Die Corona-Sorgen der Gastronomie

Stormarner Tageblatt  03.12.2021

Stormarner Restaurant-Betreiber berichten: Weihnachtsgeschäft bricht weg / Lieber Shutdown als 2Gplus

Franco Magaldi hatte auf ein anderes Jahresende gehofft, zeigt aber Verständnis für alle Gäste, die vorsichtig sein wollen. Allen, die an ihren Buchungen festhalten, will er eine gute Adventszeit bieten.
Franco Magaldi hatte auf ein anderes Jahresende gehofft, zeigt aber Verständnis für alle Gäste, die vorsichtig sein wollen. Allen, die an ihren Buchungen festhalten, will er eine gute Adventszeit bieten.Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Franco Magaldi atmet durch, schaut kurz auf den Boden und sagt dann. „Vielleicht haben wir uns etwas vorgemacht, dass wir das gemeinsam schnell mit der Pandemie in den Griff bekommen.“ Vielleicht sei die Hoffnung und der Glaube daran größer gewesen, als die gesellschaftliche und virologische Realität, so der Inhaber des Oldesloer Restaurants Pinocchio. Jetzt stehe auch für ihn das zweite Weihnachtsfest mit zahlreichen Absagen vor der Tür. Immer mehr Betriebe stornieren ihre Tische. Tische, die in seinem Restaurant komplett weihnachtlich dekoriert und fertig eingedeckt sind. Ob die restlichen Gäste auch wirklich kommen? Man wisse es nicht. „Ich habe einige Kunden aus dem Bereich der Pflege. Natürlich kommen die nicht, stornieren ihre Tische jetzt. Sie können kein Risiko eingehen. Ich verstehe auch alle Menschen, die jetzt lieber noch vorsichtiger sind“, sagt er. Vorwürfe erhebe er keine.

Zum Ende des Jahres mehr Impfungen erwartet
Hart sei es für ihn und andere Gastronomen trotzdem. Dass noch so viele Menschen ungeimpft seien, könne er nicht wirklich nachvollziehen. Vernunft und Rücksicht seien leider allgemein irgendwo in der Pandemie auf der Strecke geblieben. Magaldi hoffe, dass es nun im Frühjahr besser werde. Er und sein Team werden alles geben, um die Vorweihnachtszeit für die geimpften Gesellschaften und Feiern, die noch nicht abgesagt wurden, positiv zu gestalten. Auch Lieferungen für manche eigentlich bei ihm gebuchten Weihnachtsfeiern habe er bereits ermöglicht, weil Menschen das Essen seines Restaurants lieber daheim zu sich nehmen wollten. „Natürlich ist das alles hart“, fügt er nochmal an und lächelt trotzdem – vor allem, weil es in den letzten Monaten bergauf zu gehen schien. „Wenn nun auch noch 2 G-Plus kommen sollte, dann kann man lieber einen Shutdown machen. Dann lohnt sich das alles nicht mehr“, fügt Magaldi an.
Rainer Hinz vom Restaurant Kandelar in Bad Oldesloe ist bereits einen Schritt weiter. Er habe beschlossen, sein komplettes Weihnachtsgeschäft über die Feiertage abzusagen. „Ich mache das nicht wie im vergangenen Jahr und werfe Lebensmittel für tausende Euro weg“, sagt Hinz. In der Vorweihnachtszeit habe er noch Buchungen, aber es werden immer weniger. „Kürzlich hatte ich eine große geschlossene Gesellschaft. Das ganze Restaurant war gebucht. Als klar war, dass sehr wenige Gäste nicht geimpft waren und somit nicht mit rein dürfen, wurde einfach alles kurzfristig storniert“, erklärt er. „Schön, dass man offenbar in der Gruppe solidarisch sein wollte. Aber nicht schön für uns. Es ist ein enorm egoistisches Verhalten, dann einfach den Gastronom im Stich zu lassen“, sagt er. Wer sich nicht impfen lassen wolle, der müsse mit den Konsequenzen leben und könne nun eben nicht mehr an Feiern oder Treffen teilnehmen. Für Hinz ist das nur konsequent. „Mich wundert das aber alles nicht. Ich habe das schon kommen sehen“, fügt er an.

Lob für die Dehoga
Er stehe voll hinter den aktuellen 2 G-Regeln und kontrolliere diese ganz genau. Mancher Gast habe sich daher bereits beschwert und zu Protokoll gegeben, dass er woanders nie seinen Personalausweis oder Nachweis so deutlich habe vorzeigen müssen. „Dann sage ich gerne, dass das ja traurig genug sei. Da meckern die Menschen, wundern sich, dass die Pandemie nicht endet und dann wollen sie sich selbst nicht an die kleinsten Regeln halten“, sagt er. Kürzlich habe er an einem Abend auch Gäste vom Arbeiter-Samariter-Bund gehabt, die eine solche Beschwerde mithörten. „Sie haben sich direkt eingemischt und den Gästen klargemacht, dass das genau gut und richtig sei, wie wir das handhaben.“ Ein anderer Stormarner Gastronom, der anonym bleiben möchte, berichtet Ähnliches. Stammgäste hätten sich beschwert, dass sie ungeimpfte Verwandte nicht mit zur Feier bringen durften. Als ihnen das natürlich verwehrt worden sei, hätten auch sie von der Buchung Abstand genommen. Wieder werde deutlich, dass die Spalter der Gesellschaft die Ungeimpften sind.
Wenn noch mehr Einschränkungen kämen, hoffe er, dass es wie im vergangenen Jahr November- und Dezemberhilfen gebe. „Ich muss da nochmal Axel Strehl und die Dehoga loben. Er hat sich letztes Jahr stark für uns eingesetzt und diese Hilfen bei Ministerpräsident Daniel Günther auf den Tisch gebracht“, sagt Hinz. Wenn man aber mit 2 G oder 2 G-Plus geöffnet bleiben dürfe, glaube er nun nicht an ähnliche Kompensationen. „Bevor 2G-Plus kommt, macht lieber einen Shutdown für die Gastronomie“, fordert Hinz die Politik auf. Axel Strehl, Präsident der Dehoga in Schleswig-Holstein und Inhaber des „Restaurant Strehl“ in Ahrensburg, sieht es ähnlich wie Hinz und Magaldi. „2 G-Plus wäre das Ende für das Weihnachtsgeschäft“, sagt er. Schon jetzt gebe es viele Absagen. Das liege aber nicht an der 2 G-Regel, die er weiterhin für sinnvoll halte, sondern daran, dass die Menschen Angst haben. Unternehmen könnten es sich zum Beispiel nicht leisten, dass ihre Mitarbeiter komplett in Quarantäne müssen, wenn nach der Weihnachtsfeier im Restaurant doch ein positiver Fall auftauche. Nach der Absage der Firmen-Feiern seien in den letzten Wochen – auch nach dem Auftauchen der Omikron-Mutation – immer mehr private Gesellschaften abgesagt worden. Es sehe so aus, als wenn das Weihnachtsgeschäft 2021 nicht deutlich besser werde als das 2020er. „Für Gastronomen – auch in der Region -, die vor allem auf das Dezember-Geschäft setzen, ist das enorm hart“, sagt Strehl.

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