Zwischen Hoffen und Bangen

Stormarner Tageblatt  14.05.2021

Was wird aus der Oldesloer Jugendherberge? / Lembke: „Müssen uns das genau anschauen“

Aktuell ist die Jugendherberge in Oldesloe das größte Impfzentrum im Kreis Stormarn.  Nie
Aktuell ist die Jugendherberge in Oldesloe das größte Impfzentrum im Kreis Stormarn. Nie

Patrick Niemeier
So manche Erinnerungen von Nicht-Oldesloern an die Stormarner Kreisstadt beginnen mit dem Satz: „Ach, das ist die Stadt, in der ich mal mit dem Sportverein in der Jugendherberge war.“ Zahlreiche Trainingslager, Kennlerntreffen von Uni-Studiengängen, Klassenfahrten oder auch Schiedsrichter-Fortbildungen unterschiedlichster Vereine, Gruppen oder Verbände aus dem gesamten Norden haben bereits in und um die Jugendherberge stattgefunden.

Aus der Jugendherberge wurde ein Impfzentrum
Doch momentan sind die 111 Betten in den 24 Zimmern Nacht für Nacht leer und die neuen gesammelten Erinnerungen seit 4. Januar lauten jetzt eher: „Ach, das ist das Gebäude, in dem ich damals geimpft wurde.“ Denn die Jugendherberge war das erste Impfzentrum, das in Stormarn eröffnet wurde und es ist bisher auch der Ort, an dem die im Vergleich meisten Kreisbürger ihre Corona-Schutzimpfung erhielten. „Wir freuen uns, dass wir als gemeinnütziger Verein auf diese Weise einen gesellschaftlichen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten können“, sagt Stefan Wehrheim, Geschäftsführer des DJH-Landesverbands Nordmark, der die Jugendherberge in Bad Oldesloe, die einzige in Stormarn, betreibt.
Zuvor hatten die Herbergseltern Mi-Young und René Petzold innerhalb von vier Jahren die Einrichtung auf Kurs gebracht und mit 11.000 Übernachtungen pro Jahr sogar wieder den Bereich der Wirtschaftlichkeit erreicht. Man sei auf Rekordkurs gewesen, heißt es. Die Tendenz zeigte nach oben. Doch dann kam Corona.
Dass die Räumlichkeiten an den Kreis vermietet werden konnten, war und ist in der Krise ein Glücksfall für die einzige Jugendherberge in Stormarn, die wie die gesamte Übernachtungs- und Veranstaltungsbranche schwer unter der Pandemie zu leiden hatte und so trotzdem Einnahmen generieren kann. Aktuell wird das Impfzentrum mindestens bis 31. Juli in den Räumen der Jugendherberge durch den Kreis betrieben werden – eine Verlängerung bis 30. September erscheint mehr als denkbar. Wie es dann weitergeht, weiß bisher keiner der Beteiligten. „Derzeit steht die Jugendherberge Bad Oldesloe dem Kreis Stormarn bis Ende des Jahres als Impfzentrum und für die Kontaktnachverfolgung zur Verfügung – gegebenenfalls auch länger“, sagt Wehrheim auf Nachfrage.
Bürgermeister Jörg Lembke erwähnte am Rande des Bildungs- Sozial- und Kulturausschusses, dass es fraglich sei, wie es langfristig mit der Jugendherberge weitergehe. „Es gab schon vorher Herausforderungen und einen Sanierungsstau zum Beispiel. Man wird sich das dann wohl sehr genau anschauen müssen“, sagte der Oldesloer Verwaltungschef.
Die Stadt selbst ist lauf Verwaltung insofern in die Situation direkt involviert, dass ihr Gebäude und Grundstück gehören. Diese sind aber per Erbbaurecht vertraglich an den Landesverband Nordmark übertragen, der diese eigenständig betreut und bewirtschaftet. „Weitere konkrete Inhalte und Details des Vertrags unterliegen dem Datenschutz. Daher kann ich nicht darüber sprechen“, sagt Agnes Heesch, die bei der Stadt für die Öffentlichkeitsarbeit und den für Tourismus vor Ort zuständig ist.
„Der aktuelle Stand ist, dass es in Bad Oldesloe frühestens am 4. April 2022 weitergehen wird“, bestätigt Katharina Pauly, Referentin für Unternehmenskommunikation bei DJH-Landesverband Nordmark, das auf der Homepage angegebene Datum der Schließzeit.
Heesch hofft derweil, dass die Geschichte der Jugendherberge in Bad Oldesloe weitergeht. „Die Jugendherberge ist für den Tourismusstandort und als Leistungsträger für uns wichtig“, sagt sie und verweist auf die tausenden Übernachtungen jedes Jahr. Sie sei gerade wieder vor Ort gewesen. Die Lage mit Kanu-Anlegestelle und Grillplatz sowie der Nähe zu Sportplätzen sei großartig, das sehen auch die aktuellen Herbergseltern so, führt Heesch aus. Es sei vor allem noch sehr viel Potenzial vorhanden. Es wäre aus Sicht der Stadtverwaltung schade, wenn dieses nicht genutzt werden könnte. Sie selbst habe noch viele Ideen für die Zeit nach der Pandemie. „Wie es weitergeht, kann aber nur der Verband entscheiden und erklären“, führt Heesch weiter aus.
Die Historie des Ortes geht weit zurück. Seit 1876 gab es am Standort der Herberge zunächst einen Badeplatz. 1914 entstand die alte Flussbadeanstalt, deren Gebäude mittlerweile auch von der Jugendherberge genutzt wird und unter Denkmalschutz steht. Seit 1956 darf in der Trave allerdings nicht mehr gebadet werden.
Klar sei aber, dass die Ansprüche der Übernachtungsgäste an Jugendherbergen sich in den vergangenen Jahren sehr verändert hätten, sagt Heesch und dass die Lage und die Historie nicht reichen. Es gehe auch um die bauliche Substanz oder die Größen der Räume oder die Versorgung. Aber auch diesen Bereich könne nur der Landesverband ganz genau im Blick haben.

Zu früh für definitive Aussagen
Dessen Geschäftsführer betont, dass es momentan – noch mitten in der Pandemie – zu früh für definitive Zu- oder Aussagen sei. „Wie die Situation zum Jahresende sein wird und welche Auswirkungen der weitere Verlauf der Pandemie für unseren Landesverband haben wird, ist schwer zu prognostizieren. Daher können wir erst in einigen Monaten konkreter planen, wie es danach für die Jugendherberge weitergeht“,sagt Geschäftsführer Stefan Wehrheim.

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