Stormarner Tageblatt 12.11.2021
Frust nach Vereinsheim-Brand: Die SPD wollte über die Zukunft der DLRG sprechen – abgelehnt
Patrick Niemeier
Nach dem Feuerschock folgte die politische Enttäuschung für die DLRG Bad Oldesloe. „Ich bin schon sehr erstaunt, dass der Dringlichkeitsantrag abgelehnt wurde. Man hätte einfach mal über die Lage sprechen und ein Zeichen der Wertschätzung setzen können“, sagte der ehemalige Ortsvorsitzende Dominic Gehrken. Stattdessen macht sich nach dem verheerenden Brand am frühen Mittwochmorgen ein Gefühl der Ohnmacht bei den Betroffenen breit.
SPD sieht eine Dringlichkeit
Nachdem das marode Vereinsheim am Kurpark abgebrannt war, hatte die SPD einen Dringlichkeitsantrag im Hauptausschuss gestellt. Wie Hajo Krage (SPD) ausführte, wollte man gemeinsam schauen, wie der DLRG jetzt kurzfristig geholfen werden könne. Um das Thema auf die Tagesordnung zu heben, wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit der elf Ausschussmitglieder notwendig gewesen.
Doch diese kam nicht zustande. Vertreter von FDP, CDU und FBO sahen die Dringlichkeit nicht. „Ich habe das Feuer heute Morgen selbst gesehen. Das war natürlich ganz schrecklich. Aber das ist hier im Ausschuss heute egal“, sagte Horst Möller (CDU).
Bei aller Tragik: Die DLRG könne sicherlich noch gar nicht sagen, was sie benötige. Zudem helfe die Stadt bereits. Die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem neuen Standort habe es schon vor dem Feuer gegeben. Daran ändere sich nichts. „Die DLRG hat nach wie vor Hausaufgaben, uns ihre Bedürfnisse mitzuteilen. Das Thema steht in Kürze auf den Tagesordnungen“, sagte Möller.
Vielleicht Hilfe vom Kreisverband möglich?
Matthias Rohde von der FBO verwies darauf, dass doch der Kreisverband der DLRG Mieter des Gebäudes gewesen sei: „Könnte dann nicht vielleicht der Kreis helfen? Die sind in Sachen Räumlichkeiten und Möglichkeiten besser aufgestellt als wir.“
Der fraktions- und parteilose Andreas Lehmann, der die Dringlichkeit als unbedingt gegeben ansah, zeigte sich nach der Abstimmung entsetzt. „Ich habe keine Ahnung, was hier für ein Verständnis vorherrscht. Das hat auch was mit Wertschätzung des Ehrenamts zu tun“, sagte er.
SPD: Parteien ließen die DLRG im Stich
„Man sollte meinen, es wäre im Interesse aller, die sich für ehrenamtlich arbeitende junge Menschen engagieren. Wir mussten erkennen, dass diese Parteien die DLRG im Stich lassen und nicht einmal bereit waren, nach Hilfe zu suchen“, ergänzte Torben Klöhn, Vorsitzender der SPD in Bad Oldesloe.
„Wo waren die selbsternannten besten Interessenvertreter der Oldesloerinnen und Oldesloer, als es um die Belange der DLRG ging“, zeigte sich der Fraktionsvorsitzende Björn Wahnfried besonders enttäuscht vom Verhalten der FBO.
Hilfe auch ohne politischen Auftrag
Bürgermeister Jörg Lembke versuchte in seinen Mitteilungen zu Beginn der Tagesordnung zu retten, was zu retten war. Er erklärte, dass Stadt und Vereine natürlich bereits helfen, auch ohne politischen Auftrag. „Der VfL, das THW, die Feuerwehr und das ASB haben bereits zugesagt, dass die DLRG dort Räume für Schulungen nutzen kann“, sagte Lembke. „Nur auf die Hilfsangebote von Vereinen und Verbänden zu hoffen, ist zu wenig“, teilt die SPD dazu in einem Statement mit. Die Sozialdemokraten wollen nach eigener Aussage gemeinsam mit der DLRG nach kurzfristigen Lösungen suchen, die nicht zu Lasten anderer ehrenamtlich Tätigen gehen. „Ein möglicher Weg wäre, auf dem Parkplatz des Kurpark-Stadions einen Container aufzustellen. Sanitäre Anlagen und Stromanschluss wären hier nicht weit“, schlug etwa Hermann Roden vor, Vertreter der SPD im Bauausschuss. Die Vertreter der DLRG zeigten sich dankbar gegenüber der Feuerwehr und allen, die sich nun engagieren: „Der Feuerwehr-Gemeindewehrführer Olaf Klaus hat heute mehrfach bei uns angerufen. Er bietet jede Hilfe an, die wir brauchen. Das ist Zusammenhalt. Das ist Wertschätzung. Das ist das, was wir auch im Ausschuss erwartet hätten.“
Das Verhalten einiger Fraktionen sei aber ein deutliches Zeichen, was die Wertschätzung ihres Ehrenamts angehe. Doch dieses Gefühl sei leider nicht neu.
Besonders schlimm sei, dass neben Trainingsmaterial, weiterer Ausrüstung, Werbemittel sowie Spielgeräte auch eine Menge an Erinnerungen verloren sei. Es lagerten Protokolle, Berichte und Fotos aus mehreren Jahrzehnten im Gebäude.
Großer emotionaler Verlust
Eigentlich hätte all das zeitnah digitalisiert werden sollen. Es sei auch geplant gewesen, dass die DLRG in einem der nächsten Bände von „Bad Oldesloe in alten Bildern“ vertreten sein sollte. Stattdessen ist die Geschichte des Vereins in Text und Bild nun ausgelöscht. Der emotionale Verlust ist riesig.