Stormarner Tageblatt 02.04.2022
Besser wird es nur, wenn es anders wird
Guido Behsen, Susanne Link, Patrick Niemeier, Volker Stolten
Ver(schlimm)bessern
Die Reaktionen auf unseren Artikel zu den geplanten Umbaumaßnahmen am Bad Oldesloer Bahnhof machten klar: Ständige Verbesserungern können auch zur Belastung werden. Gefühlt wird seit Jahren am Bahnhof geschraubt und repariert und auch an der Strecke gibt es immer wieder Arbeiten. Dadurch kommt es zu Verspätungen und Ausfällen auf der Strecke Lübeck-Hamburg oder umgekehrt. Die ist sogar bundesweit für ihre Verspätungen bekannt. Doch was soll man tun ? Tatsächlich lässt die Aufenthaltsqualität am Bahnhof in der Kreisstadt zu wünschen übrig. Das wird auf der anderen Seite auch ständig kritisiert. Modern ist anders. Und vielleicht muss daher alles gerade inklusive teilweiser Sperrung der „Park an Ride“-Parkplätze erstmal noch etwas schlechter werden, bevor es dann wirklich gut sein kann. Zumindest stirbt die Hoffnung darauf zuletzt. Das Positive an den häufigen Verspätungen ist ironischerweise sozusagen, dass erneute Verzögerungen, Bauarbeiten, Einschränkungen und Zugausfälle gar nicht so groß auffallen.
Vernetzen
Es war einmal… ein Land, auf das andere Nationen wegen seiner Errungenschaften „made in Germany“ neidvoll blickten. Das ist Geschichte. Heute läuft Deutschland mehr hinterher statt vorneweg. Als würde es auf den Feldern Fachkräftemangel, erneuerbare Energien, Elektro-Mobilität oder Radwegenetz – um nur einige zu nennen – zentnerweise Blei mit sich tragen. Auch bei der Digitalisierung ist das Land alles andere als spitze, holt aber zumindest auf und macht gerade im Bildungssektor Boden gut – querfeldein von Bayern bis Schleswig-Holstein, vom Landkreis Starnberg bis zum Landkreis Stormarn.
Möglich macht es der Digitalpakt Schule, von dem jetzt gar die Johannes-Gutenberg-Schule in Bargteheide profitiert. Die Grundschule in Trägerschaft des Schulverbandes Bargteheide-Land kann mit einer Fördersumme von insgesamt knapp 120.000 Euro digital aufrüsten, was allen zugutekommt. Daneben wurden bereits andere Schulen im Kreis mit einem finanziellen Zubrot vom Bund unterstützt. Weitere können und sollten folgen. Denn erst gut 20 Prozent von den für Schleswig-Holstein zur Verfügung stehenden 172 Millionen Euro sind verteilt. Und die Antragsfrist endet erst Ende 2022. Okay, die Antragsstellung ist nicht so einfach. Aber wie heißt es so schön: Nicht verzagen, nachfragen. Bei der JGS oder dem Schulträger. Die Mühe lohnt sich! Adsche Tönnsen aus „Büttenwarder“ würde sagen: „Das hat ja mal einen Nennwert…!“
Verändern
Drei Jahre, das klingt zunächst einmal nach einer langen Zeit. Doch was Amtszeiten angeht, sind drei Jahre ein Klacks, zumal in Kirchenkreisen. Wenn also eine Pastorin, wie nun in Trittau geschehen, ihre Stelle nach knapp drei Jahren wieder aufgibt, dann müssen entweder die Umstände außergewöhnlich oder der Wunsch nach Veränderung groß sein. Im Fall von Susanne Schumacher ist das so. Und warum auch nicht? Nicht immer hält ein Neuanfang, was er verspricht. Nicht immer läuft sich alles irgendwie zurecht. Auch eine Seelsorgerin, die sich der Diakonie, also dem Dienst am Menschen im kirchlichen Rahmen verschrieben hat, darf entscheiden, was für sie selbst das Beste ist. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, sagt der Volksmund. Pastorin Schumacher hat den Mut zu einem weiteren Neuanfang in Hamburg-Neugraben. Man darf ihr getrost Gottes Hilfe wünschen.
Verstehen
Ein Lächeln, ein strenger Blick, ein Bild von einer Tomate: Um zu kommunizieren, braucht es keine Worte und Buchstaben. Bestes Beispiel dafür sind die STAFF-Kurse an der VHS Glinde. Geflüchtete lernen dort von Menschen, die ihre Sprache ebenso wenig sprechen wie sie die deutsche, die sprachliche Grundlagen für den Alltag. Bemerkenswert. Es geht nicht darum, perfekte Sätze zu bilden, Verben zu konjugieren oder zu verstehen, warum wir manchmal „Bahnhof verstehen“. Über letzteres rätseln ja selbst Muttersprachler. Ziel solcher Kurse ist es, die Hemmungen vor der fremden Sprache zu nehmen, auf die Straße zu gehen und mit Hinz und Kunz ins „Gespräch“ zu kommen. Irgendwie verstehen wir uns schon, wenn auch nur mit Google Translater, Mimik und Gestik. Ein wichtiger Schritt, um sich zu integrieren und ein Teil der Gesellschaft zu sein.