Politik: Am Hölk muss sich was tun

Stormarner Tageblatt  10.08.2021

Quer durch die Parteien wird gefordert, dass in den Hochhäusern endlich etwas für die Mieter geschieht

Die beiden Hochhäuser stehen in der Mitte des Quartiers und sind stadtbildprägend.  Patrick Niemeier
Die beiden Hochhäuser stehen in der Mitte des Quartiers und sind stadtbildprägend. Patrick Niemeier
 

Patrick Niemeier

Dass sich rund um und vor allem in den beiden Bad Oldesloer Hochhäusern im Hölk und Poggenbreeden in Bad Oldesloe etwas tun muss, darüber herrscht in der Politik weitestgehend Einigkeit.
Die beiden 1972/73 durch eine landeseigene Wohnbaugesellschaft errichten Mehrfamilienhäuser, die mittlerweile der Adler Real Estate gehören, sind immer wieder in den Schlagzeilen. Seien es defekte Fahrstühle, kaputte Heizungsrohre, zerstörte Haustüren oder seltsame Nebenkostenabrechnungen – es kommt zu Problemen.
Seit mehreren Jahren bemüht sich der Quartierstreff „Plan B“ um die Bewohner in den beiden Mehrfamilienhäusern, aber auch um die gesamte erweitere Nachbarschaft. Durch zahlreiche Feuerwehr- und Polizeieinsätze sowie Sperrmüllablagerungen rund um die großen Blöcke gilt das Quartier als sozialer Brennpunkt.
Unlängst besuchte der Landtagsabgeordnete Martin Habersaat (SPD) Quartiersmanagerin Maria Herrmann von Q8, die sich um Verbesserungen direkt vor Ort bemüht. Unter anderem konnte Herrmann mit ihrem Team unlängst eine erfolgreiche Corona-Impfaktion direkt im Treffpunkt auf die Beine stellen.
„Diese Häuser müssen grundlegend saniert oder absehbar abgerissen werden. Die Menschen, die hier leben, dürfen nicht mit feuchten Wänden und kaputten Fahrstühlen alleine gelassen werden, auch sie haben das Recht auf eine würdige Wohnung“, sagte Habersaat nach seiner Besichtigung.
Ein von den Mietern und der Quartiersmanagerin aufgestelltes Protestplakat gegen die Besitzer wurde von der Adler Real Estate entfernt. Laut Q 8 soll als Reaktion auf einen Brand in einem der defekten Fahrstühle eine Sicherheitsfirma engagiert worden sein. Die Adler Real Estate hat auf Nachfragen der Redaktion zu den entsprechenden Themen zuletzt nicht reagiert.
Da nicht nur die Kommunikation mit den Medien, sondern auch mit den zum Teil verunsicherten und verängstigten Mietern ausbaufähig ist, soll auch eine niedrigschwellige Mieterberatung auf den Weg gebracht werden. Das Ziel: Mieter sollen mutig den Klageweg bestreiten und dabei Rückhalt bekommen. Sie sollen ihre Rechte kennen.
Für die spezielle Mieterberatung direkt an den beiden Hochhäusern engagiert sich auch der Stadtverordnete Jens Wieck (CDU), der nun zusätzlich noch einen weiteren Vorstoß in die Lokalpolitik einbrachte.
Aus der Sicht der Oldesloer Christdemokraten seien die Hochhäuser nämlich ein städtebaulicher Missstand, denn sie weisen Substanz- und Funktionsmängel auf. Aus Wiecks Sicht sei es so, dass die Wohnungen nicht den Anforderungen an Sicherheit und gesunde Wohnverhältnisse entsprechen. Daher fordert der CDU-Lokalpolitiker jetzt, dass die Stadt Bad Oldesloe überprüfen soll, ob das Gebiet rund um und natürlich inklusive der beiden Hochhäuser in ein Sanierungsgebiet verwandelt werden könnte.
Bei der Überprüfung der rechtlichen Machbarkeit soll es darum gehen, welche Folgen das für die einbezogenen Gebäude haben könne, welche Kosten entstehen, ob die Stadt möglicherweise für die Unterbringung der Bewohner zuständig sein könnte, welche Verpflichtungen für Eigentümer damit einhergehen und ob es Förderung für entsprechende Gutachten gebe. Zentral sei dabei auch die Frage, wer eine Sanierung oder einen möglichen Neubau verpflichtend bezahlen müsse. Außerdem wünschte sich Wieck die Einbeziehung des Kieler Stadtentwicklers Wulf Dau-Schmidt, der schon mehrfach in Bad Oldesloe tätig war.
Vor allem der letzte erwähnte Punkt stieß aber nicht auf Gegenliebe bei den Mitgliedern anderer Fraktionen im Wirtchafts- und Planungsausschuss. Auch die Stadtverwaltung betonte, dass solche Leistungen ausgeschrieben werden müssen und nicht einfach ein Stadtentwickler ausgesucht werden könne. Annika Dietl (SPD) merkte außerdem an, dass sie nicht denke, dass das gesamte Quartier ein sozialer Brennpunkt sei oder ein Sanierungsgebiet sein müsse, sondern lediglich die beiden Hochhäuser und ihr Besitzer, also die Adler Real Estate, das Problem in dem Stadtviertel darstellen. Nachdem der Passus zum Kieler Stadtentwickler gestrichen wurde, stimmten die Ausschussmitglieder aber mehrheitlich für den Auftrag an die Verwaltung, die rechtliche Machbarkeit eines Sanierungsgebietes zu überprüfen und die entsprechenden Fragen zu beantworten.
Wie es nun konkret am Hölk und Poggenbreeden weitergehen könnte, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. „Eigentum verpflichtet, das gilt für Immobilienkonzerne in besonderem Maße“, lautet die klare Aussage des Landtagsabgeordneten Habersaat.

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