschule zu eröffnen“, so Lucas. „Es handelt sich um ein alternatives Schulkonzept. Das sieht man vielleicht nicht gleich bei uns in der CDU beheimatet als Thema, aber ich denke, wir sind da durchaus offen und gespannt“, sagte Lucas weiter.

„Eigentlich wollte ich das Thema erstmal im nicht-öffentlichen Teil ansprechen und ein wenig berichten“, zuckte Sobczak mit den Schultern. „Aber da das nun hier öffentlich angesprochen wurde, kann ich es ja durchaus bestätigen“, so der Bürgeramtsleiter weiter. „Das Projekt heißt Unique Stormarn und da es dazu auch eine Homepage gibt und Informationsveranstaltungen, denke ich auch nicht, dass das ein großes Geheimnis ist, die Informationen sind ja jedem zugänglich“, so Sobszcak weiter. Generell wolle er von der Lokalpolitik gerne wissen, ob sie sich so einem Projekt gegenüber offen zeige. „Aufmerksam geworden ist man auf Bad Oldesloe wohl dadurch, dass zu lesen war, dass die Kurparkschule wohl – laut dieser Aussagen – leersteht und man sich dann ja quasi mit einem Schulprojekt dort einmieten könne“, meinte Sobsczak. „Für uns ist es wichtig, ob wir diese Gespräche überhaupt weiterverfolgen sollen. Wenn der Ausschuss direkt sagt, dass er kein Interesse an so einer Schule in Bad Oldesloe hat, dann können wir das ja auch ablehnen“, führte der Bürgeramtsleiter weiter aus. So sei es schließlich damals bei der Waldorfschule gelaufen, die schlussendlich im Jahr 2012 in Bargteheide statt in der Kreisstadt eröffnet wurde.

Die Ausschussmitglieder äußerten zunächst keine Bedenken gegen eine Aufnahme der Gespräche mit der Initiative rund um die „Unique- Stormarn-Schule“. Laut eigener Aussage möchte der Verein sein ambitioniertes Projekt bereits im Sommer 2019/2020 starten. Träger der staatlich anerkannten Ersatzschule wäre der Verein Stormarii, der offiziell erst im Oktober 2018 mit Sitz in Elmenhorst gegründet wurde. Aktuell soll der erste Jahrgang mit ungefähr 30 Kindern starten. Geplant ist eine Ausrichtung auf die Jahrgänge eins bis acht.

Das Konzept der Unique-Schule soll sich, so der Wunsch der Initiatoren, an den Konzepten unterschiedlicher alternativer Pädagogen und Didaktiker orientieren. Die Schulgründer berufen sich dabei vor allem auf Maria Montessori, Heinrich Pestalozzi, Rebecca Wild sowie die moderne Hirnforschung. Aus diesen pädagogischen Konzepten und Forschungsergebnissen haben sich dann die Grundlagen für die freie Unique-Schule ergeben, die sich durchaus von Regelschulen zum Teil elementar unterscheiden. Dazu gehört zum Beispiel das selbstbestimmte Lernen.

Mit diesem soll die intrinsische Lernmotivation eines jeden Kindes erhalten bleiben. Trotzdem, so ist man sich sicher, werden alle Lernbereiche nach den Vorgaben der Landesregierung umgesetzt. Ein wichtiger weiterer Faktor ist die sogenannte „Soziokratie“, die davon lebt, dass jedes Mitglied der Schule in einer wöchentlichen Versammlung dasselbe Mitbestimmungsrecht hat. Dabei werden Entscheidungen nach dem „Konsent-Verfahren“ getroffen. Das heißt, dass ein Beschluss erst gilt, wenn kein Anwesender mehr gravierende Einwände hat. Neben einem gemeinsamen Mittagessen soll es außerdem auch ein Nachmittagsangebot bis 16 Uhr geben.

Die Initiatoren vom gemeinnützigen Stormarii e.V. gehen auf ihrer Homepage von einem jährlichen Wachstum von zehn bis 20 Kinder im Jahr aus. Die Wachstumsgrenze würde vermutlich im Endeffekt bei 100 bis 120 Kindern liegen. Finanziert werden soll die Schule durch Kleinbürgschaften der Eltern, Schulgeld, das die Eltern zahlen, Sponsoring, Spenden sowie eigene Aktionen und Crowd Funding. Ab dem dritten Bestandsjahr könnten auch Landesmittel fließen. „Wir werden in Gespräche gehen und dann darüber berichten, was dabei rausgekommen ist“, so Bürgeramtsleiter Sobsczak.

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