Stormarner Tageblatt 07.04.2022
Ukraine-Krieg: Zurzeit wenig Andrang in Aufnahmeeinrichtungen – Land hat schon mehr Menschen aufgenommen als gefordert
Patrick Niemeier
Es ist relativ ruhig rund um die Geflüchteten-Aufnahmeeinrichtungen des Kreises Stormarn. Die Turnhalle der Beruflichen Schulen in Ahrensburg, das Katastrophenschutzzentrum in Bad Oldesloe und den Rönnerhof in Braak hat die Kreisverwaltung für die Ankunft von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine herrichten lassen. Doch aktuell ist der Andrang sehr gering.
„Vom Land bekommen wir momentan keine Zuweisung weiterer Flüchtlinge. Das liegt daran, dass Schleswig-Holstein insgesamt bereits mehr Geflüchtete aufgenommen hat, als es nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel gemusst hätte“, erklärt Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter „Sicherheit und Gefahrenabwehr“.
Der Königsteiner Schlüssel regelt den Prozentanteil Geflüchteter, den das jeweilige Bundesland aufnimmt. „Solange das Land da bereits drüber liegt, werden auch keine weiteren Geflüchteten zugewiesen. Das kann sich aber natürlich ändern, sobald die Gesamtzahl steigt. Wenn das der Fall ist, werden auch wieder mehr Flüchtlinge nach Stormarn kommen“, erläutert Rehberg. Auf diese Situation sei man vorbereitet.
Momentan seien in den Aufnahmeeinrichtungen in Bad Oldesloe und Ahrensburg nur vereinzelte Familien, die selbstständig angekommen seien. Die Städte und Gemeinden haben allerdings ihrerseits bereits so viele Kapazitäten geschaffen, dass laut Rehberg, schon nach zumeist nur einer Nacht in der Aufnahmeeinrichtung die Weiterleitung in die Kommunen erfolgen könne. „Stand jetzt ist es so, dass wir das sogar schaffen könnten, wenn die Aufnahmeeinrichtungen nochmal richtig voll werden würden“, sagt Rehberg.
Bisher seien laut der aktuellen Statistiken 1529 Geflüchtete aus der Ukraine in Stormarn registriert worden. Die Gesamtzahl an Flüchtlingen aller Nationen, die seit Januar 2022 im Kreis ankamen, beläuft sich auf 1707.
In Ahrensburg können 184 Flüchtlinge in der entsprechend hergerichteten Turnhalle unterkommen, im Katastrophenschutzzentrum rund 100 und in Braak bis zu 50. Der Rönnerhof ist allerdings für mit Corona infizierte Geflüchtete und ihre Kontaktpersonen reserviert.
Die Aufnahmeeinrichtungen sind mittlerweile alle an hauptamtliche Hilfsorganisationen übergeben worden. Ahrensburg wird von den Johannitern betreut, Braak von den Maltesern und Bad Oldesloe vom Arbeiter Samariter Bund. „Damit entlasten wir die Ehrenamtler, die das bis dahin sehr gut gemacht haben. Seit 1. April haben wir auch alle Helfer der Feuerwehren abgezogen“, sagt Rehberg. Schon länger war klar, dass die Betreuung durch Ehrenamtler nur eine temporäre Lösung sein konnte.
Die entstehenden Kosten trägt zunächst komplett der Kreis in Vorleistung. Es gebe laut Rehberg aber bereits Gespräche, wie die finanzielle Unterstützung von Bund und Land aussehen kann.