Mensa-Catering für die Schul-Mülltonne?

Stormarner Tageblatt   08.03.2019

Mensa-Catering für die Schul-Mülltonne?

In den grünen Tonnen hinter der Stadtschul-Mensa sollen täglich 100 Portionen Schüler-Essen entsorgt werden.nie
In den grünen Tonnen hinter der Stadtschul-Mensa sollen täglich 100 Portionen Schüler-Essen entsorgt werden.nie
 

 

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Gerade schien es rund um die Mensen an Oldesloes Schulen ruhiger geworden zu sein, da fand massive Kritik ihren Raum im aktuellen Bildungs- , Sozial- und Kulturausschuss. Zahlreiche Eltern waren erschienen, um sich über die Qualität des angebotenen Essens an den Grundschulen zu beschweren. Während man mit dem privaten Team von „Lückenfüller“ im Schulzentrum in der Olivet-Allee total zufrieden sei, das im vergangenen Jahr dort die Mensa vom Caterer Dussmann übernahm, ist die neue Kritik an den weiterhin vom Berliner Caterer belieferten Mensen der Grundschulen in ihrer Härte drastisch.

Die angebotenen Speisen seien nicht kindgerecht. Täglich würden alleine an der Stadtschule auch daher 100 Essen weggeschmissen. Marion Cornehl, Elternsprecherin der Stadtschule, legte nach: „Es gibt zahlreiche Beschwerden und sie werde immer mehr. Hinzu kommt es, dass die Firma Dussmann nicht wie versprochen mit Bio-Lebensmitteln arbeitet. Außerdem werden die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht erfüllt“, berichtet sie. Für ein Bio-Siegel, das auf den Speiseplänen auftauche, besitze Dussmann laut Nachfrage gar keine Zertifizierung für Bad Oldesloe. „Als wir um frische Speisen gebeten haben, hat man uns erklärt, dass die Küche in der Stadtschule das nicht hergibt, dass dort die DGE-Standards eingehalten werden könnten“, so Cornehl weiter. „Den Hinweis dazu und zum Bio-Anteil können wir nicht nachvollziehen. Unsere Speisenpläne gestalten wir in Anlehnung an die DGE-Qualitätsstandards“, erwidert Melanie Mehls, Pressesprecherin des kritisierten Caterers.

„ Der Bio-Anteil ist sogar höher als die vertraglich vereinbarten 30 Prozent. Das Bio-Sortiment umfasst Fleisch, Gemüse, Kartoffeln sowie das Salatbüfett und ist für noch mehr Transparenz mit einem grünen Label gekennzeichnet. Als Nachweis stellen wir der Stadt und der Elternvertretung regelmäßig unsere Einkaufslisten zur Verfügung. Hierzu gab es keine Hinweise an uns“, so Mehls weiter.

„Wir schauen den Speisenplan durch und ob wenigstens die Beilagen gegessen werden können. Es kann doch nicht das Ziel sein, dass die Kinder hungrig nach Hause kommen“, zeichnet Christian Löffler als betroffener Vater ein ganz anderes Bild. „Alles ist paniert oder fritiert. Wir sind es leid und fordern, dass Maßnahmen ergriffen werden“, so Cornehl.

Sie zeigte sich verwundert, dass das Nichteinhalten von Zusagen durch Dussmann nicht längst Thema in der Politik und der Verwaltung sei. „Wir haben auch festgestellt, dass dort Vertragsbestimmungen nicht eingehalten wurden und haben entsprechend reagiert“, sagt Thomas Sobzcak, Leiter des Bürgeramts. „Es ist schwierig für uns genau zu überprüfen, wie viel Prozent Bio-Lebensmittel verwendet werden. Der Vertrag mit Dussmann hat auch seine Schwächen, weil viele Beteiligte ihre Anregungen dort mit hineinnehmen konnten“, erklärt er.

Für eine Kündigung des Vertrags mit Dussmann reichen die angeführten Punkte nicht aus, so die Verwaltung. Das sei auch nicht angestrebt. Abmahn- und Bußgeldverfahren würden geprüft und eingeleitet, wenn einzelne Inhalte nicht umgesetzt werden. „Zum vertraglich vereinbarten Menü bieten wir ein zweites zur Auswahl. Wir haben in der letzten Zeit bemerkt, dass dadurch mehr Reste zurückbleiben und werden hier nachsteuern. Da uns die Nachhaltigkeit unserer Dienstleistungen sehr wichtig ist, starten wir gerade ein Pilotprojekt gemeinsam mit United Against Waste, das sich zum Ziel setzt, die Menge an Lebensmittelabfällen in den Pilotbetrieben um bis zu 30 Prozent zu reduzieren“, erklärt Mehls. Von Schülern käme an der Qualität des Essens im übrigen auch fast keine Kritik. Für die anwesenden Eltern steht derweil fest, dass sie mit Dussmann nicht in das Schuljahr 2019/20 gehen wollen, auch wenn die Verwaltung „scheinbar krampfhaft an dem Caterer“ festhalte.

Eine mögliche Lösung wäre, dass das „Lückenfüller“-Team auch die Grundschulmensen übernehme. Timo Skudlarz und Janine Irentschiuk zeigten sich durchaus interessiert und gesprächsbereit. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist das mehr als eine Überlegung wert. Wir wollen gutes Essen für die Kinder. Das steht im Vordergrund. Da arbeite ich auch gerne noch mehr“, so Skudlarz. „Ich lebe diesen Job“.

„Wir möchten die Schüler gern weiter verpflegen. Daher nehmen wir die Kritik der Eltern sehr ernst und feilen stetig an der Qualität“, betont Mehls und sagt, dass Dussmann weiter vor Ort bleiben möchte.

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