Stormarner Tageblatt 30.11.2021
Für die Oldesloer Wirtschaftsvereinigung ist Vorsicht angesichts der Corona-Situation entscheidend
Patrick Niemeier
Nicole Brandstetter klingt besorgt. „Bei zu vielen Menschen hatte sich das Gefühl eingeschlichen, dass wir das mit der Pandemie geschafft haben“, sagt die Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe.
Es sei daher auch viel über die Adventszeit und das Weihnachtsgeschäft gesprochen worden und was alles möglich sein werde. Desto schlimmer sei nun der Rückschlag. „Dass es nochmal gefühlt schlimmer wird, als es im letzten Jahr war, das konnte sich so richtig niemand vorstellen“, sagt sie. Daher seien sie und ihre Mitstreiter immer häufiger hinter den Kulissen gefragt. „Wir sind gerne Motivator. Denn die Sorgen im Einzelhandel waren nie weg. Jetzt werden sie gerade wieder noch größer“, sagt sie. Überstehen alle Händler es finanziell? Welche Regeln werden verschärft? Kommen die Kunden trotzdem? Von einem „normalen Vorweihnachtsgeschäft“ sei man doch deutlich entfernt, kann sie berichten.
Atmosphäre fehlt für die richtige Stimmung
Das liege unter anderem daran, dass einfach die Stimmung und Atmosphäre fehle. Ohne Punsch-Geruch und Weihnachtsmarkt sowie die dazu passenden Konzerte und Events sei es schon einfach anders. Eine Lösung hätte es sein können, dass es nach den diversen Absagen eine größere Veranstaltung der Wirtschaftsvereinigung mit den Kaufleuten gegeben hätte. „Wir hatten es vorgeschlagen – wenn es gewünscht wäre – am 21. Dezember ein Wintersonnenwenden-Fest zu organisieren. Doch das Votum der Kaufleute war klar, dass das mit Blick auf die aktuelle Pandemielage nicht gewünscht und nicht vernünftig wäre. Das sehen wir mit Blick auf die gesamte Pandemie auch so“, erklärt Brandstetter. Gemeinsam habe man daher davon Abstand genommen.
Für sie sei es wichtig, dass alles getan werde, um die vierte Corona-Welle zu brechen. Wer den Kaufleuten helfen wolle und allen, die durch die Situation auch finanziell oder psychisch belastet sei, der solle sich „endlich impfen lassen“. Daran führe kein Weg vorbei, das müsse ja langsam klar sein. Außerdem sei es für sie vollkommen in Ordnung, wenn für die Fußgängerzone eine Maskenpflicht erlassen werde, die rechtlich möglich sei. „Wir haben hohe Inzidenzen und eine neue Virusvariante mit Omikron. Man sollte alles tun, um zumindest dann die fünfte Welle zu verhindern. Wenn Masken dabei helfen – sehr gut“, sagt Brandstetter. Es sei doch ein kleiner Beitrag, den jeder Bürger leisten könne. Es müsse wirklich jede Anstrengung unternommen werden, um die Gesundheit der Menschen zu schützen und gleichzeitig zu verhindern, dass es wieder zu einem Shutdown oder Teil-Shutdown der Geschäfte komme.
Enorm wichtig sei es, dass die Menschen trotzdem in ihrer Innenstadt einkaufen. „Und wer sich Sorgen macht und lieber nicht in die Fußgängerzone möchte, der hat die Möglichkeit Gutscheine für die Gastronomen und Geschäfte hier zu erwerben“, sagt die Wirtschaftsvereinigungs-Vorsitzende. Gerade auch kleine, spezialisierte Nischengeschäfte, die das Einkaufen in Bad Oldesloe als „Salz in der Suppe attraktivieren“ – wie „Izoda“ oder die „Machbar“ – bräuchten jetzt ihre Kunden.
Brandstetter ruft dazu auf, die volle Bandbreite der Öffnungszeiten zu nutzen. Viele Geschäften würden dafür auch an Adventssamstagen extra länger offen bleiben.
Innenstadtmanager fehlt in Krise noch deutlicher
Es zeige sich jetzt wieder, dass auch die Lokalpolitik reagieren müsse. Denn das Fehlen eines echten Innenstadtmanagers zeige sich in solchen Krisensituationen erneut besonders deutlich. „Gerade jetzt wäre so eine Unterstützung so wichtig“, sagt Brandstetter. Denn es müssten auch jetzt Konzepte entworfen werden, wie es nicht nur in der Pandemie, sondern irgendwann danach weitergehe. „Es wird auch dann anders sein, als es vorher war“, ist sich Brandstetter sicher. „Es ist für die Oldesloer Innenstadt schon Viertel nach Zwölf. Die Pandemie beschleunigt das“
Für die Adventszeit hat sich die Wirtschaftsvereinigung selbst auch etwas überlegt. Nachdem es im vergangenen ersten Corona-Jahr einen digitalen Adventskalender mit Angeboten lokaler Händler und Gastronomen gab, gibt es diesen dieses Jahr in analoger Form. Er liegt kostenfrei bei allen Unternehmen aus, die zur Wirtschaftsvereinigung gehören und hat 24 Türchen.