Poggensee-Freibadbetrieb wird sehr teuer

Stormarner Tageblatt  21.05.2021

Kassenpersonal am Freibad wird viel mehr kosten, als es Einnahmen abkassieren wird – und das ist nur ein Problem

Der Eingangsbereich des Freibads Poggensee.  Patrick Niemeier
Der Eingangsbereich des Freibads Poggensee. Patrick Niemeier

Finn Fischer
Es klingt wie ein Witz, ist aber keiner: Das Personal für die Freibad-Kasse am Poggensee kostet mehr, als mit den Eintrittsgeldern, die es kassiert, eingenommen wird. Denn die Stadtwerke Bad Oldesloe rechnen mit Einnahmen in Höhe von 18.000 Euro. Das Kassieren kostet derweil 27.000 Euro. Stadtwerkeleiter Jürgen Fahl hatte im Hauptausschuss über den aktuellen Stand zum Start der bevorstehenden Badesaison berichtet, die in letzter Minute durch die Lokalpolitik gerettet wurde: „Wir geben absurderweise mehr für das Kassieren aus, als wir damit einnehmen.“ Unterm Strich wäre es also kostengünstiger, überhaupt keinen Eintritt zu nehmen – wäre da nicht die Pandemie. Fahl: „Wir müssen in diesem Jahr die Daten der Gäste erheben. Daher können wir nicht darauf verzichten.“
Dennoch scheinen die 27.000 Euro hoch gegriffen. Immerhin geht die Saison nur etwa drei Monate. Hendrik Holtz (Die Linke) nahm das absurde Einnahmen-Ausgaben-Verhältnis zum Anlass, mittelfristig eine Abschaffung der Eintrittspreise zur Diskussion zu stellen: „In diesem Jahr kommen wir darum nicht herum aber wir sollten schon darüber nachdenken, den Eintritt ganz abzuschaffen.“ Mehr fürs Kassieren zu zahlen, als damit einzunehmen sei „absoluter Schwachsinn“. Dass im Freibad künftig kostenfrei gebadet werden kann, ist dennoch unwahrscheinlich. „Dafür wird sich wohl keine politische Mehrheit finden“, vermutet Torben Klöhn (SPD). Tatsächlich zieht die CDU aus diesem Missverhältnis andere Schlüsse als die Linke. „Ich bin etwas erschrocken. Es ist kein Schwachsinn, Einnahmen zu erzielen“, sagte Andreas Lehmann (CDU). Statt auf Einnahmen zu verzichten, müssten diese eher erhöht werden.
Allerdings ist es auch so, dass das Kassieren nicht immer so teuer war. In diesem Jahr haben die Stadtwerke einen neuen Betreiber verpflichtet und auch der Kiosk wird von einer anderen Firma geführt werden. Die soll auch die Eintrittspreise kassieren und muss dementsprechend eine extra Kasse samt Personal unterhalten. Dadurch kommt laut Fahl die hohe Summe zustande. Grundsätzlich kommt die diesjährige Badesaison die Stadt Bad Oldesloe teuer zu stehen. Nach dem Rückzug der Wahlstedter Stadtwerke, die in den vergangenen Jahren den Betrieb des Freibades in dem Oldesloer Ortsteil Poggensee betrieben hatten, musste ein neuer Betreiber gefunden werden.
Es blieb – nach einem Interessensbekundungsverfahren und dem zwischenzeitlichen Beschluss ganz auf eine Bewachung zu verzichten – auf die Schnelle und unter Druck nur ein Betreiber übrig, der eine bewachte Saison noch umsetzen kann und will. Dementsprechend waren die Stadt, beziehungsweise die Oldesloer Stadtwerke, in einer sehr schlechten Verhandlungsposition. Jürgen Fahl spricht daher auch schon jetzt von einem schlechten Deal: „Aus meiner Sicht ist das viel zu teuer, was die Firma da von uns verlangt. Aber die Pille müssen wir schlucken.“ Geschuldet ist das zum einen wegen des engen Zeitplans. Erst im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass für die Saison 2021 ein Betreiberwechsel ansteht. Zum anderen hat die Lokalpolitik nicht viel Spielraum bei der Suche gelassen. Alles soll so bleiben, wie es ist: Kein Campingplatz, keine höheren Eintrittspreise.
Das Freibad ist ein kalkuliertes Minusgeschäft. Fahl rechnet mit einem Defizit von 220.000 Euro für die aktuelle Saison. Der Betreiber, eine Firma aus Süddeutschland, wurde zunächst nur für 2021 verpflichtet. Im September wird die Stadt der Lokalpolitik eine neue Vorlage mit mehreren Varianten vorlegen, wie es mit dem Freibad ab 2022 weitergehen soll. In der Vergangenheit stand unter anderem im Raum, aus der Badestelle einen unbewachten Strand zu machen oder die Ausschreibung und den Bebauungsplan derart zu erweitern, dass dort auch ein Campingplatz möglich wäre. Interessenten haben bei der Stadt bereits angefragt. Von der Lokalpolitik wurde das bislang jedoch ausgeschlossen.

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