Radhaus am Bahnhof bald fertig

Stormarner Tageblatt  12.06.2021

Viele Jahre war es eines der umstrittensten Themen in der Oldesloer Lokalpolitik

Der Bau des Radhauses ist insgesamt schon weiter fortgeschritten.  Patrick Niemeier
Der Bau des Radhauses ist insgesamt schon weiter fortgeschritten. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier
Was wurde nicht jahrelang alles diskutiert und nicht wenige Oldesloer hielten das Radhaus am Bahnhof mittlerweile eher für eine Art schlechten, lokalpolitischen Treppenwitz. Mit Fahrstuhl, ohne Fahrstuhl, mit Gebühren, ohne Gebühren, für 100 Räder oder für 200, nur für klassische Drahtesel oder auch für E-Bikes – die Diskussionsthemen waren umfangreich, aber vor allem ging es zumeist um das Budget. Wie teuer darf ein Parkhaus für Fahrräder sein? Im Verlauf der Jahre wuchs das Umweltbewusstsein und auch die Mobilitätswende nahm an Fahrt auf, so wuchs auch die Bereitschaft zu investieren. Visionär – wie zu Zeiten als die erste Idee dazu aufkam – ist das Ganze jetzt allerdings nicht mehr. Im Land gibt es bereits eine ganze Reihe ähnlicher Anlagen.
Insgesamt blieb der Bau zwischen den Gleisen 4 und 5 auf dem Kreisstadtbahnhof eines der immer und immer wiederkehrenden Themen auf den Tagesordnungen der Ausschüsse und eines, für das Lokalpolitikerinnen und -politiker stritten und sich einbrachten, die inzwischen schon gar nicht mehr in der Kleinstadtpolitik aktiv sind. Sieben Jahre hat es gedauert, bis sich alle so weit einig waren, dass das Haus tatsächlich auf den Weg gebracht wurde. Und selbst die Ankündigungen, dass nun der Bau tatsächlich beginne, wurden häufiger noch belächelt. Eine wichtige Hürde war zuletzt noch, dass man die Baugenehmigung auf dem Bahngelände erhielt und alle Formalitäten zwischen den Gremien der Deutschen Bahn und der Kreisstadtverwaltung geklärt werden konnten.
Mit rund 200.000 Euro schlägt der Bau zu Buche. Dreiviertel der Kosten werden vom Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) übernommen. Es entstehen so 136 überdachte Fahrradstellplätze in einer Sammelschließanlage. 16 sind dabei für „Sonderfahrräder“ vorgesehen. Auch Schließfächer für Fahrradbekleidung, wie etwa ein Regencape und Helme, werde installiert. Allerdings nicht in gleicher Anzahl wie die Stellplätze.
Die Buchung für einen Stellplatz soll dabei online erfolgen. Das soll über die Homepage von Nah.sh erfolgen. Mit dem Pin-Code, den man dort gegen die jeweilige Gebühr erhält, soll dann der Zugang gesichert sein. Wie hoch die Rad-Parkgebühren am Bahnhof sein werden, ist politisch noch nicht festgelegt. Das eigentlich anvisierte Bauende mit Eröffnung im Mai 2021, wie es auf den Plakaten vor Ort noch verkündet wird, ist natürlich nicht mehr einhaltbar. Aber in den nächsten Monaten sollte diese Erfolgen können. Die Arbeiten am Bau selbst stehen zumindest kurz vor der Fertigstellung.
Noch nicht entschieden ist, was mit den ehemaligen Fahrradboxen passiert, die sich vorher an der Stelle des neuen Radhauses befanden und die im Rahmen der Bauvorbereitungen abmontiert wurden. Dass für das Unterstellen der Räder Geld genommen werden soll, dient auch als Argumentationsgrundlage dafür, dass in Zukunft die Park-and-Ride-Pkw-Parkplätze am Bahnhof kostenpflichtig werden sollen. Denn Pkw sollen schließlich nicht besser gestellt werden. Verfechter des neuen Radhauses, wie die Oldesloer Grünen und der ADFC, fordern daher stattdessen ein kostenloses Parken im neuen Drahtesel-Unterstand. Doch das schließt die Verwaltung bisher aus. So ganz beendet ist die große Radhaus-Diskussion also dann doch noch nicht.

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