Gutachten für Hölk-Hochhäuser

Stormarner Tageblatt  08.03.2022

Oldesloer Immobilie: Neuer Besitzer LEG hält Sanierung, Verkauf oder Neubau noch immer für möglich

Volker Wiegel (links), Chief Operating Officer der LEG, und Hauswart André Sewitz auf einem der Balkone im Hölk.  Finn Fischer
Volker Wiegel (links), Chief Operating Officer der LEG, und Hauswart André Sewitz auf einem der Balkone im Hölk. Finn Fischer

Finn Fischer

Für eine mögliche Sanierung der Oldesloer „Twin Towers“ im Hölk und Poggenbreeden erstellt der neue Eigentümer ein Gutachten. Am Mittwoch waren Techniker der LEG Immobilien SE in den Gebäuden und haben eine Bestandsaufnahme gemacht.
Einen Tag später besuchte Volker Wiegel, Chief Operating Officer der LEG, die Gebäude und führte im Anschluss mit Bürgermeister Jörg Lembke ein Gespräch über die Zukunft der Immobilie.Auch Anfang März ist noch unklar, ob und wann die Gebäude saniert werden. „Wir wollen bis spätestens Mitte es Jahres eine Entscheidung treffen“, sagt Volker Wiegel. Alle Optionen liegen noch auf dem Tisch: Sanierung, Verkauf, Abriss und Neubau. Anders als an anderer Stelle in Gerüchten behauptet wurde, sind Abriss oder Verkauf längst noch nicht beschlossen.
Notwendig sie jetzt zunächst einmal eine Bestandsaufnahme der Mängel. „Dass die Gebäude sanierungsbedürftig sind, ist klar, aber wir brauchen verlässliche Zahlen“, so der LEG-Manager. „Wir haben jetzt eine Grundaufnahme gemacht.“ Dabei mit einbezogen worden sei der Zustand der Fassade, die Statik und Haustechnik. Unter anderem kommt es in den Gebäuden in den vergangenen Jahren immer wieder zu Rohrbrüchen und in der Folge zu kalten Wohnungen, obwohl die Heizungsanlage bereits erneuert wurde. Einer ersten Einschätzung nach müssten die gesamten Stränge erneuert werden. Das bedeutet, dass eine Wand in jedem Badezimmer geöffnet werden muss, um die dort verlegten vertikal verlaufenden Heizungsrohre auszutauschen.
Das geht „nicht einfach mal so eben“, stellt Volker Wiegel klar. Zunächst einmal wird die LEG nach der Erstellung des Sanierungsgutachtens entscheiden, ob sie die Instandsetzung der „Twin Towers“ selbst als Eigentümerin durchführen wird oder die Objekte verkauft. Wenn sich der jetzige Eigentümer für eine Sanierung entscheidet, wird das voraussichtlich im Betrieb passieren. Die kompletten Gebäude zu entmieten und für die Bewohner vorübergehend neue Übergangsunterkünfte zu suchen, wird nicht möglich sein.
„Wir haben durchaus Erfahrungen bei solchen Sanierungen. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir so etwas machen“, sagt Wiegel. Das wäre allerdings ein Großprojekt, bei dem es auf die richtige Taktung der Arbeiten ankommt: „So etwas ist sehr anspruchsvoll und auch die Mieter müssen mitziehen.“
Bis saniert wird – ob unter LEG-Führung oder einem anderen Eigentümer – dürfte es noch etwas dauern. Das Problem dabei bleibt: Die Mängel an den Hochhäusern wirken sich auf die Mieter aus. Einige kann Hauswart André Sewitz selbst beheben. „Die Kleinigkeiten, wenn mal die Heizung kalt und der Grund kein Rohrbruch ist“, sagt er. Für größere Arbeiten müssen externe Firmen kommen. Bisher ist das mit einem bürokratischen Aufwand verbunden.
Jeder Auftrag muss von der LEG abgesegnet werden. „Wir versuchen jetzt, den laufenden Betrieb besser in den Griff zu bekommen“, sagt Volker Wiegel. Deswegen soll André Sewitz innerhalb der nächsten vier Wochen Verstärkung bekommen. Die LEG stellt ihm einen technischen Koordinator zur Seite, der mit weiteren Befugnissen ausgestattet ist. Dadurch könnte die Zeit zwischen der Meldung eines Problems durch Mieter bis zur Behebung eines Schadens verkürzt werden
Problematisch gestaltet sich unterdessen weiterhin die Zusammenarbeit zwischen LEG und dem unabhängigen Quartiersbüro Plan B. Seitens politischer Fraktionen wurde angeregt, einen Runden Tisch einzurichten. Unter anderem mit Vertretern der LEG und Plan B. Doch das lehnt der Immobilienkonzern ab. „Wir haben nichts gegen einen Runden Tisch“, sagt Volker Wiegel. Mit dem Quartiersbüro sei eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ aber nicht mehr möglich, nachdem in einem städtischen Gremium öffentlich über Inhalte vertraulicher Gespräche berichtet worden sei.
Dabei bezieht sich Wiegel auf eine Äußerung von Quartiersmanagerin Maria Herrmann im Wirtschafts- und Planungssausschuss, demnach ein Verkauf der Gebäude feststehen würde. Was die LEG bestreitet. Mit Quartiersmanagerin Herrmann strebt man nach dem Vertrauensbruch keine weitere Kooperation an.
Wie angespannt die Atmosphäre auch durch diese Situation vor Ort ist, zeigte sich auch bei einem Vorfall am Mittwoch, bei dem es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem LEG-Techniker und einem NDR-Filmteam kam. Die Polizei musste anrücken. Seit längerem sind die Fronten zwischen dem Immobilienkonzern und Quartiersbüro verhärtet. „Die LEG hat offiziell die Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement beendet“, bestätigt auch Lennard Hammelberg von Plan B. Es gebe den Vorschlag eines Runden Tisches seitens der Politik. „Aber die LEG will Plan B nicht dabei haben. Die Fraktionen haben deutlich gemacht, dass das so nicht geht“, so Hammelberg. Er habe die Hoffnung, dass nach dem Besuch von Volker Wiegel und dem dem Techniker-Trupp mittelfristig etwas passiert. „Die Frage wird sein inwiefern wird ein wirtschaftliches Unternehmen dass auf Profit aus ist, dort investiert“, sagt Hammelberg und findet ein paar versöhnliche Worte: „Ich habe noch Hoffnung und bin von meiner Seite aus weiterhin bereit, Gespräche zu führen. Sonst ist den Mietern auch nicht geholfen.“

Dieser Beitrag wurde unter Presseartikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.