Auf den Spuren der Dänen

Stormarner Tageblatt  02.10.2020

Stadtführerin Sieglinde Demiss-Voigtmann bietet jetzt auch besondere Führungen in Bad Oldesloe an

Die alte Stadtschule wurde von einem Schüler des dänischen Baumeisters Christian Friedrich Hansen geplant.
Die alte Stadtschule wurde von einem Schüler des dänischen Baumeisters Christian Friedrich Hansen geplant.
Dänischer Meilenstein vor der Brücke in der Hagenstraße.
Dänischer Meilenstein vor der Brücke in der Hagenstraße.
Der Gedenkstein vor der Peter-Paul-Kirche erinnert an die Schleswig-Holsteinische Erhebung gegen die Dänenherrschaft. rohde
Der Gedenkstein vor der Peter-Paul-Kirche erinnert an die Schleswig-Holsteinische Erhebung gegen die Dänenherrschaft. Fotos: rohde

Susanne Rohde Bad Oldesloe Seit 25 Jahren begibt sich Stadtführerin Sieglinde Demiss-Voigtmann auf die Spuren der Oldesloer Stadtgeschichte und bietet für interessierte Bürger einmal im Monat eine historische Stadtführung an. In diesem Herbst bietet die 73-Jährige aber auch etwas ganz Neues an, nämlich erstmals eine dänische Stadtführung. Denn – was viele Oldesloer gar nicht wissen – auch die Kreisstadt befand sich lange Zeit unter dänischer Herrschaft und diese Spuren gilt es zu entdecken.

In Schleswig-Holstein tummelten sich schon immer allerhand Stämme und Völker, oftmals waren sie auch nur auf dem Durchzug. So siedelten sich hier vor rund 1800 Jahren nördlich der Elbe die Sachsen an. Dann folgten die Franken, und die Eider wurde erstmals als Grenzlinie zwischen dem fränkischen und dem dänischen Reich festgeschrieben, was die Wikinger aber nicht davon abhielt, im Jahr 845 Hamburg auszuplündern.

Aber es sollte dann noch bis zum Jahr 1201 dauern, bis die Dänen nach einer erfolgreichen Schlacht auch die Provinz Holstein als ihren Besitz betrachteten. Im Jahr 1840 verfügte König Christian VIII., der auch Herzog von Schleswig, Holstein und Lauenburg war, dass Dänisch die Verwaltungssprache im Herzogtum Schleswig sein sollte. Doch schon acht Jahre später erhob sich Schleswig-Holstein gegen die dänische Herrschaft und nach der Schlacht bei den Düppeler Schanzen im Jahr 1864 zogen die siegreichen Preußen und Österreicher auch in Stormarn ein. Und die dänische Herrschaft war endgültig Vergangenheit. Aber sie hat in Bad Oldesloe bis heute sichtbare Spuren hinterlassen, zumeist in Form von imposanten Gebäuden.

„Bis 1864 gehörte Oldesloe verwaltungstechnisch zum Königreich Dänemark, auch wenn hier so gut wie kein dänisch gesprochen wurde“, weiß Sieglinde Demiss-Voigtmann. Ein Denkmal dänischer Baukunst ist beispielsweise die alte Stadtschule, die 1839 wegen stark gestiegener Schülerzahlen nach Plänen des dänischen Baubeamten Wilhelm Friedrich Meyer, einem Schüler des dänisch-holsteinischen Baumeisters Christian Frederik Hansen (1756 – 1845), errichtet wurde. Der in Kopenhagen geborene Architekt errichtete Villen, Landhäuser und Kirchen in ganz Norddeutschland. Die alte Stadtschule, die heute die Stadtbibliothek und das Heimatmuseum beherbergt, steht als typischer Hansen-Bau unter Denkmalschutz. „Sie ist eines, der noch im Original enthaltenen Relikte aus der Dänenzeit“, betont die Stadtführerin. Von der Dänenzeit zeugt auch der Name Königstraße. Früher hieß sie mal passenderweise Schulstraße, doch anlässlich der Krönung von König Christian VIII. im Jahr 1840 wurde sie in Königstraße umbenannt.

Ein gebürtiger Däne war auch Postmeister, Senator und Kanzleirat Peter Schythe, dessen Sohn Julius Schythe (später in Schüthe umbenannt) im Jahr 1839 die erste Zeitung in Oldesloe herausbrachte, das „Oldesloer königlich privilegierte Wochen-Blatt für Stadt und Land“. Außerdem erhält er vom dänischen König die Erlaubnis zur Eröffnung einer Druckerei in der Hamburger Straße. Ab 1862 hieß die Zeitung „Oldesloer Landbote“, ab 1951 dann „Stormarner Tageblatt“, das damit also irgendwie auch ein paar dänische Spuren aufweisen kann.

Echt dänisch ist auch das Historische Rathaus, das gleich nach dem großen Stadtbrand von 1798 ebenfalls vom königlich dänischen Landesbaumeister C.F. Hansen dreistöckig errichtet und im Jahr 1806 für 6300 Reichstaler fertiggestellt wurde. Im Zuge des Neubaus wurde auch gleich der Marktplatz neugestaltet, und zwar trapezförmig, was nur bei genauem Hinsehen auffällt. „Hansen hat unsere Stadt damals nach dem Stadtbrand aufgeräumt und neu gestaltet“, erzählt Sieglinde Demiss-Voigtmann.

Aber nicht nur alt ehrwürdige Gebäude, sondern auch große und besondere Gedenksteine sind ein Relikt aus der Dänenzeit. In der Hagenstraße steht kurz vor der Lübecker-Tor-Brücke einer von mehreren so genannten Meilensteinen, der hier im Jahr 1840 seinen Platz fand. Die Inschrift „Rex Christian VIII.“ und „1/2 M.“ weisen auf den dänischen König und die Entfernung zum nächsten Meilenstein in Blumendorf hin. „Dabei handelt es sich um die vormetrische dänische Meile, und das sind etwa 7,5 Kilometer“, weiß die Stadtführerin. Insgesamt gibt es 16 Meilensteine, fast alle stehen an der der B 75.

Auf dem Kirchberg steht vor der Peter-Paul-Kirche ein Feldstein mit der Inschrift „Für unser Recht zu Deutschlands Ehre! 24. März 1848“. An diesem Tag im Revolutionsjahr 1848 wurde in Kiel eine provisorische Regierung mit Sitz in Rendsburg ausgerufen, was dann aber zum Krieg zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark führte. Die Schleswig-Holsteiner erlitten eine entscheidende Niederlage gegen die überlegenen dänischen Streitkräfte 1850 bei Idstedt und verloren den Kampf um die Eigenständigkeit – jedenfalls vorerst.

W er eine dänische Stadtführung mit Sieglinde Demiss-Voigtmann begleiten möchte, hat dazu noch am Sonntag, 18. Oktober, und am 15. November Gelegenheit. Für die kostenlosen Führungen ist eine Voranmeldung unter Angabe der Personalien bis drei Tage vor dem jeweiligen Termin in der Stadtinfo erforderlich: Mail: stadtinfo@Badoldesloe.de, Telefon: (04531) 504-195. Ein Mund- und Nasenschutz ist mitzubringen. Maximale Teilnehmerzahl pro Führung: Zehn Personen.

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