Warum so viele Tote?

Stormarner Tageblatt  13.11.2021

Corona: In Relation versterben prozentual mehr Infizierte in Stormarn als in anderen Landesteilen

Patrick Niemeier

Es ist ein Wert, der nirgendwo in Schleswig-Holstein höher ist. Pro 100.000 Stormarner sind bisher 132 Corona-Infizierte verstorben. Insgesamt sind es bisher 324 Bürger aus dem Kreisgebiet, die im Verlauf einer Corona-Infektion ihr Leben verloren. 9289 Stormarner sind bisher positiv getestet worden.
Doch warum ist die Zahl der verstorbenen Infizierten so hoch? Sind die Stormarner besonders immungeschwächt? Oder ist der Altersdurchschnitt in Stormarn besonders hoch? Diese Fragen stellen sich viele Bürger immer wieder, wenn sie die Corona-Statistiken sehen.
Schon im Sommer erklärte Christiane Clobes, Leiterin des Gesundheitsamtes beim Kreis Stormarn, wie es zu dieser Situation komme. Die Gründe seien allerdings durchaus komplex und nicht einfach auf einen Punkt zu bringen. Es gebe allerdings wesentliche Punkte, von denen man wisse, dass sie zu der Statistik beitragen.

Große Ausbrüche in Seniorenheimen
Es habe leider in Stormarn schon recht früh in der Pandemie große Ausbrüche in Senioren- und Altenheimen gegeben. Noch bevor es Impfungen gab, verstarben zum Beispiel 15 Bewohner in einem Pflegeheim für Demenzkranke in Rohlfshagen. Es war damals – im April 2020 – der erste große Ausbruch in Stormarn mit 82 Infizierten unter Bewohnern und Mitarbeitern.
Auch im Billetal in Trittau gab es einen größeren Ausbruch Anfang 2021. Dort verstarben 16 Bewohner. Immer wieder waren im Kreis besonders Senioren- und Pflegeheime betroffen. Ein hoher Prozentteil der verstorbenen Corona-Infizierten kam in den großen Corona-Wellen aus eben solchen Einrichtungen. Dass das Virus besonders gefährlich für Hochbetagte und Vorerkrankte ist, sei schließlich bekannter Fakt.

Vor allem ältere Mitbürger betroffen
Das bestätigte auch das Robert Koch-Institut dem Stormarner Tageblatt schon mehrfach auf Anfrage. Der überwiegende Teil der Verstorbenen ist auch in Stormarn über 60 Jahre alt. Daraus könnte jetzt natürlich der Rückschluss erfolgen, dass Stormarn einen höheren Altersdurchschnitt haben könnte, als der Rest des Landes. Das ist aber tatsächlich nicht der Fall.
Allerdings hat Stormarn die gesamte Pandemie hindurch eine relativ hohe Inzidenz vorzuweisen. Heißt: In Relation zur Gesamtbevölkerung erkrankten viele Bürger. Und dort, wo viele Menschen erkranken, besteht auch ein höheres Risiko, dass es zu Todesfällen komme. In solchen Situationen seien Bewohner von Alten- und Pflegeheimen besonders gefährdet. Gründe dafür seien laut RKI: „altersspezifische pathophysiologische Veränderungen, Nachlassen der Leistungsfähigkeit des Immunsystems, Gebrechlichkeit sowie dem Vorliegen von Vorerkrankungen.“

Zweithöchste Inzidenz in ganz Schleswig-Holstein
Im Vergleich war der Kreis quasi ein Corona-Hotspot im Land. Laut Landesmeldestelle hat Stormarn nämlich über die gesamte Pandemie gesehen die zweithöchste Inzidenz in Schleswig-Holstein nach dem Kreis Pinneberg vorzuweisen.
Ebenso musste Stormarn nach dem Kreis Pinneberg (1311) die zweitmeisten Infizierten in absoluten Zahlen vermelden, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten (755). Hinter dem ebenfalls stark betroffenen Kreis Pinneberg (396) gab es hier die meisten Todesfälle absolut mit 324.
Da die Gesamtinfiziertenzahl mit 13.687 in Pinneberg aber deutlich höher war als in Stormarn mit 9289 ist die Todesrate in Relation die höchste im Land.

Landrat setzt auf Impfungen
Für Landrat Dr. Henning Görtz steht es nach wie vor fest, dass nur Impfungen für mehr Schutz sorgen können. Die Impfquote müsse weiter steigen. Die Möglichkeit der Drittimpfungen solle genutzt werden. Nur so könne man aus der Pandemie kommen. Daher steht der Kreis auch voll hinter der Eröffnung der Impfstationen und befindet sich mitten in den Vorbereitungen, wie Andreas Rehberg, Leiter Sicherheit und Gefahrenabwehr, mitteilte. Dort sollen Erst-, Zweit- und vor allem auch Dritt-Impfungen als „Booster“ möglich sein.

Hausärzte bieten auch Booster-Impfungen an
Auch Hausärzte im Kreis bieten bereits Booster-Impfungen an. Personen über 60 Jahren können sich einen Termin geben lassen. Allgemein sollten Geimpfte das Gespräch mit ihrem Hausarzt suchen, wann und wie es die dritte Booster-Impfung geben könne. Drei Impfstationen sollen in Kürze in Stormarn eröffnet werden. Eine wird in der Jugendherberge Bad Oldesloe untergebracht werden. Weitere Stationen entstehen im Süden und in der Mitte des Kreises.

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