Betrachtungen zum Wochenausklang: Manchmal stinkt’s zum Himmel

Stormarner Tageblatt  08.08.2020

Stormarner Wochenschau

Manchmal stinkt’s zum Himmel

Megi Balzer
Megi Balzer

Susanne Link, Patrick Niemeier und Stephan Poost

Tradition Das Bild des Enkelkindes, das mit den Großeltern Enten füttert, funktioniert generationsübergreifend. Haben wir nicht alle irgendwann einmal mit Oma und Opa Enten gefüttert? Wir haben es gut gemeint. Allerdings brauchen die Enten in den Teichen und an der Trave zum einen unsere Hilfe nicht. Zum anderen werden die Gewässer durch die Brotreste und den Kot der Enten, die einfach zu viel von dem Brot fressen, belastet. Es stinkt! Und wenn es sich nicht um ein Fließgewässer handelt, kippt der Teich sogar um. Und dann macht – wie es unsere Karikaturistin so treffend zeigt – das Entenfüttern überhaupt keinen Spaß mehr. Dieses Beispiel zeigt: Es scheint menschlich zu sein, gerade das besonders gründlich zu zerstören, was man liebt.

Abriss Die beiden Hochhäuser im Hölk und im Poggenbreeden in Bad Oldesloe gelten für viele Menschen als sozialer Brennpunkt in der Kreisstadt. Das liegt auch daran, dass die Wohnverhältnisse in den über 200 Wohnungen zum Teil laut der Bewohner und engagierter Stadtteilverbesserer wirklich schlecht sind. Der Bürgermeister plädiert daher für einen Abriss. Auch viele Anwohner wünschen sich, dass die stadtbildprägenden, architektonischen Verbrechen verschwinden. „Weg müssen die Dinger“, sagte dann auch einer der Teilnehmer der Ortsteilbegehung. Weg wären dann allerdings auch logischerweise die Wohnungen der Menschen, die dort aktuell wohnen. Einer der Betroffenen betont daher: „Nicht alle wohnen hier ungern. Günstiger bekommt man hier einfach nirgendwo eine Wohnung“, sagte er. Betretenes Schweigen der Umstehenden war die Folge. Sozialer Wohnungsbau und bezahlbare Mieten bleiben einfach ein zentrales Thema im gesamten Kreis. Durch die Ansiedlung von Niedriglohnunternehmen wie Amazons Logistikzentrum wird der Druck auf den Wohnungsmarkt und gerade auf den bezahlbaren Wohnraum noch zunehmen.

Ansiedlung Druck auf dem angespannten Wohnungsmarkt, mehr Bedarf an Kita- und Schulplätzen und Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor: Bad Oldesloes Bürgermeister, Jörg Lembke, sieht so einige negative Folgen durch die Ansiedlung von Amazon. Für die Stadtkasse springe dabei nicht viel heraus, sagt er. Aber grundsätzlich sei jede erfolgreiche Ansiedlung zu begrüßen. „Gewerbeansiedlungen sind ein wichtiger Faktor für die Entwicklung einer Stadt. Sie sichern die kommunale Finanzkraft, schaffen neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze und stärken die Kaufkraft“, sagt Lembke. Nur eben dies erwartet der Bürgermeister, wenn man genau hinhört, nicht wirklich von dem Onlineversandhändler. Finanziell lohnt es sich nicht, Kaufkraft wird sich vielleicht online verstärken, nicht aber im regionalen Einzelhandel und die Arbeitsplätze sind im Niedriglohnsektor. Vergessen darf aber nicht, dass sich über Letzteres Menschen freuen, die keinen Job haben.

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