Bad Oldesloer Verwaltung fehlen Nachwuchskräfte

Stormarner Tageblatt  26.09.2020

Die Personalsituation in der Kreisstadt bleibt angespannt / Zukunftsprognosen aktuell alarmierend

Patrick Niemeier Bad Oldesloe Immer mehr Aufgaben treffen auf ein hohes Durchschnittsalter der Mitarbeiter und Auszubildende, die nicht gehalten werden können – die Personalsituation in der Bad Oldesloer Stadtverwaltung bleibt angespannt.

Insgesamt bietet die Stadt eine Rekordzahl von 259 Stellen an. Von denen allerdings nur 215 besetzt sind. Der Stellenplan weist insgesamt eine deutliche Steigerung zum Jahr 2019 (242) und insgesamt sogar 60 Stellen mehr als noch 2013 aus. Hinzu kommen noch zehn Auszubildende und 15 FSJler. So kommt die Stadt Bad Oldesloe sogar auf maximal 284 Beschäftigte, wie der Personalbericht darlegt. Unter diesen sind übrigens – entgegen der öffentlichen Wahrnehmung – nur 20 Beamte. 62,5 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen. Bei den Führungskräften hält sich das Verhältnis fast die Waage mit 17 männlichen und 16 weiblichen Personen auf den Chefsesseln. „Drei Führungsposten sind nicht besetzt“, erklärt Hauptamtsleiter Malte Schaarmann (Foto) und weist so auf das zentrale Problem hin.

Denn trotz der gewachsenen Stellenzahl würden manche Bereiche am personellen Limit agieren. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sei groß. Dazu kommt, dass fast 30 Prozent der Beschäftigten bereits 55 Jahre und älter sind und somit in den nächsten 10 bis 12 Jahren aus dem Dienst ausscheiden werden. Gleichzeitig sind nur fünf Prozent der Beschäftigten unter 30 Jahre. Das Hauptamt hat ausgerechnet, dass in den nächsten 15 Jahren sogar fast 50 Prozent aller Mitarbeiter das Rentenalter erreichen. Die gewünschte und benötigte Verjüngung gelinge bisher nicht. „Diese Zahlen sind alarmierend“, heißt es aus dem Hauptamt. Das Gewinnen von Nachwuchskräften sei eine zentrale Herausforderung. „Zwar bildet die Stadt Bad Oldesloe weiterhin verstärkt eigene Nachwuchskräfte aus und gibt auch vielen Berufsanfängern eine Chance, allerdings ist es schwierig, diese jungen Menschen dann bei der Stadt zu halten“, muss sich die Verwaltung eingestehen. Das liege zum einen an Alternativen auf dem Arbeitsmarkt zum anderen daran, dass die Bindung zu Bad Oldesloe oftmals nicht ausgeprägt sei. „Hier gilt es eine Strategie zu entwickeln, um ein personelles Ausbluten der Verwaltung zu verhindern“, lautet das Fazit. „Ich würde vorschlagen, dass gezielt Programme gestartet werden, um die Auszubildenden für Führungspositionen zu qualifizieren und ihnen so zu zeigen, dass man auf sie setzt“, sagt Andreas Lehmann (CDU). Er kritisiert, dass es an Innovation fehle, die es in anderen Verwaltungen gebe. „Wir finden, dass der eingeschlagene Weg gut ist. Es sollte nicht nur auf Führungskräfte gesetzt werden“, sagt hingegen Hendrik Holtz (Die Linke). Auch ganz „normale Karrieren“ müssten möglich sein. Die bittere Bilanz aktuell: die Auszubildenden, die 2019 ihre Prüfung zum Verwaltungsfachangestellten absolvierten, konnten nicht gehalten werden. „Leider haben alle kurz nach der Ausbildung die Stadt verlassen“, bestätigt die Stadtverwaltung. Anders als gedacht, konnten Vakanzen somit nicht ausgeglichen werden.

Ein weiteres Problem: Manche der gewünschten Ausbildungsstellen vom Gärtner beim Bauhof, bis zum Veranstaltungskaufmann beziehungsweise –kauffrau im Kulturbereich konnten nicht verwirklicht werden. „Man braucht Bewerber, von denen man glaubt, dass sie es schaffen und zusätzlich die Mitarbeiter mit Kapazitäten für die Ausbildung“, erläutert Schaarmann. Das Finden passender Bewerber sei allgemein in manchen Bereichen weiterhin ein Problem. Freie Stellen und anfallende Mehrarbeit sorgen derweil bereits für Überstunden. Im Bereich des Hauptamts sind es im Schnitt 82,32 Überstunden pro Jahr. Mit insgesamt 8452 Überstunden 2019 bleibt diese Zahl in der gesamten Verwaltung auf einem seit 2016 zu hohen Niveau. Dass manche Stellen unbesetzt blieben und Abteilungen somit unterbesetzt sind – was sich auch in sechs Überlastungsanzeigen niederschlägt – könnte der Grund für eine hohe Anzahl an Kurzzeiterkrankungen in der Verwaltung sein, die der Landesrechnungshof bereits 2017 attestierte. Im Durchschnitt war jeder Mitarbeiter der Stadt im vergangenen Jahr 21,84 Tage krank.

Gegen den Krankenstand soll ein geplantes Gesundheitsmanagement helfen. In Sachen Personalgewinnung und Attraktivität für junge Arbeitnehmer sollen vor allem weiche Standortfaktoren wie die Naherholung, das Kulturangebot und Karrierechancen weiter in den Mittelpunkt gerückt werden.

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