Betrachtungen zum Wochenausklang: Stadtgeld, Ökoparken, Weihnachten

Stormarner Tageblatt  02.10.2020

Stormarner Wochenschau

Stadtgeld, Ökoparken, Weihnachten

Megi Balzer
Megi Balzer

Stephan Poost, Patrick Niemeier und Susanne Link

Schnellschuss 30 Euro für Erwachsene, 50 für Minderjährige. Das Ahrensburger Stadtgeld soll die Menschen in die Innenstadt zurückholen und die Geschäfte und Restaurants aus der schwierigen wirtschaftlichen Lage befreien, heißt es im Antrag der Grünen- und CDU-Fraktion. Hört sich schön an, ist aber nicht wirklich weit gedacht. Denn zum einen kann es passieren, dass die Gutscheine vermehrt in einigen Geschäften ausgegeben werden, während andere Läden leer ausgehen. Zum anderen hilft den Menschen, die ihren Job oder ein geliebten Menschen verloren haben, auch ein saftiges Steak, neue Kopfhörer oder eine Massage wenn überhaupt nur kurzfristig. Mal abgesehen von diesen zwei Punkten, ist es angesichts der wieder angestiegenen Fallzahlen und der beginnenden Grippesaison, nicht ratsam, Menschenansammlungen zu forcieren. Im schlimmsten Fall, könnte der Lockruf der Politik den Ahrensburgern teuer zu stehen kommen – wobei hier nicht die Rede von den 1,3 Millionen Euro ist, die für das Stadtgeld bereitgestellt werden müssen.

Befangen Manche Oldesloer Stadtverordneten fühlten sich auf den sprichwörtlichen Schlips getreten, als die Liberale Anita Klahn fragte, wer von ihnen als E-Mobil-Fahrer einen Vorteil haben könne, wenn E-Mobile kostenlos in der Kreisstadt parken dürfen. An und für sich keine abwegige Frage. Und der Aufschrei zeigt ein wenig, wie sensibel das Thema Befangenheit ist. Es ist natürlich Quatsch, wenn dann polemisch geunkt wird, dass ja auch nicht alle radfahrenden Politiker befangen seien, wenn es um Radwege gehe oder alle Pkw-Fahrer generell ,wenn es um Parkplätze und Straßen gehe. Noch sind E-Mobil-Fahrer eben eine Minderheit und wenn eine Minderheit mögliche Vorteile erhalten soll, dann ist es nicht schlecht zu schauen, ob Mitglieder dieser Minderheit unter den Abstimmenden sind. Natürlich ist es schwierig, das abzugrenzen. Müssen alle Sportler den Saal verlassen, wenn es um Sportstätten geht? Alle Chorsänger und Maler wenn es um Kulturfragen geht? Im Prinzip sollte das jeder ehrenamtliche Politiker mit sich und seinem Gewissen selbstständig ausmachen. Der polemische Aufschrei verschlimmerte den Verdacht, dass man sich ein wenig ertappt fühlte. Es ist nicht schlimm, sich selbst als befangen zu erklären. Das fördert Transparenz und Vertrauen. Denn es verhindert das Füttern von Vorurteilen gegen vermeintlich egoistische Politiker.

Menschlichkeit Wenn in der Politik über das Schicksal von Menschengruppen diskutiert wird, klingt es schnell, als werde nur über Statistiken gesprochen. Das ist bei Corona-Fällen so, das ist bei Berichten über Entlassungen oft so und besonders stark zeigt sich die empathielose Seite politischer Sprache, wenn über Geflüchtete gesprochen wird. Auch die Diskussion im Kreistag bekam – bei aller Bereitschaft zu helfen – manchen Beigeschmack. Es wirkte, als werde gerne mal vergessen, dass über Menschen und ihr Schicksal gesprochen wird, wenn staatstragend und kühl kolportiert wird, man müsse halt abwarten, wie andere Länder sich verhalten, wie die Bundespolitik entscheide, wie das Ganze auf Europaebene geklärt werde. Schnell zieht man sich auf juristische „wir würden gerne, aber es geht ja nicht“-Aussagen zurück. So richtig manche pragmatischen Ansätze sein mögen, so sehr vermisst man immer wieder das Gefühl, dass über real existierende Mitmenschen verhandelt wird. Die absurde Angst, dass man ein Exempel statuiere, wenn man zu viele Geflüchtete aufnehme, wirkt perfide. Als würden sich dann Menschen in fremden Ländern sagen, dass sie ja nur auf eine lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer gehen müssen, Jahre in einem Flüchtlingslager unter miserablen Bedingungen ausharren, warten bis dieses abbrennt, um dann mit Glück eventuell in einer Turnhalle oder in einer Flüchtlingsunterkunft in Westeuropa ankommen zu dürfen.

Entscheidungen Nun auch die Weihnachtsmärkte! Das Weihnachtsmannwecken in Bad Oldesloe – abgesagt, der Weihnachtsmarkt am Mühlrad in der Kreisstadt – abgesagt. Fraglich ist, ob der Weihnachtsmarkt am Kub stattfinden wird. Die einen sagen, dass es klar wäre und solche Veranstaltungen nicht stattfinden können, die anderen verweisen auf die wirtschaftlichen Nöte der Veranstaltungsbranche und auf unsere Kultur, zu der Weihnachtsmärkte im Dezember halt immer gehörten. Hier auf kommenden Jahre zu vertrösten, wird vielen nicht helfen. Nicht einfach, hier die richtigen Entscheidungen zu treffen.

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