Betrachtungen zum Wochenausklang: Das kommt uns doch bekannt vor…

Stormarner Tageblatt  26.09.2020

Stormarner Wochenschau

Das kommt uns doch bekannt vor…

Megi Balzer
Megi Balzer

Susanne Link, Patrick Niemeier und Stephan Poost

Same procedure… „Wir machen das mit den Fähnchen“, sagt der Kinderschutzbund und steckt alljährlich blaue Fähnchen in die Wiese vor dem Ahrensburger Schloss, um die Anzahl der Kinder zu symbolisieren, die in ärmlichen Verhältnissen in unserem Kreis aufwachsen. Mit dabei sind auch immer einige Verantwortliche aus Politik und Verwaltung. Trotzdem ändert sich nichts und alljährlich macht der Kinderschutzbund „das mit den Fähnchen“, deren Anzahl stetig wächst. Zu wenig, meinen wir. Vielleicht sollten die Politiker, die sich gern mit den Fähnchen ablichten lassen, stärker in die Pflicht genommen werden! Übrigens, kommt Ihnen unsere Karikatur bekannt vor? Das ist Absicht, auch wir haben mal „das mit den Fähnchen“ gemacht…

Freibadstress Für Oldesloer Familien, die nicht in den Sommerurlaub fahren, für Jugendliche oder all die, die bereits aus dem Urlaub in den Sommerferien zurück sind, ist der Besuch im Freibad Poggensee seit Jahren eine gerne genutzte Option. Dazu gehören auch Eis und Pommes vom Imbiss, die kleinen Veranstaltungen in den Sommermonaten sowie die Sicherheit, dass ein Bademeister am Strand steht, der das Geschehen im Blick hat. Doch genau das könnte nun bald ein Ende haben. Denn laut der Stadtwerke möchte eigentlich niemand mehr als Betreiber die Verantwortung dafür tragen, wenn etwas passiere. Und so wirklich Gewinn werfe das alles auch nicht ab. Daher könnte in der Konsequenz das Freibad Poggensee Geschichte sein und maximal eine unbewachte Badestelle bleiben, an der man dann halt auf eigene Gefahr ertrinkt. Die bittere Erkenntnis daraus : Es geht vor allem um Gewinne und diese sollen bitte möglichst entstehen, ohne zu viel Verantwortung tragen zu müssen. Erstaunlich scheint, dass die Stadtwerke nicht verstehen, dass sie den Auftrag haben, das Bad zu betreiben, selbst wenn ihnen ein Dienstleister wegbricht. Der Aufschrei ist entsprechend in der Lokalpolitik schon da. Nachdem das Travebad sich trotz Sanierung immer mehr zum Millionengrab entwickelt, wäre es für das dadurch schon ramponierte Image gut, nicht auf die nächste Katastrophe zuzusteuern und stattdessen die Ärmel hochzukrempeln. Anstatt vor der Verantwortung wegzulaufen, sollten die Stadtwerke den Oldesloern ein attraktives Freibad erhalten.

Abwarten Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft hat Amazon sein neues Verteilzentrum in Bad Oldesloe eröffnet. Doch der Onlineversandhändler wird nicht herzlich empfangen. Arbeitsplätze überwiegend im Niedriglohnsektor schüren Befürchtungen, dass die Ansiedlung negative finanzielle Konsequenzen für die Stadt hat. Bürgermeister Jörg Lembke prognostiziert einen zunehmenden Druck auf den eh schon angespannten Wohnungsmarkt, ein steigender Bedarf an Kita- und Schulplätzen und mehr Sozialhilfen. Angesichts des geringen Umsatzes, der sich in der Gewerbesteuer niederschlägt, könnten sich die Bedenken also bestätigen. Abzuwarten bleibt auch, wie sich der Verkehr rund um das Verteilzentrum entwickelt. Die Stadtverwaltung kündigte an, diesen nach der Eröffnung zu beobachten. Doch Erhebungen zum jetzigen Zeitpunkt wären vielleicht verfrüht. Denn der Betrieb wird laut des Unternehmens langsam hochgefahren. „In Bad Oldesloe starten wir mit 150 Mitarbeitern im Verteilzentrum und weiteren 210 Fahrern bei unseren Lieferpartnern“, teilte jüngst ein Sprecher mit. Die angekündigten 500 Mitarbeiter, die für die Auslieferung der Pakete zuständig sein sollten, sind also noch gar nicht vor Ort – somit auch noch nicht der volle Fuhrpark. Noch können die Folgen der Ansiedlung nicht in konkreten Fakten oder Zahlen abgesehen werden, in ein paar Jahren wird die Stadtverwaltung wahrscheinlich mehr wissen. Doch selbst wenn sich die Befürchtungen nicht bestätigen würden, bleib noch der soziale fade Beigeschmack. Von Gewerkschaften und Ex-Mitarbeitern werden immer wieder Vorwürfe von prekärer Arbeitsbedingungen gegen das Unternehmen laut.

Geheimhaltung Immer wieder tauchen auf den Tagesordnungen Oldesloer Ausschüsse „nicht-öffentliche“ Punkte auf, bei denen angeblich „schützenswerte Interessen Dritter“ oder „Vertragsinhalte“ verhandelt werden, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Doch wenn ein solcher Punkt dann – wie in Sachen Freibad – in den öffentlichen Teil gezogen wird, entsteht der irritierende Eindruck, dass die Nicht-Öffentlichkeit vor allem gewünscht war, um ein Thema hinter verschlossenen Türen so weit klären zu können, dass am Ende die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Eine Diskussion mit möglicherweise aufgebrachten oder neugierigen Bürgern wird so vermieden. So funktioniert Demokratie allerdings nicht. Darum sollten die nicht-öffentlichen Punkten in Ausschüssen genauer geprüft werden, auch um sich als Lokalpolitik und Verwaltung nicht angreifbar zu machen.

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