Verwaltung muss Alternativen suchen

Stormarner Tageblatt  13.02.2021

Rethwischfelder wehren sich gegen die Erschließung eines Baugebiets über Anliegerstraße

Finn Fischer
Bad Oldesloe Die Bürgerinitiative um den Rethwischfelder Sören Gerundt wehrt sich weiterhin gegen die Pläne der Stadt Bad Oldesloe, ein im Süden der Stadt geplantes Wohngebiet (B-Plan 114) über die schmale Anliegerstraße Am Hausteich zu erschließen. Jetzt haben die Anwohner auch tatsächlich einen ersten Erfolg erzielt: Der Wirtschafts- und Planungsausschuss stimmte gegen die Variante. Die Verwaltung muss andere Möglichkeiten finden und prüfen.
Seit Jahren kämpfen Anwohner in Rethwischeld gegen die Pläne der Verwaltung und argumentieren damit, dass die für eine Erschließung vorgesehene Straße viel zu schmal ist. Tatsächlich müssten Lkw und andere große Fahrzeuge auch den Gehweg benutzen und der Kreuzungsbereich – so die Annahme – könnte den Fahrzeugverkehr nicht verkraften.

Kritik an Verwaltung für Planungsfehler und „Dialogverweigerung“

„Die Planung widerspricht der Straßenverkehrsordnung“, kritisierte Sören Gerundt in der Bürgerfragestunde die Vorlage der Verwaltung. Darin sei festgelegt, dass Fahrzeuge die Fahrbahn benützen müssen und der Gehweg dürfe nicht überfahren werden. Befürchtet wird, dass durch die Planung Kinder oder ältere Menschen in der Wohnstraße in Gefahr gebracht werden.
Nicht nur inhaltlich kritisierten Anwohner das Vorgehen der Verwaltung bei der Planung des Baugebiets bei Rethwischfeld. Anfang April 2019 hatten Bewohner des Stadtteils eine Unterschriftenliste eingereicht. Mehr als die Hälfte der dort wohnhaften Bürger hatten unterschrieben. „Die Verwaltung hat es bis heute nicht für nötig gehalten, mit den Anwohnern in einen Dialog zu treten und die Pläne auf den Tisch zu legen. Das hätte schon vor Corona geschehen müssen. Die Verwaltung sollte sich schnellstmöglich den Anwohnern offenbaren“, sagt Uwe Sommer aus dem Oldesloer Ortsteil. Stattdessen sei der Eindruck entstanden, dass die Stadtverwaltung ihre Ziele mit Aussitzen und Dialogverweigerung erreichen wolle und die Interessen des privaten Investors über die der Rethwischfelder gestellt werden.
Kritik sehen sich die Rethwischfelder ausgesetzt, weil sie den Eindruck erweckten, sie wollen am liebsten gar kein größeres Neubaugebiet bei sich im Ortsteil. Teilweise wurde in der Vergangenheit daher der Vorwurf laut, es würden immer wieder neue Gründe gesucht, die dieses verhindern.
Angeblicher Dialogverweigerung widerspricht Bürgermeister Jörg Lembke: „Die Planung ist schon lange auf der politischen Agenda und damit auch öffentlich. Deswegen gibt es da natürlich nichts Geheimes oder etwas, das hinter dem Rücken der Bürger geplant wird.“ Darüber, wie sich der Stadtteil und seine Umgebung in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten entwickeln wird, konnte der Verwaltungschef keine Auskunft geben. Aus dem Grund, weil es zwar Ideen, aber noch keine konkreten Planungen gibt, die über das derzeitige Wohngebiet hinaus gehen.
„Das werden wir tun, wenn wir selbst wissen, was wir da vorhaben, aber soweit sind wir noch nicht“, so Lembke. Allerdings bestätigt er auch, dass die Stadt zur Flächenbevorratung große Gebiete in Rethwischfeld erworben hat und dort eine Bebauung vorsieht: „Grundsätzlich ist die wohnbauliche Entwicklung Bad Oldesloes in den nächsten 20 Jahren durchaus dort zu sehen.“ Genaue Pläne gebe es aber noch nicht.

Anwohner entscheiden nicht über Anzahl an neuen Häusern

Um den Bebauungsplan 114 – also das kleinere Wohngebiet mit bis zu 60 Einzelhäusern – zu realisieren, soll die Stadt auf Beschluss des Wirtschafts- und Planungsausschusses die in der Vorlage genannte Variante II verfolgen. Demnach soll die Stadt eine Erschließung von Osten über die Straße „Alte Ratzeburger Landstraße“ oder über eine andere Verbindung ausarbeiten, die sich jetzt noch nicht abbilden lässt.
Die Variante „Am Hausteich“ wäre damit vom Tisch.
Ob damit der Frieden zwischen Stadt und den Rethwischfelder Bürgern wieder hergestellt ist, bleibt abzuwarten. Denn auch der Umfang des Bebauungsplans 114 sorgte seitens der Anwohner für Unmut. Man sieht die Dorfidylle in Gefahr. Ursprünglich sei die Rede von 22 Einfamilienhäusern gewesen, heißt es. Die Zahl der geplanten Grundstücke habe sich mittlerweile allerdings verdreifacht.

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