Die Bilanz der Impfzentren im Kreis

Stormarner Tageblatt  23.09.2021

Es waren ereignisreiche neun Monate in der Corona-Pandemie für die drei Stormaner Einrichtungen

Das Bad Oldesloer Impfzentrum in der Jugendherberge am Konrad-Adenauer-Ring Foto: Patrick Niemeier  Patrick Niemeier
Das Bad Oldesloer Impfzentrum in der Jugendherberge am Konrad-Adenauer-Ring Foto: Patrick Niemeier Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Von enttäuschten Impfwilligen über Vandalismus noch vor der Eröffnung bis zur Impfmüdigkeit – rund um die Corona-Impfzentren haben sich in den neun Monaten ihres Bestehens viele Geschichten abgespielt. Am 26. September, dem Tag der Bundestagswahl, geht die Geschichte in Schleswig-Holstein und somit auch in Stormarn zu Ende. Zeit, Bilanz zu ziehen.

Erste Dosis verabreicht
Am 4. Januar war das erste und größte in Bad Oldesloe mit sechs Impflinien in der Jugendherberge eröffnet worden. In den Wochen zuvor hatten es Impfgegner mit Parolen beschmiert, was dazu führte, dass ein Sicherheitsdienst und eine Videoüberwachung eingeführt wurden. Der Staatsschutz ermittelte. Es war noch die Zeit, in der Impfstoff knapp war und die Zahl der Impfwilligen zu groß, um schnell bedient werden zu können. Die Online-Terminvergabe sorgte landesweit für Frust. Umso größer war die Erleichterung bei den ersten Geimpften aus den Risikogruppen. Da es zunächst zwei Monate lang nur das Oldesloer Impfzentrum gab, wurden Fahrten für Senioren und Risikogruppen aus dem ganzen Kreis organisiert.

Aufgebrachte Bürger vor den Impfzentren
Am 1. März starteten dann auch die Zentren in Reinbek und Großhansdorf. Es folgten auch noch die Diskussionen rund um mögliche Nebenwirkungen von Astra-Zeneca sowie abgesagte oder verschobene Termine. Aufgebrachte Menschen, die zum Teil über einen Monat auf ihren Termin gewartet hatten, mussten vom Sicherheitsdienst beruhigt werden. Insgesamt standen ab März allerdings kreisweit zehn Impflinien zur Verfügung. Ab Mai stiegen die Zahlen der Geimpften dann rapide an. Die meisten Impfungen in Stormarn wurden am Pfingstwochenende Ende Mai erreicht. Es waren 1630 pro Tag.
Im Hoch- und Spätsommer, als sich die Pandemie gefühlt ein wenig auf dem Rückzug befand, ging die Nachfrage überraschend stark zurück. Der Kreis und lokale Ärzte mussten in der Folge immer wieder auf die Wichtigkeit der Impfungen hinweisen. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits möglich, ganz ohne Termin Impfungen mit verschiedenen Impfstoffen zu erhalten. Die Zeit, in der ein gesichertes Datum für eine Impfung quasi Gold wert war, war schlagartig vorbei. Dadurch verschwanden auch die Betrüger so schnell, wie sie gekommen waren, die am Telefon angebliche Termine gegen Zahlung anboten.
Die Situation drehte sich komplett. Jetzt gab es plötzlich mehr Termine und Impfstoff als Impfwillige. Der Großteil der Geimpften erhielt in Stormarn den Pieks mit BionTech oder Moderna, teilt der Kreis mit. Doch auch Johnson&Johnson sowie AstraZeneca wurde verimpft. Insgesamt konnten bis zum 19. September 200 323 Impfungen verabreicht werden. Der Kreis geht davon aus, dass bis zum letzten Tag nochmal rund 2000 hinzukommen können. Wenn man die rund eine Million Euro Kosten für den Betrieb der drei Impfzentren gegenrechnet, kommt man also auf rund fünf Euro pro Impfung. Darin enthalten seien aber nicht das medizinische Verbrauchsmaterial, die Anschaffung der Impfstoffe sowie die entstandenen Personalkosten. Anschaffungen wie zum Beispiel die teuren Kühlschränke für Medikamente, können auch nach der Pandemie durch den Kreis oder den Katastrophenschutz genutzt werden. Sie werden in das noch im Bau befindliche Katastrophenschutzzentrum in Hammoor gebracht werden.
„Unser herzlicher Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben, die Stormarner Impfzentren aufzubauen und zu betreiben. Das war ein ganz wichtiger Schritt hin zur Bekämpfung der Pandemie, den Sie alle mit Bravour gemeistert haben“, sagt Landrat Henning Görtz. Die letzten Impfungen finden am 26. September um 18 Uhr statt. Danach sind die drei Impfzentren Stormarner Geschichte. Zu den befürchteten größeren Demonstrationen oder Zwischenfällen rund um die Impfzentren kam es übrigens in all den Monaten nicht. Die „Querdenker“ und Impfgegner führten ihre Kundgebungen an anderer Stelle durch. Auch der Vandalismus hielt sich in Grenzen. Mal wurden Schilder beschädigt, Parolen geschmiert oder Infotafeln abgerissen – aber mehr passierte zum Glück nicht.

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.