Gutes Kursangebot oder Optimierungswahn?

Stormarner Tageblatt  04.11.2019

Hunderte Kinder nutzen das Angebot der „Oase“ an zwei Bad Oldesloer Grundschulen/Politiker befürchten Überbehütung von Kindern

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Dass die Angebote des offenen Ganztags an der Oldesloer Grundschule West und an der Klaus-Groth-Schule kompetent gestaltet und liebevoll durchgeführt werden, daran zweifelte beim Bildungs- Sozial- und Kulturausschuss der Stadt niemand. Dass Eltern aber zu viel von diesem Angebot erwarten, dass Kinder, die eigentlich nach Hause könnten, dort „geparkt“ werden oder dass Kindern ihre Freizeit durchgetaktet wird, dass wird befürchtet.

Seit 2014 hat der Oase e.V. die Trägerschaft für die offene Ganztagsschule an den beiden Grundschulen übernommen. Im vergangen Schuljahr nahmen insgesamt 408 Kinder das Betreuungs- und Kursangebot der Bildungseinrichtungen in Anspruch. Zwölf feste Mitarbeiter und zwei Sozialpädagogen in Teilzeit sowie zwei Personen zur Hausaufgabenbeaufsichtigung werden an der KGS beschäftigt. An der GWS sind es fünf feste Mitarbeiter und eine Hausaufgabenbeaufsichtigung. Das Ganze ist also ein Mammutprojekt geworden.

Die Oase bietet an den Schulen jeweils Kurse für Kinder an, die in der festen Betreuung sind, aber auch für Kinder, die nicht an der Betreuung teilnehmen. Dieses Kurssystem ist relativ umfangreich, wirkt wie eine kleine Volkshochschule und bietet von Sport über Basteln, Musik bis hin zu Yoga oder Entspannungsübungen ein breites Spektrum.

Deutlich wurde im Bericht der Oase, dass Eltern allerdings immer häufiger individuelle Vorstellungen haben. „Die Kommunikation mit Eltern wird oft durch unterschiedliche Kultur-, Bildungs- und Erziehungsverständnisse erschwert“, so Andrea Kefrig-Blase, Leiterin der Oase. Außerdem scheinen auch hier die berühmten „Helikoptereltern“ zuzuschlagen. „Es gibt höhere Erwartungen und Anforderungen einiger Eltern, die statt einer Hausaufgabenaufsicht Nachhilfe einfordern, sowie ein Mehr an individueller Förderung. Es wurden verstärkt spezielle, individuelle Wünsche an uns herangetragen. Konfliktgespräche mit Eltern nahmen in diesem Jahr einen größeren Raum ein“, so Kefrig-Blase.

Außerdem sei die Zahl der Kinder aus den Regelkindergärten und DAZ-Zentren mit seelischen und körperlichen Einschränkungen weiter angestiegen. Ein Konfliktpunkt sei es weiterhin auch, dass Eltern ihre Kindern nicht zu den festen Abholzeiten abholen wollen, sondern dann, wenn es ihnen gerade gut passt.

„Ich finde, es wird zu viel angeboten und zu viel möglich gemacht, was irgendwelche Eltern fordern. Die Kinder müssen auch Kind sein dürfen. Es reicht nicht, an die Eltern zu appellieren, ihre Kinder und die Verantwortung nicht einfach abzugeben. Das zeigt sich doch beim Verkehrschaos vor den Schulen beim Abholen, was Appelle an die Vernunft bringen “, so Cornelia Steinert (Die Linke). Sie schätze die Arbeit der Oase, würde sich aber wünschen, wenn es nur an einigen Tagen wenige Kurse gebe und ansonsten eher eine Art beaufsichtigten Freiraum für die Kinder. „Das geht in dieser Form in die falsche Richtung. Das Kursangebot hat etwas vom Optimierungswahn, den die Eltern zum Teil bei ihren Kindern beginnen und deshalb deren Freizeit überfrachten“, so Steinert weiter.

Dass Entspannungs- und Yogakurse für Grundschüler angeboten werden, führe zu weit, fand auch Amelie Strehl (FBO). „Wir hatten auf unserem Hof schon häufiger Schulklassen. Die sind auch mal fasziniert und entspannt, wenn sie einfach einen Bach beobachten“, so Strehl, die sich auch gegen eine Überbehütung und Überforderung aussprach.

„Ich sehe das Problem. Es wird viel zu viel Programm angeboten. Es braucht mehr freie Räume für die Kinder. Das ist aber ein gesamtgesellschaftliches und kein Oldesloer Problem“, sagte Jörn Lucas (CDU).

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