Der steinige Weg zur „Stadtkrone“

Stormarner Tageblatt  19.05.2021

Schwermetall, Blindgänger, Feuchtigkeit: Das als „Sahnestück“ bezeichnete Bauprojekt ist etwas vergiftet

Patrick Niemeier
Es ist ein Bad Oldesloer Großprojekt, das schon viele Vorschusslorbeeren erhielt. „Wohnen auf dem Sahnegrundstück an der Trave“ oder „Hier entsteht die Krone der Stadt“ lauteten einige der vollmundige Worte, die die Überplanung und Umgestaltung eines rund 1,7 Hektar großen Bereichs rund um die Königstraße seit Jahren begleiten. Konkret soll zwischen der ehemaligen Volkshochschule und der berühmt-berüchtigten leerstehenden und ausgebrannten Moog-Villa am Kirchberg ein kleines Stadtviertel komplett neu entstehen. Zahlreiche Wohnungen sind geplant, auch ein Wanderweg, eine Tiefgarage und ein kleiner Park sind angedacht.

Zum Teil erheblich belastete Böden
Ein Realisierungswettbewerb wurde bereits in den Jahren 2017/2018 durchgeführt und ein Gewinnerentwurf durch eine Jury ermittelt. Was fehlt, ist nun ein Investor, der das Ganze umsetzen möchte. Mehr und mehr wird allerdings klar, dass das „Sahnestück“ ein wenig vergiftet sein könnte. Untersuchungen des Geländes ergaben zum Teil deutliche Belastungen der Böden mit Schwermetallen, offenbar das Erbe einer ehemalige Gerberei. Außerdem werden Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet. Am 24. April 1945 war die Kreisstadt in dem Bereich bombardiert worden. Rücksicht muss zudem auf architektonisch-historische Belange genommen werden. Wo die Reste der Moog-Villa stehen, soll einst eine Burg existiert haben. Bei Erdarbeiten könnten also archäologisch für das gesamte Land relevante Funde ans Tageslicht kommen. Ein Bau-Stopp könnte die Folge sein – für Bauherren im Zweifel ein Problem. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass das Gelände in Hanglage am Ufer der Trave mit Feuchtigkeit zu kämpfen hat. Die Liste der möglichen Stolpersteine brachte den Vorsitzenden des Wirtschafts- und Planungsausschusses Hartmut Jokisch (Die Grünen) zur Aussage, dass man einem Investor womöglich noch Geld hinzugeben müsse, damit er bauen wolle. „Wasser im Keller, Bomben im Boden, Belastung mit Schwermetallen – das klingt erstmal nicht so attraktiv“, sagte Jokisch. Katrin Schwarz vom Planungsbüro Prokom gab dann auch unumwunden zu, dass die Lage durchaus vielschichtig und herausfordernd sei. Deutlich wurde das auch in mehreren hundert Seiten ausführlicher Gutachten, die den Ausschussmitgliedern zum Teil erst kurzfristig vor der Sitzung zur Verfügung gestellt wurden.
Abgesehen von einer Diskussion darüber, ob es sein müsse, dass „für unsere Sitzung ein Wald abgeholzt wird“, bedeutete es auch, dass keine Abstimmung über die Änderung des Flächennutzungsplanes stattfinden konnte. Denn die Mehrheit fühlte sich angesichts der Menge an neuen Informationen nicht gut vorbereitet. Schwarz stellte in ihren Ausführungen aus verschiedene Blickwinkeln fast schon beispielhaft klar, wer und was alles bei der Planung berücksichtigt werden muss. Der Naturschutz (Ufergestaltung, Fledermausflugwege) wurde ebenso aufgeführt wie Anwohnersorgen rund um Blickachsen und Beschattungen. Eine große Herausforderung stellt in dem hügeligen Gelände die Barrierefreiheit dar. Dass diese laut Schwarz nicht komplett gewährleistet werden könne, sorgte für energischen Protest einiger Ausschussmitglieder. Weiteren Diskussionen sind vorprogrammiert.

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