Kulturchefin geht nach sechs Jahren

Stormarner Tageblatt  20.01.2022

Bad Oldesloe: Inken Kautter wechselt nach Göttingen / Lob für Zusammenarbeit mit Ehrenamtlern

Inken Kautter vor dem Kultur- und Bildungszentrum, das sie in den vergangenen fünf Jahren mit aufgebaut hat. Am 30. Juni endet ihre Zeit in Bad Oldesloe.  Patrick Niemeier
Inken Kautter vor dem Kultur- und Bildungszentrum, das sie in den vergangenen fünf Jahren mit aufgebaut hat. Am 30. Juni endet ihre Zeit in Bad Oldesloe. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Ein echtes Abenteuer sei es gewesen, sagt Bad Oldesloes Kulturbüro-Leiterin Inken Kautter. Sie hält einen Augenblick inne, schaut sich kurz in ihrem Büro um und fügt an: „Es wird nicht leicht, in ein paar Monaten von hier wegzugehen.“ Doch es wird im Sommer 2022 so kommen. Zum 1. Juli übernimmt Kauter nämlich die Leitung des Fachbereichs Kultur in Göttingen. Für die Kulturszene in der Stormarner Kreisstadt ist das ein Schock.
2015 war die Bad Schwartauerin nach Stationen in München, Berlin, Halle und Köln nach Bad Oldesloe gekommen. Ihre Aufgabe: Die Eröffnung des Kultur- und Bildungszentrum gestalten und das Haus mit Leben zu füllen. Zusätzlich übernahm sie die Leitung des Kulturbüros der Kreisstadt. Im September 2016 öffnete das Kub schließlich mit einem großen Event. „Diese Phase wird mir auch immer besonders in Erinnerung bleiben. Es war aufregend und es wurde viel ausprobiert. Ich bin dankbar, sowas mal miterlebt zu haben. Die Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlern und Künstlern aus der Kulturszene hier war und ist echt einmalig“, sagt Kautter.
Rückblickend sei so viel passiert in den Jahren. Angefangen habe sie mit einer Mitarbeiterin, jetzt seien es 14. Besonders viel Spaß habe es ihr bereitet, neue Formate und Projekte auf den Weg zu bringen. Mit den lokalen Vereinen und Kulturschaffenden sei es gelungen ein Programm auf die Bühne zu stellen, dass sehr abwechslungsreich sei und weit über die Stadt- und Kreisgrenzen Bad Oldesloe als Kulturstadt bekannter gemacht habe. Insgesamt habe sie etwas an der Kreisstadt besonders schätzen gelernt. „Was Ehrenamtler in Bad Oldesloe machen, um gesellschaftlichen Gemeinsinn zu stiften, ist einmalig. Auch wenn das auf relativ wenige Schultern verteilt zu sein scheint. Die Stadt kann sich glücklich schätzen, was so an Mehrwert geschaffen wird.“ Sie sei begeistert davon gewesen und werde dieses Engagement vermissen.
Auch ihr hauptamtliches Team sei großartig und habe Veranstaltungen wie „Pflasterart“ und „Kub auf dem Feld“ entscheidend mitgeprägt und erst ermöglicht. Eine große Herausforderung sei es, Verwaltungsdenken und kulturelle Ideen unter einen Hut zu bekommen. Ohne die Hilfe aus der Stadtverwaltung hätte sie schnell Schiffbruch erlitten. Das habe sie zunächst unterschätzt. Doch nach und nach sei ihr klar geworden, wie die Wege funktionieren. Es sei eine Qualität, dass man hier Menschen in fast familiärer Atmosphäre erleben könne, die ansonsten fast nur in größeren Häusern auftreten. Dabei denkt sie zum Beispiel an die Musikerin Dota.
Die Kooperation mit den ehrenamtlichen Hauptnutzern und den daraus entstandenen Formaten wie dem „Kub Saal Klub“, die offene Bühne „Mary Stolpe – Open Stage“, „Big city light“, Vortragsreihen mit der VHS oder auch Kino am Nachmittag seien nur einige Beispiele. Besonders stolz sei sie auch auf die Kooperation mit der Musikhochschule Lübeck. „Dass wir hier in Bad Oldesloe jedes Jahr zwei Opern-Premieren feiern konnten über die Jahre. Da bin ich stolz wie Bolle, das gebe ich zu“, sagt sie.
Es habe sich gezeigt, was der Kub-Saal alles könne. Auf der anderen Seite bleibe ein Wermutstropfen. Bei ihrer Einstellung haben es geheißen, es würde auch die Festhalle mit über 400 Plätzen zur Verfügung stehen. Doch die stellte sich schnell als marode heraus und wurde schließlich für Auftritte geschlossen. „Ein Saal mit 400 oder 500 Plätzen wäre immer wichtig für eine Kreisstadt. Es ist die Größe, die man für manche Künstler und Produktionen braucht. Der Kub-Saal war immer als der mittlerer Saal in Bad Oldesloe geplant. Er ist für manche Dinge einfach nicht gemacht“, betont Kautter. Für den oder die Nachfolgerin auf ihrem Posten werde das ein wichtiger Punkt für die nächsten Jahre. Für die nächsten Jahre gelte es, mehr Menschen zum Mitwirken in Bad Oldesloe zu bewegen. „Noch gibt es eine Menge Leute, die die Arme verschränken, behaupten es sei nichts los und sich nicht mit der Stadt identifizieren. Das ist wirklich schade“, sagt sie.
„Das ist wohl das Problem einer Pendlerstadt, weil mancher offenbar den Lebensmittelpunkt gar nicht in Bad Oldesloe sieht. Das wäre etwas, was ich in den nächsten Jahren deutlicher angegangen wäre“, sagt sie. Denn die Kulturszene und allgemein die Stadt habe es verdient, nicht nur der Ort zu sein, wo man schlafe. Für sie sei der Schritt nach Göttingen nun der richtige. Es habe sich die Chance geboten und vielleicht sei es auch eine Chance für Bad Oldesloe, die nächsten Schritte in der Kultur zu gehen. Kautter: „Kultur ist schließlich immer im Wandel, da schadet ein neuer Blickwinkel nicht.“

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