Oldesloer Kino bereit für Re-Start

Stormarner Tageblatt  24.06.2021

Nach acht Monaten Corona-Pause kann das OHO-Kino wieder öffnen / Neue Audio-Anlage installiert

Kinochef Heinz Wittern ist dankbar für den Zuspruch in Bad Oldesloe.  nie
Kinochef Heinz Wittern ist dankbar für den Zuspruch in Bad Oldesloe. nie

Patrick Niemeier
Noch fehlt das Stimmengewirr im Foyer und der Popcorn-Geruch in der Luft, aber wer dem Bad Oldesloer Kino-Chef Heinz Wittern zuhört, bekommt schon echtes Filmhaus-Gefühl vermittelt. Nach acht Monaten Pause wirkt Wittern geradezu in jugendlich-euphorischer Vorfreude, die Türen wieder öffnen zu können. „Für Leute in meinem Beruf ist es ungewöhnlich, so lange zuhause zu sitzen. Mir fehlen die Gäste. Wir leben ja vom Kontakt zu den Besuchern. Und das nicht nur wirtschaftlich“, sagt er. Er selbst hat nach einer Erkrankung die Shutdown-Zeit auch nutzen können, um mehr Sport zu treiben und sich seine Heimatstadt auf Jogging-Runden ganz genau anzuschauen. Sicherer als je zuvor scheint er zu sein, dass nicht nur Kinos an sich eine Zukunft haben, sondern auch Kleinstadtkinos. Natürlich könne er nicht in die Glaskugel schauen, welche Auswirkungen Streaming und Co. auf die Kinowelt haben werden, aber diese habe auch schon Farbfernsehen, Privatfernsehen, Video und DVD überstanden. Viele mögen nun erwarten, dass Wittern über die Corona-Monate jammern und stöhnen könnte, wie es aus vielen Branchen zu hören ist, aber bei ihm klingt das anders. „Klar gab es frustige Momente und natürlich kamen manche Förderzahlungen spät und man musste sehen, wie man es hinbekommt, aber ich muss ehrlich sagen, dass unser Kreis und unser Land, das sehr gut gemacht haben“, sagt er.
Wenn er Berichte aus anderen Bundesländern höre, seien dort Kinobetreiber geradezu neidisch auf ihn. „Ich habe für das Kino wirklich gute finanzielle Unterstützung bekommen und nur in Schleswig-Holstein hat sich ein Kinoverband gegründet, was uns allen sehr geholfen hat“, erzählt Wittern. Von den bereitgestellten Geldern sei es unter anderem möglich, dass jetzt auch die Soundsysteme in allen drei Sälen auf den neuesten Stand gebracht werden können. Langfristig soll außerdem das Gestühl ausgetauscht und sogar so angepasst werden, dass es auf 1,50 Meter ansteigt. Er sei dankbar für diese Möglichkeiten und dass den Kinos im Land so unter die Arme gegriffen worden sei.
Die größte Herausforderung sei es sicherlich gewesen, sich selbst zu motivieren, auch in der Shutdown-Phase diszipliniert zu sein und immer an die Wiedereröffnung zu denken. Dann sei es möglich gewesen, Fördermittel zu beantragen und die Zeit zu nutzen, um neue Ideen zu entwickeln. Schade finde er es, dass Mini-Jobber gar keine Hilfe in den acht Monaten erhielten. So hätten viele Aushilfen ohne Einnahmen dagestanden. „Das war wirklich eine Sache, die mir sehr leid getan hat“, sagt der Kino-Chef aus der Kreisstadt. Er sei glücklich, dass im Gegensatz zu so manchen Gastrobetrieben seine zehn Aushilfen zum Start wieder mit an Bord sein werden und das Team damit komplett sei. „Hätte ich mir da nun auch noch Gedanken machen und neue Leute suchen müssen, dass wäre schwer geworden“, weiß er. Er sei dankbar für die Treue seines Teams, aber auch für den vielen positiven Zuspruch, den er in Bad Oldesloe während des Shutdowns erfahren habe. Ab 1. Juli geht es nun wieder los und in den ersten Wochen gibt es vor allem auch gleich so manche Blockbuster. Bis dahin warten noch so einige, spezielle Herausforderungen, denn so manche Getränke- oder Popcorn-Lieferanten hätten den Shutdown zu spüren bekommen. Gelagerte Ware sei verfallen oder die Produktionen mit Kurzarbeit gedrosselt. Bei einigen Filmverleihern sitzen Mitarbeiter noch im Home-Office und warten auf den Start. Es müsse sich also viel erstmal wieder einspielen.
Wichtig zu wissen sei, dass für alle Besucher ab 6 Jahre ein negativer Corona-Test vorgelegt werden muss, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Alternativ funktioniert das auch mit einem Impfnachweis (komplette Impfung vor mindestens 14 Tagen) oder die nachweisliche Genesung von einer Corona-Erkrankung. „Das ist natürlich noch ein wenig Aufwand, aber wir müssen uns an die Regeln halten“, sagt Wittern. Maskenpflicht bestehe im gesamten Kino, aber nicht auf dem Sitzplatz.

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