„Unserer Stärken bewusst sein“

Stormarner Tageblatt  30.12.2021

Bürgermeister Jörg Lembke schaut auf 2021 zurück und hat das Bürgermeisterwahljahr 2022 im Blick

Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke in seinem Büro.  Patrick Niemeier
Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke in seinem Büro. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

In Bad Oldesloe endet 2022 die erste Amtszeit von Bürgermeister Jörg Lembke. Er tritt zur Wiederwahl im Mai an. Seine Gegenkandidaten sind noch unbekannt. Im Interview mit dem Tageblatt blickt er auf das Jahr 2021 zurück und in das Bürgermeisterwahljahr.

Im neuen Jahr steht die Bürgermeisterwahl in Bad Oldesloe im Kalender. Mit welchen Themen gehen sie in den Wahlkampf?
Ich möchte den eingeschlagenen Weg weitergehen. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren den Grundstein für eine Entwicklung gelegt, die Bad Oldesloe wieder zu dem werden lassen kann, was es sein sollte: Eine prosperierende Kreisstadt mit lebendiger Innenstadt, hochwertigen Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Wohnraum für gut Verdienende ebenso, wie für sozial schwächere Menschen, modernen Schulen und Kindergärten und einem hochwertigen Freizeit- und Sportangebot. Sechs Jahre habe ich mit der Verwaltung und der Lokalpolitik hierfür die Grundlagen gelegt. Jetzt wird es Zeit, die Ernte für Bad Oldesloe auch einzufahren.

Wenn sie auf die vergangenen Monate zurückblicken. Was waren für Sie denn in Bad Oldesloe die wichtigsten Momente und Entscheidungen im Jahr 2021?
Am Jahresende war sicher der Haushaltsbeschluss für den Doppelhaushalt 2022/23 entscheidend. Er versetzt uns in die Lage, jahresübergreifend durcharbeiten zu können, ohne im Jahr 2023 auf eine Haushaltsgenehmigung warten zu müssen und lässt uns mit vielen Projekten ca. ein Vierteljahr schneller sein. Ebenfalls zum Jahresende begann das noch laufende Projekt des Abrisses des ehemaligen Nickel-Kaufhauses in der Lübecker Straße. Wir schaffen hiermit die Voraussetzungen, diesen innerstädtischen Bereich ganz neu zu überplanen und damit einen Stadteingang zu bauen, der zukunftsfähig ist. Natürlich waren die Voruntersuchungen zum Umbau der Innenstadt, beziehungsweise Fußgängerzone, unter dem Motto „Bad Oldesloe 2.0“ in diesem Jahr prägend, denn hier wurde der Grundstein für die kommenden 15 Jahre Erneuerung gelegt. Ebenso wichtig war die langersehnte Fertigstellung der Fahrradparkanlage am Bahnhof, die demnächst den Nutzern übergeben wird. Auch das Voranbringen der B-Pläne in Wolkenwehe, der Königstraße, dem Pölitzer Weg, am Stoltenrieden oder auch die Vorplanung für das neue Gewerbegebiet West haben wichtige Grundlagen gelegt. Die weitere Umsetzung des Digitalpakts in den Schulen hat unsere Mitarbeiter viel Kraft gekostet. Ich könnte noch mit vielen Projekten weitermachen, denn in einem Jahr passiert wie immer sehr viel, von dem der Bürger oft gar nichts mitbekommt.

Was ist im Jahr 2021 viel besser gelaufen, als Sie gedacht hätten?
Ich bin froh, dass Einzelhandel, Gastronomie und Wirtschaft besser durch das Jahr gekommen sind, als ich befürchtet hatte. Dennoch glaube ich, dass insbesondere die beiden ersten Bereiche weitere Einschränkungen nicht mehr lange hinnehmen können.

Was lief 2021 schlechter, als sie es gehofft oder erwartet hatten?
Ich hätte gern einen Neujahrsempfang durchgeführt. Ebenso wie 2022 mussten wir aber auch diesen absagen.

Wie würden Sie Bad Oldesloe im Jahr 2021 in wenigen Worten beschreiben ?
Bad Oldesloe steht am Anfang einer großen Entwicklung.

Was sind die Dinge, die in Bad Oldesloe dafür bald besser laufen müssen?
Wir müssen uns unserer Stärken bewusst sein und das Schöne in der Stadt erkennen. Leider sind die Bürger und Bürgerinnen Bad Oldesloes ihrer eigenen Stadt gegenüber oft überkritisch und übersehen dabei die vielen schönen Ecken, die Leistungsfähigkeit und den großen Erholungswert, den die Stadt ihnen bietet.

Was sind für Sie die großen Stärken Bad Oldesloes ?
Bad Oldesloe zeichnet sich durch einen enorm großen Zusammenhalt seiner Bürger aus, die füreinander einstehen, wenn es darauf ankommt. Man fragt und diskutiert hier nicht lange – man packt an. Zahlreiche Initiativen und Vereine sind der beste Beweis für das große ehrenamtliche Engagement der Bürger. Das macht den Charme dieser Stadt aus.

Und wenn sie nun konkret nach vorne schauen. Welche Großprojekte fallen Ihnen dann für 2022 direkt als erstes ein ?
Der Bau der Windkraftanlagen in Schadehorn. Die Vorbereitung des Neubaus des Feuerwehrhauses in Poggensee. Der Bau von Zisternen für die Löschwasserversorgung. Der Beginn des Neubaus für die Ida-Ehre-Schule. Die Umstellung der restlichen Straßenlampen auf LED. Die Deckenerneuerung der Hamburger Straße. Der Beginn des Neubaus des Wolkenweher Weges. Die Planung neuer Wohnmobilstellplätze. Die Aufstockung des Baubetriebshofes. Der Neubau der Flutlichtanlage auf dem Exer.

Das Jahr war ja geprägt von der Corona-Pandemie. Welche Auswirkungen hatte das auf städtische Projekte und die Verwaltung?
Die größten Auswirkungen fanden sich natürlich im Veranstaltungsbereich. Zum zweiten Mal musste Vogelschießen ausfallen. Das Weihnachtsmannwecken, der Weihnachtsmarkt, das Einsingen in die Weihnacht und zwei verkaufsoffene Sonntage konnten nicht stattfinden. Viele weitere, von Vereinen und Initiativen organisierte Veranstaltungen fielen aus. Der Besuch unserer Partnerstadt aus Olivet wurde kurzfristig abgesagt. Terminvereinbarungen in der Stadtverwaltungen funktionieren Darüber hinaus konnten die geplanten Veranstaltungen im Zusammenhang mit „Bad Oldesloe 2.0“ lediglich online stattfinden. Die Verwaltung konnte, entgegen meinem Wunsch, noch nicht wieder die Türen öffnen und unsere Mitarbeiter hatten sehr viel Mehraufwand durch die erforderlichen Terminvereinbarungen. Schön hierbei ist es allerdings, dass jeder Bürger innerhalb von spätestens drei Tagen einen verlässlichen Termin bei uns bekommt und Wartezeiten daher nicht mehr vorkommen.

Was haben Sie 2021 am meisten in der Corona-Pandemie vermisst ?
Mir fehlten die oft spontanen Gespräche, die gerade bei den ausgefallenen Veranstaltungen sonst zustande kommen. Der „Schnack“ im Vorbeigehen, bei dem man als Bürgermeister so viel über die Sorgen der Bürger erfährt. Selbst meine Stadtteilbesuche konnte ich erst nach den Sommerferien wieder aufnehmen. Ebenfalls gefehlt haben mir die Jugendgruppen, die sonst in der Jugendherberge Station machen und im Stadtbild sichtbar sind. Nun hat die Jugendherberge zur Zeit natürlich einen sinnvollen Zweck, wir müssen uns aber Gedanken machen, wie wir sie im Anschluss wieder mit Leben füllen. Auch der Sport hat im ersten Halbjahr noch gelitten und tut dies im Winter wieder. Viele Hallenturniere sind bereits abgesagt und auch der Spielbetrieb wird weiter leiden. Das ist besonders für Kinder und Jugendliche schlimm. Vermisst habe ich auch eine sachliche Diskussion auf Augenhöhe zwischen Impfgegnern und -befürwortern. Ich habe den Eindruck, dass man sich mehr und mehr unversöhnlich gegenübersteht. Wir müssen aber auch in Zukunft wieder alle gut miteinander auskommen, deswegen ist es wichtig, zu überzeugen. Dabei dürfen wir die Ungeimpften auf keinen Fall an den Rand der Gesellschaft drängen, sonst riskieren wir, dass sie sich radikalisieren. Jeder, der sich nicht impfen lässt, hat wahrscheinlich einen guten Grund. Dennoch wünsche ich mir, dass die Menschen sich zum eigenen Schutz immunisieren lassen. Das geht aber nur im Gespräch. Da müssen wir auf beiden Seiten besser werden.

Wie würden Sie die Oldesloer mit wenigen Sätzen oder Attributen beschreiben ?
Die Oldesloer sind offen, warmherzig und modern. Sie lieben ihre Stadt und setzen sich für die Entwicklung Bad Oldesloes aktiv ein.

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