Lehmann verlässt CDU im Streit

Stormarner Tageblatt  28.05.2021

Der komplette Bruch des Oldesloer Abgeordneten mit seiner Fraktion kommt überraschend

Patrick Niemeier
Andreas Lehmann ist hörbar enttäuscht. Noch sei er CDU-Mitglied, betont er. „Doch das wird sich in diesen Tagen ändern“, sagt der Oldesloer Stadtverordnete und Kreisschatzmeister der Christdemokraten. In den letzten Jahren war Lehmann (Foto) einer der aktivsten und engagiertesten CDU-Vertreter in Ausschüssen der Kreisstadt. Vor allem immer dann, wenn es um finanzielle Fragen ging. Dafür brachte er als ehemaliger Kämmerer der Stadt Reinfeld auch jede Menge Fachkompetenz und Erfahrungswerte mit ein.
Das Problem dabei war nur, dass er immer häufiger anderer Meinung war als die übrigen CDU-Ausschussmitglieder oder seine Fraktionskollegen. Vor allem bei den größeren und kontroverseren Themen. So stellte er sich zu Beginn alleine gegen eine Erweiterung des Senioren- und Pflegeheims Riedel im Kurpark und öffentlich gegen seine Fraktion. Erst später stimmten weitere CDU-Mitglieder mit ihm. An anderer Stelle brachte er einen Antrag im Namen der CDU ein und musste in der Sitzung schließlich erklären, dass die CDU doch gar nicht hinter diesem stehe. Der Briefkopf müsse daher gestrichen werden.
Sein Engagement, das durchaus gesehen und gewürdigt wurde, brachte ihm so immer mehr Probleme ein. Das bestätigt der CDU-Fraktionsvorsitzende Horst Möller. „Er hat viel Wissen, er hat sich eingebracht, aber er hat da oft sein eigenes Ding gemacht“, sagt der stellvertretende Bürgermeister aus den Reihen der CDU. Es sei nicht immer fair gegenüber den offiziellen CDU-Ausschussmitgliedern gewesen, dass Lehmann vorgeprescht sei und ganz öffentlich eine andere Meinung als diese vertreten habe, auch wenn er offiziell selbst gar nicht im Ausschuss saß. Das habe für Frust gesorgt. Er selbst habe Lehmann daher durchaus jüngst gefragt, ob er denn noch in der richtigen Fraktion sei. „Für mich war die CDU der Ort, an dem ich meine politische Heimat sah“, antwortet Lehmann darauf. Er habe sich aber zunehmend isoliert gefühlt und sei zu einigen Treffen gar nicht mehr eingeladen worden.
„Ich wurde ausgeschlossen und schließlich geradezu unverblümt zum Gehen aufgefordert“, fügt er enttäuscht an. „Dass ich meine Meinung sage, von der ich überzeugt bin, steht mir demokratisch zu. Mir ging es immer darum, hier in Bad Oldesloe gemeinsam etwas zu bewegen“, sagt er. „Ich bin enttäuscht, dass die Oldesloer CDU den Zeitenwandel offenbar noch nicht so ganz erkannt hat und sehr im Gestrigen hängt. Da habe ich mir andere Entwicklungen erwünscht und eigentlich auch erwartet“, führt er aus. Er sei allerdings zuletzt geradezu „herabgewürdigt und vorgeführt“ worden.
In der Konsequenz trat er am 25. Mai aus der CDU-Fraktion aus. Als fraktionsloses Mitglied bleibt er aber der Stadtverordnetenversammlung und dem Hauptausschuss erhalten. Dass man ihm dann in der Folge allerdings angedroht habe, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn anzustreben, weil sein Verhalten parteischädigend sei, habe ihn in der Heftigkeit komplett überrascht und auch maßlos enttäuscht. „Ich komme diesem Vorgang jetzt zuvor und trete aus der CDU aus. Das mache ich durchaus mit einem etwas schweren Herzen, weil ich eigentlich hinter dieser Partei stehe“, sagt er. Er wolle jetzt keinen Rosenkrieg vom Zaun brechen.
Ob er zur nächsten Wahl als parteiloser Bürger nochmal antreten werde oder sich vielleicht sogar einer anderen Partei anschließen werde, wolle er nicht ausschließen. „Ehrlich gesagt, habe ich da aber gar nichts geplant, weil ich nicht daran dachte, dass ich die CDU komplett verlassen werde“, sagt er. Er habe bereits Zuspruch und Verständnis aus anderen Fraktionen bekommen. Eine Rückkehr in die FBO, der er bereits mal ein halbes Jahr angehörte, schließt er aus. „Dort merkte ich schnell, dass es gar nicht passte“. Dass er angeblich beleidigt sei, weil die CDU ihn nicht als Bürgermeisterkandidaten für die Wahl 2022 aufstellen wolle – wie in Gerüchten behauptet wird-, sei hingegen unwahr. „Ich möchte gar nicht Oldesloer Bürgermeister werden. Absolut nicht“, sagt Lehmann. Hier ist er sich mal mit Möller einig „Die CDU hat noch gar keinen Bürgermeisterkandidaten aufgestellt oder diskutiert. Das spielt hier wirklich keine Rolle“, sagt Möller.

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