Betrachtungen zum Wochenausklang: Unschöne Auswirkungen

Stormarner Tageblatt  09.05.2020

Stormarner Wochenschau

Unschöne Auswirkungen

Ärgernis oder Marktlücke? Werbung, die am Boden liegt und mit Füßen getreten wird...Megi Balzer
Ärgernis oder Marktlücke? Werbung, die am Boden liegt und mit Füßen getreten wird…Megi Balzer

Cordula Poggensee und Stephan Poost

Klebrig Die großen Aufkleber in der Fußgängerzone in Bad Oldesloe sind sicherlich gut gemeint, weisen sie uns doch darauf hin, Abstand zu halten und mit Mundschutz einkaufen zu gehen. Ob die Kundinnen und Kunden diese Aufkleber gut heißen, wird sich zeigen, werden sie doch wie Kleinkinder alle paar Meter gemaßregelt und immer wieder an längst in Fleisch und Blut übergegangene Verhaltensregeln erinnert. Ob diese Kunststoffaufkleber aus ökologischer Sicht sinnvoll sind, ist ebenfalls fraglich. Aber sie bedeuten zumindest für Bad Oldesloe eine Neuerung und damit auch eine neue, potenzielle Einnahmequelle für die Stadt. Wir dürfen gespannt sein, wann die ersten Politiker oder Verwaltungsbeamten auf die Idee kommen, die öffentlichen Fußwege als Werbeflächen zu vermieten. Ob die Oldesloer das gut heißen, wird sich gegebenenfalls zeigen.

Unpopulär Die allgemeinen Lähmungserscheinungen im öffentlichen Leben lösen sich derzeit überall. Doch statt des erhofften erleichterten Aufatmens werden auch in den Stormarner Städten und Gemeinden vor allem die Wunden aus einem Stillstand sichtbar, dessen Ausmaße nur im Ansatz auszumachen sind. Entsprechend geht es jetzt im Kleinen und Großen um finanzielle Schadensbegrenzung. So ist der in gutem Glauben beschlossene Ahrensburger Haushaltsplan für 2020 bereits jetzt überholt, ging man doch von Steuereinnahmen aus, die durch die Corona-Krise völlig unrealistisch geworden sind. Ganz klar: Es stehen unpopuläre Entscheidungen an, auch lange geplante Investitionen müssen unweigerlich dem Rotstrich zum Opfer fallen, Geld an Stellen gespart werden, für das manche lange gestritten haben. Einmal mehr keine leichte Aufgabe für die Überbringer schlechter Nachrichten – und zugleich eine moralische Verpflichtung für die engagierten Bürger und Kommunalpolitiker jetzt keine Kleinkriege zu führen, sondern das kurz- und langfristige Wohl der Stadt im Auge zu haben.

Aufgabe In dieser Woche hat im Kreis Stormarn in den vierten Klassen die Schule wieder angefangen. Weitere Klassenstufen werden in den kommenden Wochen folgen, und die Schulen sind jetzt gehalten, ihren Schülerinnen und Schülern die Einhaltung der Abstand- und Hygieneregel abzufordern. Kein leichtes Unterfangen, wie jeder weiß, der mal zur Schule gegangen ist. Da ist viel Disziplin nötig. Die meisten Kinder freuen sich darauf, endlich wieder zur Schule zu gehen. Zu lang war für viele Kinder die Zwangspause, die teilweise mit ödem Lernen vor dem Rechner und mit einem auferlegten „Stubenarrest“ verbunden war. Und auch viele Eltern freuen sich, dass ihre Sprösslinge zumindest teilweise betreut werden und langsam wieder in den Schulalltag hineinwachsen. Doch die Kinder der Eltern, die sich freuen, sind nicht die Verlierer der Krise. Das sind jene Kinder, deren Eltern es schlicht egal ist, ob ihre Kinder zur Schule gehen oder nicht. Oftmals sind es Kinder, die auch nicht mit notwendiger Technik ausgestattet sind, um dem digitalen Unterricht, sofern er denn stattfindet, zu folgen. Diese Kinder wieder einzufangen, wird nun eine Hauptaufgabe der Schulen sein.

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