Stadtfest und Events als Innenstadt-Retter

Stormarner Tageblatt   06.04.2019

Besucher der Oldesloer Fußgängerzone wünschen sich mehr Kulturangebot und Erlebniswert

Präsentation im Kub-Saal: In Sachen Publikumsresonanz hatte sich Bürgermeister Jörg Lembke mehr versprochen. Nur wenige Vertreter aus Lokalpolitik, dem Kreis, der  Kaufleute und der Wirtschaftsvereinigung waren vor Ort. Niemeier
Präsentation im Kub-Saal: In Sachen Publikumsresonanz hatte sich Bürgermeister Jörg Lembke mehr versprochen. Nur wenige Vertreter aus Lokalpolitik, dem Kreis, der Kaufleute und der Wirtschaftsvereinigung waren vor Ort. Niemeier

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Die Besucher der Oldesloer Innenstadt nehmen diese nicht als besonders lebendig wahr. Sie habe aktuell keinen hohen Erlebnis- oder Unterhaltungswert. Auch Biergärten und ähnliche Treffpunkte fehlen den Passanten, während die Gastronomie an sich als gut bewertet wird.

Das sind einige Ergebnisse der Studie „Vitale Innenstädte“ des Instituts für Handelsforschung (IFH) aus Köln. Die Kreisstadt nahm an der Studie gemeinsam mit 115 weiteren Städten aus dem ganzen Bundesgebiet teil. Nicolaus Sondermann vom IFH aus Köln stellte die Ergebnisse vor. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Saal voller ist“, zeigte sich Bürgermeister Jörg Lembke vom geringen Interesse der Mitbürger ein wenig enttäuscht. So verpassten viele die eher schlechten Nachrichten, dass sich die Durchschnittsbenotung der rund 420 Befragten im Vergleich zu 2016 verschlechtert hat. Die Attraktivität der Innenstadt erhielt von ihren Besuchern nur noch eine 3,3.

Während das Dienstleistungsangebot von Frisör bis Reinigung als gut bewertet wurde und auch die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln ebenfalls eher positiv gesehen wird, zeigte sichSchwächen in Sachen Branchenmix. Die Segmente „Foto, Computer, Unterhaltungselektronik“ sowie „Wohnen, Einrichten und Dekorieren“ kamen schlecht weg. Kritik gab es aber allem an der Aufenthaltsqualität sowie dem Freizeit- und Kulturangebot.

Der Bereich innerstädtische Veranstaltungen scheint ein Hebel zu sein, den Event-Organisatoren und Stadtverwaltung bedienen könnten, um die Stadt lebendiger zu gestalten. Genau das scheint der Wunsch der Oldesloer zu sein. Aktuell gaben über 71 Prozent der Befragtem an, dass zum Beispiel das beliebte Stadtfest und ähnliche Events dazu führten, dass sie die Oldesloer Innenstadt häufiger besuchten. Eine Einschätzung die über dem Bundesdurchschnitt liegt. Dem entgegen steht die Kritik an der alltäglichen Lebendigkeit und dem Freizeitangebot in den Einkaufsstraßen. Während bundesweit über 47 Prozent beantworteten, dass ihre Innenstädte einen hohen Unterhaltungswert haben, waren es in Bad Oldesloe nur erschreckende 16 Prozent.

„Tatsächlich sollten Sie schauen, was Sie vielleicht am Branchenmix noch machen könnten oder wie man mit mehr Freizeitangeboten die Leute in die Innenstadt holen kann“, so Sondermann. „Sehenswürdigkeiten kann man sich ja nicht einfach hinstellen“, ergänzte der Fachmann.

Viele Symptome seien für die Stadtgröße und die Nähe zu einer Metropole aber nicht ungewöhnlich, allerdings schnitt Oldesloe noch ein wenig schlechter ab, als der Durchschnitt.

Sondermann ermahnte die wenigen bei der Präsentation anwesenden Kaufleute, die Wichtigkeit von Onlineauftritten nicht zu unterschätzen „Ohne eine Homepage und Onlinepräsenz geht es nicht mehr“, so Sondermann. 45 Prozent der Innenstadtkunden würden sich online informieren, auch wenn sie später in ihren lokalen Geschäften einkaufen gehen.

„Wir hatten uns natürlich ein anderes Ergebnis erhofft und stehen schlechter da, als wir dachten. Aber wir wollen die Dinge ja angehen“, so Lembke. Gerade durch das regelmäßig sehr gut besuchte Kulturzentrum habe er den Eindruck gehabt, dass man schin recht viel für das Angebot getan habe.

„Natürlich haben sie das schöne Kub mit einem tollen Angebot. Da muss man sich fragen, ob das allen schon so bekannt ist“, wies Sondermann daraufhin, dass auch Kommunikationsprobleme bestehen könnten. Ob es zum Beispiel auch so sein könnte, dass Oldesloe eher ein Imageproblem habe, Informationen vielleicht gar nicht beim potenziellen Besucher landeten oder warum Personen die Stadt nicht besuchten und „auf der grünen Wiese“ einkauften, sei aber nicht Teil der Umfrage.

„Natürlich ist es so, dass uns qualitative, lokale Informationen wie zum Beispiel, dass das Kub kurz vor der Befragung gerade Sommerpause hatte, fehlen.“, erklärte Sondermann. „Ich möchte – auch gerade die Wirtschaftsvereinigung – dazu aufrufen, positiv über Bad Oldesloe zu sprechen und konstruktiv zu sein. Ich höre nur immer,was schlecht ist und was andere Städte wie Ahrensburg oder Bargteheide angeblich haben. Ich war letztens in Bargteheide, da habe ich mich dann gefragt, warum da ein Oldesloer oder irgendwer hinfahren sollte“, so Horst Möller (CDU). Er bat darum, dass man sich auf Stärken besinne und nicht immer nach Schwachpunkten suche.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.