Oldesloer Freibad-Saison gerettet

Stormarner Tageblatt  22.04.2021

Mit einer knappen Mehrheit im Hauptausschuss ist die Bewachung am Poggensee gesichert worden

Das gut besuchte Freibad Poggensee an einem Sommertag.  Patrick Niemeier
Das gut besuchte Freibad Poggensee an einem Sommertag. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier Eigentlich schien die Messe rund um die 2021er Freibad-Saison am Poggensee bereits gelesen. Es gab aus dem März einen Beschluss auf Antrag der CDU aus dem Bad Oldesloer Hauptausschuss, der besagt, dass entweder eine Interims-Lösung durch geliehenes Personal aus Bargteheide gefunden werde oder eine unbewachte Saison die einzige Alternative sei.
Die Interims-Idee zerschlug sich schnell, als sich herausstellte, dass die Bargtheider Lokalpolitik auf keinen Fall daran dachte, „ihr“ Personal in die Kreisstadt auszuleihen, sondern die eigene Saison retten will. Damit war – laut Beschluss – klar, dass die unbewachte Saison kommen werde.
Doch eine Zusammenschluss aus Rot-Rot-Grün und der Stadtfraktion wollte das nicht einfach hinnehmen. Auch weil aus der Bevölkerung viel Druck entstand, dass das Freibad in seiner bewährten Form erhalten bleiben soll.
„Aus meiner Sicht gibt es einen Beschluss. Hier wird ein ziemlicher Popanz aufgebaut, wenn ich den Antrag lese. So als sei eine unbewachte Badestelle unverzichtbar. Und das Freibad ist nun angeblich auch schon immer eine Naturbad. Wir wollten das Jahr 2021 undbewacht als Zwischenlösung, um für 2022 zum Beispiel auch darüber zu reden, wie es zum Beispiel mit einem Campingplatz sein könnte. Eine Idee, die es ja gab“, sagte Horst Möller (CDU).
Bei der letzten Abstimmung zu dem Thema hatten die Grünen noch für eine im Zweifel unbewachte Badestelle zugestimmt. Jetzt stimmten sie für doch für die bewachte Lösung. Wilfried Janson (Die Grünen) betonte, dass vor allem auch das Argument überzeugte, dass zugleich mit dem Antrag ein Campingplatz ausgeschlossen werde für die Zukunft. Da man dazu auf Seiten von SPD und Linken bereit gewesen sei, habe man sich anschließen können.
„Der Poggensee ist ein besonderes Biotop und soll es auch bleiben. Das Freibad war schon immer ein Naturbad. Da passt kein Campingplatz hin“, stellte Janson klar. Das verärgerte die FBO sehr. „Das ist typisch Bad Oldesloe. Neue Ideen werden hier vom Tisch gewischt. Erst sagt man den Leuten, sie sollen sich einbringen, aber das ist hier nie wirklich gewollt. Hauptsache es bleibt alles wie es immer war. Auch wenn das 70 Jahre her ist. Verwundert mich, dass die Grünen das wollen“, sagte Rohde.
„Eine öffentliche Diskussion war nicht gewünscht. Das wurde malwieder im Hinterzimmer entschieden und die Grünen haben sich durch die Campingplatz-Geschichte kaufen lassen“, sagte Rohde. Der Ausschussvorsitzende Hajo Krage (SPD) ermahnte ihn daraufhin, dass er das demokratische Gremium nicht in seiner Rechtmäßigkeit anzweifeln dürfe und niemandem unterstellen, dass sie oder er sich habe kaufen lassen, nur weil sich die Meinung geändert habe.
Jürgen Fahl von den Stadtwerken hatte zuvor zum Stand der Dinge eingeführt, dass eine unbewachte Badestelle durchaus juristisch und praktisch möglich wäre. Sogar mit dem Zusatz, dass ein Kiosk trotzdem möglich sei und auch das Bad nachts abzuschließen. Der zunächst in dem gemeinsamen Antrag formulierte Wunsch ein Vergabeverfahren zu starten, sei hingegen zeitlich gar nicht mehr möglich. Alles was möglich sei, sei jetzt den einzigen ihm noch bekannten Interessenten zu beauftragen, der biete allerdings nicht alles aus einer Hand wie gewünscht und rufe für seine Dienstleistung der Bewachung und Pflege des Bads 160.000 Euro auf.
„160.000 Euro ist teuer, sehr teuer und aus meiner Sicht ehrlich gesagt viel zu teuer“, schätzte Fahl das einzige noch realistisch umsetzbare Angebot ein. Auf Nachfrage von CDU-Mann Andreas Lehmann merkte Fahl außerdem an, dass es durchaus sein könne, dass es eine Beschwerde möglicher anderer interessierter Dienstleister über ein bei einer Direktvergabe nicht durchgeführtes Vergabeverfahren zu Schadensersatzforderungen führen könnte. Komplett diskiminierungsfrei sei es ohne eine eigentlich notwendige Ausschreibung vermutlich im Zweifel nicht. Außerdem monierte Christdemokrat Lehmann, dass es so klinge, als sei eine unbewachte Badestelle per se unsicher. Er habe allerdings auch noch nie gehört, dass es im Poggensee überhaupt zu Badeunfällen gekommen sei.
Hendrik Holtz (Die Linke) erklärte, dass er die Argumentationslinie zynisch finde, dass man nur mit Kosten argumentiere, und damit dass es ja offenbar keine Menschen gebe, die bei Badeunfällen schwer zu Schaden gekommen seien. Die Linke sei immer für einen bewachten Badebetrieb gewesen. „Außerdem sollten wir in Zukunft auch den Mehrwert dort wieder noch deutlicher hervorheben, wie es durch manche Aktionen, Vereine oder das Klangstadt-Festival über Jahre möglich war – anstatt den Anfang vom Ende einzuläuten“, so Holtz.
Hans-Jörg Steglich von der Stadtfraktion betonte außerdem, dass 160.000 Euro für ihn Peanuts wären im Gegensatz zu der Verantwortung und dem schlechten Gewissen, das er haben würde, wenn dort jemand ertrinke, wenn es keine Bewachung mehr gebe. Jonas Ueberschaer von der DLRG Bad Oldesloe betonte, dass er im Namen der Rettungschwimmer die dort sicherlich in den vergangenen Jahren Aufsicht geführt hätten, es traurig finde, dass man nicht sehe, dass es eben gerade daran gelegen habe, dass größere Unfälle ausgeblieben seien.
Darüber hinaus betonte er, dass es für dieses Jahr zu kurzfristig für die DLRG sei Wachdienste am Poggensee einzufügen, man aber in der Zukunft gerne mitwirken wolle. Dieses Jahr seien die Oldesloer Rettungsschwimmer bereits am Großensee eingeplant. Eine unbewachte Badestelle sei aus Sicht der DLRG keine Option. Gerade auch weil in Corona-Zeiten Schwimmunterricht ausfalle.
Lehmann betonte im Namen der CDU, dass der Vorwurf zwischen den Zeilen von Stadtfraktion und Linken ungeheuerlich sei, man nehme Todesopfer in Kauf.
Auf die DLRG würde er gerne zurückkommen, am liebsten kurzfristig. Da sie auch in Oldesloe durch die Stadt gefördert werden, sei es auch wichtig und richtig, dass sie sich dann im Bad Oldesloer Freibad einbringen und nicht am Großensee, betonte Lehmann. In der emotional aufgeladenen Situation betonte Torben Klöhn (SPD), dass es vor allem auch darum gehe, dass seit 70 Jahren dieses Freibad gebe und er nicht sehen und nicht verstehen wolle und könne, warum diese Generation der Stadtverordneten es nun sein solle, die diese Tradition beendet.
„Wir müssen auch klar sagen. Wir haben es vermurkst. Es geht hier um Bürger, die sich ein Freibad wünschen, wie sie es kennen und vor allem auch Anwohner die keine Müllberge, Müll, nächtliche Partys und Vandalismus wollen. Das kommt hier gar nicht vor gerade. Da reichen nicht ein paar Schilder. Regeln muss man durchsetzen“, sagte Wolfgang Schmidt von der Stadtfraktion und verwies auf Probleme am Exer in der Corona-Pandemie.
Enorm knapp mit sechs zu fünf Stimmen wurde die Entscheidung gefällt, den Dienstleister für 160.000 Euro unter Vertrag zu nehmen. Dazu muss jetzt noch Fahl die entsprechenden Vertragsgespräche führen und zum Abschluss führen. Auch für den Kiosk muss sich dann noch eine Lösung finden. Damit wäre die Saison 2021 gerettet, doch das Zukunftskonzept muss trotzdem noch erarbeitet werden, damit 2022 nicht dieselbe Frage und Unsicherheit auftaucht.

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