Stormarner Wochenschau: Gute Zeiten, miese Zeiten

Stormarner Tageblatt  24.04.2021

Gute Zeiten, miese Zeiten

Nerviges Hin und Her in Corona-Zeiten.                               Karikatur: Megi Balzer
Nerviges Hin und Her in Corona-Zeiten. Karikatur: Megi Balzer

Patrick Niemeier, Stephan Poost und Volker Stolten
Recht behalten
Schwarzmaler seien sie, sagten einige Bürger, als Gastronomen verkündeten, dass sie dem Lockerungsprojekt des Landes nicht trauen würden. Denn die Öffnung der Außengastro, kam, als die Inzidenzen schon wieder anfingen zu steigen und die Oster-Zahlen in trügerischer Sicherheit wiegten. So mancher Gastronom verwies darauf, dass er nicht schon wieder Lust darauf habe, Fässer anzustechen und ein paar Tage später wegzukippen, Waren zu bestellen, die dann verfallen oder Aushilfen einzustellen, die er dann direkt wieder entlassen kann. Die Realisten haben Recht behalten. Dafür dass ihre Terrassen noch leer blieben, sind manche Gastronomen geradezu angefeindet worden. Besonders die, die sagten, sie lassen auch aus Vernunft, Rücksicht und Sorge noch etwas zu. Diese seien also „Lockdown-Fans“ und „Merkel-Systemlinge“ ätzten manche in sozialen Medien. So mancher angeblicher Gastronom-Unterstützer entpuppte sich dabei lediglich als schlecht informierter Maßnahmen-Gegner von der Populismusfront. Die realen Bedürfnisse und Probleme mancher Gastronomen spielten für die angeblichen Unterstützer offenbar gar nicht die entscheidende Rolle. Diese Tendenz scheint um sich zu greifen. Sie zeigte sich auch gerade wieder mit 53 vermeintlich reflektieren TV-Größen, die mit der Aktion #allesdichtmachen aus dem Elfenbeinturm der eigenen Selbstgefälligkeit heraus, der Kulturszene einen Knüppel zwischen die Beine seriöser Kritik warfen. Als hätte man nicht Probleme genug. Auch sie berufen sich nun darauf, dass ihre selbstverliebt, erschreckend eindimensional unreflektierte Medien- und Politikschelte doch nur als Unterstützung für die Kulturbranche sehen wollen. Und wie bei den angeblichen Gastro-Fans, die eine unbedingte sofortige Außengastro-Öffnung einforderten, zeigt sich, dass nicht jede aus Unwissenheit um die Realität und die Bedürfnisse geäußerte „Unterstützung“ auch wirklich solche ist, sondern oft eben nur das Kühlen eines eigenen eher unreflektierten Mütchens im Gewand der Unterstützung.

Auf gutem Weg
„Elmenhorst auf neuen Wegen“ haben wir in der Ausgabe am Dienstag dieser Woche getitelt. Ja, es tun sich neue Wege für die 2786 Einwohner zählende Gemeinde im Amt Bargteheide-Land im Herzen Stormarns auf. Deshalb, weil diese Wege vom Dorf selbst geebnet werden. So wird das Ortsentwicklungskonzept – trotz begrenzter Möglichkeiten – konsequent umgesetzt. Wohlüberlegt statt mit der heißen Nadel gestrickt.
Das liegt natürlich immer erst einmal an den Köpfen, die dahinter stehen. Hier stehen aber nicht nur die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker dahinter, sondern ebenso die Einwohner. Alle ziehen an einem Strang und arbeiten Hand in Hand.
Nehmen wir nur mal das Projekt Dirtbahn für junge Leute. 17 (!) Jugendliche des Ortes haben sich Gedanken gemacht und sich dafür eingebracht. Rückendeckung erhalten sie von zahlreichen Eltern, die kräftig selbst Hand anlegen. Die Dirtbahn wird nämlich nur durch Eigenleistung aus dem Boden gestampft. Die Gemeinde stellt das Gelände und die benötigten Gerätschaften zur Verfügung. Mehr nicht. Den Rest erledigen Jung und Alt mit bloßer Handarbeit. Vorbildlich und vorzeigbar. So geht Gemeinde. Eine Win-Win-Situation für alle. Mehr davon!

Retter
Die Bewachung am Freibad Poggensee ist für die kommende Saison gerettet. Es war eine schwere Geburt und am Ende blättert der Steuerzahler 160.000 Euro dafür hin. Gut angelegtes Geld, denn das Freibad am Poggensee ist eine Institution, die an Sommertagen vor allem Kinder und Jugendliche anlockt, doch nicht alle können schwimmen – vielmehr weniger.
Nicht auszumalen, wenn es dort einen schweren Unfall geben würde, und kein Helfer wäre da. Zudem sorgt die Bewachung dafür, dass es eben nicht zu wilden Bade- und Grillabenden kommen würde, mit allen negativen Begleiterscheinungen wie Schmutz und Lärm. Es reicht eben nicht, in Sonntagsreden von Kindern zu sprechen, die unsere Zukunft seien. Dieser Satz muss auch mit Leben gefüllt werden und das kostet Geld. Sechs von elf Hauptausschussmitgliedern haben das begriffen.

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