Betrachtungen zum Wochenausklang: Von allen guten Geistern verlassen?

Stormarner Tageblatt  02.11.2019

Stormarner Wochenschau

Von allen guten Geistern verlassen?

Süßes oder Saures! Reformations-Halloween-Party in der Matthias-Claudius-Kirche zu Reinfeld.  Megi Balzer
Süßes oder Saures! Reformations-Halloween-Party in der Matthias-Claudius-Kirche zu Reinfeld. Megi Balzer

Cordula Poggensee und Volker Stolten

„Reformaween“ Wie sich die Zeiten ändern: Damals im Mittelalter steht die Hexenverbrennung weit oben auf der Agenda der katholischen Kirche. Heute gehen Hexen unbehelligt durch die Straßen. Zugegeben: Es ist Halloween und die Hexen sind nicht echt, nur verkleidet. Aber echte Hexen gab es auch damals nicht. Nicht mal verkleidet. In Reinfeld dürfen Eltern und Kinder wieder als Hexen, Geister und Co. verkleidet sogar ins Gotteshaus, um eine Halloween-Party zu feiern und gleichzeitig mit einem Gottesdienst einen Mann zu ehren: Martin Luther. Denn es ist nicht nur Halloween, sondern auch Reformationstag. Und das ist das viel wichtigere und einschneidendere Ereignis.

Vor gut 500 Jahren begehrt dieser eine Mönch, Martin Luther, gegen die katholische Kirche auf, kämpft gegen alle Widerstände. Er schlägt am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen speziell gegen die Pay-Kirche, also den Ablasshandel, und die Kirchenerneuerung ganz allgemein an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Eine wahre Heldentat und der Beginn eines neuen Zeitalters. Wäre der Reformator nicht gewesen, wer weiß, wie viele Jahrhunderte die katholische Kirche ihre Schäfchen weiter kräftig zur Kasse gebeten hätte …

Aber muss man beide Dinge in einen (Rummel-) Pott werfen? Ein Reformations-Gottesdienst in Halloween-Verkleidung. Widerspricht sich das nicht? „Nein“, ist Pastorin Christina Duncker überzeugt. So könnten Eltern die Reformation feiern und die Kinder Halloween, den Grusel-Brauch irischen Ursprungs immer am Tag vor Allerheiligen („All Hallow’s Eve“) – beides unter einem Kirchendach. So gesehen eine Win-Win-Situation. Die Kirche zeigt sich offen für Neues und tut gut daran, mit der Zeit zu gehen, um nicht unterzugehen. Wie gesagt. Die Zeiten ändern sich. Das gemeinsame Reformations-Halloween-Fest mag nicht jeder gutheißen. Auch das ist okay. Verteufeln sollte man es aber auch nicht.

Saal oder nicht Saal Bereits zum dritten Mal stand die Raumplanung für die Erweiterung und Sanierung des Ahrensburger Rathauses auf der Tagesordnung der Stadtvertreter – und zum dritten Mal wurde eine Entscheidung darüber vertagt. Der Grund: Unklarheiten zur Förderung eines angedachten 400 Quadratmeter großen Saales, der Mehrkosten von 1,6 Millionen Euro bedeuten würde. Die Verwaltung hatte im Vorfeld den Auftrag bekommen, in Kiel Möglichkeiten einer finanziellen Förderung für den Saal in Erfahrung zu bringen. Doch die Antwort aus der Landeshauptstadt kam aus Sicht der Stadtvertreter zu spät, um sie eingehend zu studieren. Die Reaktion: Die Mehrzahl der Stadtverordneten stimmten dafür, die Entscheidung über die Raumplanung insgesamt zu vertagen.

Das ist hinsichtlich des Saalbaus nachvollziehbar und vielleicht sogar verantwortungsvoll. Dass dabei aber der gesamte Rathausanbau inzwischen drei Monate länger nicht auf den Weg gebracht wurde, als vorgesehen, nehmen die Stadtverordneten billigend in Kauf. So ignorierten sie den Vorschlag, den Anbau erst einmal anzustoßen und später über den Saal zu entscheiden, ebenso, wie den völlig einsichtigen Einwand, dass in Kiel vermutlich erst über eine Förderung entschieden werden würde, wenn überhaupt eine Planung vorliege. Sicher: Manchmal stellt sich die Frage, ob erst das Huhn oder das Ei da gewesen sei. Aber in anderen Fällen ist es eindeutig: Ein Küken kann ganz sicher erst dann schlüpfen, wenn zuvor tatsächlich ein Ei gelegt worden ist.

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