Stormarns Wehren im Dauereinsatz

Stormarner Tageblatt  22.02.2022

Lidl-Zentrallager-Parkplatz und Hoisdorfer Fischzucht überflutet / Trave-Wasserstand bereitet Sorge

Der Pegel der Trave in der Oldesloer Innenstadt stand zwischenzeitlich bei 1,90 Metern.  Patrick Niemeier
Der Pegel der Trave in der Oldesloer Innenstadt stand zwischenzeitlich bei 1,90 Metern. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier und Peter Wüst

Ein verstopfter Abfluss und die Regenfälle der vergangenen Tagen in den drei Sturmtiefs haben am gestern zum Überlaufen eines Regenrückehaltebeckens im Gewerbegebiet Siek-Jacobsrade geführt. Die Feuerwehren Siek und Meilsdorf waren als erste Wehren kurz nach 7 Uhr vor Ort. Sie begannen das Wasser vom Parkplatz in einen nahegelegenen natürlichen Teich zu pumpen. So sollte auch ein Trafohäuschen vor dem Wasser geschützt werden.
Gleichzeitig wurde der Abfluss von den Einsatzkräften von Unrat befreit und das Pumpwerk gereinigt. Kai Willi Bredenkamp, Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr Siek: „Als Sofortmaßnahme, um das Trafohaus zu schützen, pumpen wir den Parkplatz und das überlaufende Becken ab und leiten das Wasser in einen Teich im Naturschutzgebiet“
Die dritte Feuerwehrbereitschaft sammelte sich derweil seit 10.30 Uhr ebenfalls als Verstärkung in Siek. Von dort aus sollten die Einsätze koordiniert und abgearbeitet werden. Die anhaltenden Regen- und Schneefälle trafen auf einen schon gestiegenen Grundwasserspiegel und zum Teil verstopfte Abläufe auf Straßen. Das Wasser aus dem Gewerbegebiet sollte in die umliegenden Felder abgepumpt werden. Doch wohin fließt es dann ?
Die Technische Einsatzleitung des Kreises Stormarn ist mittlerweile auch vor Ort und beobachtet die Lage mit der Drohnenstaffel aus der Luft. Auch Verwaltungsmitarbeiter der Bauämter sind eingetroffen. Es geht darum, zu schauen, wohin das abgepumpte Wasser überhaupt abfließen kann. An dem dritten Becken im Bereich der Regenwasserrückhaltung, sind gegen Mittag außerdem die Hochleistungspumpen der dritten Brandschutzbereitschaft in Stellung gebracht worden. Sie sollen dafür sorgen, dass das Wasser in großen Mengen beseitigt werden kann.
Aus dem Katastrophenschutzzentrum Bad Oldesloe rückte als Unterstützung die SEG Betreuung an, um mit der Feldküche die Versorgung der eingesetzten Feuerwehrleute zu gewährleisten.

Rakuttis erneut betroffen
Parallel dazu lief ein weiterer Einsatz bei der Raukuttis Fischzucht in Hoisdorf. Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage liefen dort die Fischteiche über.
An der Fischzucht Rakuttis in Hoisdorf waren erneut die Feuerwehren aus Oetjendorf und Hoisdorf im Einsatz, weil der Fischteich über die Ufer getreten war. Peter Raukuttis hatte nach eigener Aussage bereits am Donnerstag sechs Pumpen in Stellung gebracht, die 140 000 Liter in der Stunden bewältigen können.
Trotzdem lief der Teich durch die starken Regenfälle voll. Die Wehren waren von Mitternacht bis gestern um 9 Uhr in Oetjendorf im Einsatz, um eine Überflutung der Fischzucht-Gebäude zu verhindern. Raukuttis kaufte gestern drei weitere Pumpen, die 120 000 Liter in der Stunde abpumpen können. Es liefen seit gestern Mittag neun privaten Pumpen der Fischzucht, um gegen die Wassermassen anzukommen. Trotzdem rückten Teile der dritten Feuerwehrbereitschaft zur Unterstützung des Besitzers an. Außerdem wurde mit einem Bagger ein Graben ausgehoben, der beim Abfließen des Wasser helfen soll.
Ein Mitglied der eingesetzten Feuerwehren berechnete, dass durch die starken Niederschlägen ungefähr 2,5 Millionen Liter Wasser zusätzlich in dem Bereich gefallen sein sollen.
Die Entwässerungsgräben und Felder sind auch in Ahrensburg-Ahrensfelde voll Wasser gelaufen. Ein Wohnhaus und Anbau in der Teichstraße drohen vollzulaufen. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Ahrensfelde und Ahrensburg sind im Einsatz. Auch mehrere Bäume sind in der Nacht umgestürzt oder drohen umzukippen. Hierzu gibt und gab es Einsätze unter anderem in Bargfeld-Stegen, Bargteheide, Bad Oldesloe, Glinde und Reinbek.

Pegelstände werden zu großem Problem
Mit den Stürmen kamen auch Regenschauer in den vergangenen Tagen. Und auch in den Wochen zuvor hatte es bereits viel geregnet. Die Pegelstände von Trave und Beste in Bad Oldesloe sind entsprechend hoch. Aber auch an anderen Gewässern im Kreis wurden erste Überschwemmungen von Wanderwegen oder Wiesen gemeldet.
Zum Teil stehen auch Straßen unter Wasser. So zwischen Rümpel und Bad Oldesloe auf dem Rümpeler Weg, der nicht passierbar ist.
In Großhansdorf stand am Sonntag kurzzeitig die Hoisdorfer Landstraße unter Wasser. Mit einer schnellen Lösung haben die Feuerwehrleute blitzschnell die Straße wieder trocken gelegt. Das Regenwasser stand in einer Kurve über 30 Zentimeter hoch. Die Feuerwehrleute brachten eine Pumpe in Stellung und gaben das Regenwasser über den Werfer eines Löschfahrzeuges in hoher Fontäne in den Wald rechts neben der Straße ab. Dann zogen sie zwei völlig verdreckte Schmutzeimer aus den Schächten der Kanalisation.
Gemeindewehrführer Andreas Biemann hatte parallel zu den Arbeiten den Leiter des Großhansdorfer Bauhofes, Norbert Berndt, über die Überflutung informiert. Schnell war bei einer Ortsbesprechung klar, dass es sich nicht um eine vom Bauhof der Gemeinde betreute Straße handelt, sondern die Straßenmeisterei des Kreises Stormarn für die Reinigung der Abwasserschächte zuständig ist. Diese wurde jetzt informiert.
Auch in Jersbek war die Feuerwehr bereits in Sachen Regenwasser im Einsatz. Dort liefen die Entwässerungsgräben der Straße „Lange Reihe“ voll. Deshalb könnte das Wasser in den Keller eines Wohnhauses laufen.
An der Trave in Bad Oldesloe ist besonders der Wasserstand am Zusammenfluss von Beste und Trave unter Beobachtung. Laut der Hochwasser-Information des Landes Schleswig-Holstein wird der Pegel als „hoch“ eingestuft.
Die Anwohner des Heiligengeist in der Kreisstadt haben ab einem Pegelstand von 1,70 Meter die Möglichkeit sich Sandsäcke unter der Notrufnummer 112 zu besorgen. Die Feuerwehr deponiert dann entsprechende Säcke auf Paletten bereitgestellt. Ab einem Pegelstand von 1,90 Meter greifen laut der Stadt Bad Oldesloer weitergehende Hochwassermaßnahme der Feuerwehr und der Stadtverwaltung.
In der vergangenen Woche war bereits ein Teil des Ufers der Trave in der Innenstadt Bad Oldesloes abgebrochen. Das THW sicherte den Bereich hinter dem Bürgerhaus mit Big Bags, um ein weiteres Unterspülen oder Abbrechen zu verhindern. Von hohen Pegelständen ist zum Beispiel auch stets die Grander Mühle in Kuddewörde bedroht. Dort geht es um den Pegelstand der Bille. Auch hier sind die Einsatzkräfte auf entsprechende Szenarien vorbereitet.

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