Hölk-Eigentümer gegen Politik

Stormarner Tageblatt  13.05.2022

Abriss der Hochhäuser in Bad Oldesloe ist mittlerweile sehr unwahrscheinlich geworden

Die verwahrlosten Hochhäuser im Bad Oldesloer Hölk und Poggenbreeden gehören seit Januar 2022 der LEG Immobilien.  Patrick Niemeier
Die verwahrlosten Hochhäuser im Bad Oldesloer Hölk und Poggenbreeden gehören seit Januar 2022 der LEG Immobilien. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier und Finn Fischer

Jens Wieck klingt enttäuscht. Der CDU-Stadtverordnete, der auch als ehrenamtlicher Helfer bei „Plan B“ im Quartier rund um die Hochhäuser im Hölk und Poggenbreeden in Bad Oldesloe aktiv ist, kann nach eigener Aussage keine große Verbesserungen unter den neuen Besitzern von der LEG-Immobilien erkennen. „Ich habe den Eindruck, dass es vor allem um die Frage geht: sanieren oder doch direkt verkaufen?“, sagt Wieck. „Und wenn man als Besitzer nicht weiß, ob man verkaufen möchte, verstehe ich ja fast, dass man erstmal noch nicht komplett saniert für viel Geld“, sagt er.

Abriss und Neubau im Wahlkampf noch Thema
Ein Punkt – der im Bürgermeisterwahlkampf durchaus noch eine Rolle spielte – scheint hingegen vom Tisch: der Abriss und Neubau. Vor dem Wirtschafts- und Planungsausschuss hat Volker Wiegel, Vorstand der LEG Immobilien SE, zumindest von einem Rückbau unter LEG-Führung Abstand genommen. Bis spätestens Juli will der Konzern derweil eine Entscheidung treffen, ob die beiden Hochhäuser, die so oft in die Schlagzeilen geraten, weiterverkauft oder saniert werden. Vor einigen Wochen kochten die Gemüter im Wirtschafts- und Planungsausschuss aufgrund des Zustands der Hölk-Hochhäuser und wegen des Zerwürfnisses zwischen dem neuen Eigentümer, der LEG, und dem Quartiersbüro Plan B noch relativ hoch.
Nachdem Informationen aus internen Gesprächen in die Öffentlichkeit getragen worden sein sollen, hatte der Immobilienkonzern eine Kooperation mit Plan B ausgeschlossen. Der WPA forderte daher die Stadtverwaltung auf, LEG Vorstand Volker Wiegel in den Ausschuss zu laden – auch zwecks Aufarbeitung des Konflikts. Dazu kam es allerdings nicht. Man wolle weiterkommen in der Sache, sagte Quartiersmanagerin Maria Herrmann, als Hendrik Holtz (Die Linke) diese Aufarbeitung einforderte. Auch der Ausschussvorsitzender Hartmut Jokisch (Die Grünen) wollte das Thema nicht so recht aufmachen: „Ich denke, wir sollten in die Zukunft schauen und fragen, was da konkret jetzt passieren soll.“
Holtz reagierte darauf verstimmt. Aus seiner Sicht sei die Aussprache ein Hauptgrund für den Besuch Wiegels im Ausschuss. „Positiv anmerken kann man, dass die LEG wieder bereit ist, mit Plan B zu sprechen. Das finde ich einen positiven Fortschritt“, betonte derweil Wieck.
Die größte Neuigkeit des Tages blieb somit, dass ein Abriss und Neugestaltung des Quartiers nicht mehr gleichberechtigt zu den anderen Varianten betrachtet werde. Bereits Anfang März berichtete das Stormarner Tageblatt darüber, dass sich die LEG bis Sommer Zeit lassen will und ein Konzept erstellt, um über die Zukunft der Hölk-Hochhäuser zu entscheiden.

Schlechter Zustand seit Jahren
Die Gebäude sind seit Jahren in einem schlechten Zustand: Leitungen sind marode. Immer wieder kommt es zu Rohrbrüchen. Austretendes Wasser läuft durch die Schächte bis in den Keller. Wände müssen regelmäßig aufgerissen werden, um die Leckagen zu orten und auszubessern. Löcher in den vertikalen Schächten sind wiederum ein Sicherheitsrisiko, wie Wieck betont. Im Brandfall könnte sich ein Feuer dadurch rasend schnell über mehrere Etagen ausbreiten. Eine Firma sei jedoch bereits beauftragt worden, um die Löcher zu beseitigen. Dass die Stadt hier nicht deutlicher einschreite, ist für Wieck „unbegreiflich“.
„Uns war von Anfang an klar, dass das Objekt nicht die Ansprüche an ein zukünftiges Wohnen erfüllt“, sagt Wiegel. Die LEG wolle warme, trockene und sichere Wohnungen anbieten, „doch das ist nicht immer ganz schnell umzusetzen, wenn Bestandsgebäude übernommen werden.“
„Wir haben solche Sanierungen schon in anderen Objekten gemacht und schrecken davor grundsätzlich nicht zurück. Aber wir überlegen auch, ob wir dafür der perfekte Partner sind“, sagt Wiegel. Im Falle eines Verkaufs solle die Sanierung zur Auflage gemacht werden.

Der Eigentümer ist nicht der Schuldige
Ein im Anschluss an die Befragung diskutiertes Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot ist zunächst vom Tisch. „Der jetzige Eigentümer ist nicht der Schuldige, den wir hier heute anklagen sollten und wie ich das hier sehe, ist kein Vorteil für die Mieter erkennbar, wenn wir jetzt ein Modernisierungsgebot aussprechen“, sagte Anita Klahn (FDP). Bei dem Gebot handelt es sich um ein baurechtliches Instrument, das einer Kommune ein Eingreifen erlaubt, wenn ein Eigentümer seine Immobilie sträflich vernachlässigt. „Es würde viele rechtliche Hürden und hohe Kosten für die Stadt geben. Es lässt sich gar nicht genau sagen, was auf die Stadt zukommen würde“, sagte Jens Wieck (CDU). Hinzu komme, dass dieses Instrument bundesweit noch nie angewendet wurde. Wieck: „Das muss ja seine Gründe haben.“
Bauamtsleiterin Ute Obel hatte von einem Modernisierungsgebot dringend abgeraten. Sie gehe sowieso davon aus, dass die LEG dagegen klagen würde. „Außerdem brauchen wir die finanziellen und personelle Ressourcen an anderen Stellen.“ Sollte bis Juli entgegen der Angaben der LEG keine Entscheidung fallen, könnte ein Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot erneut auf die Tagesordnung kommen. „Ich erwarte weiterhin, dass unsere Bauaufsicht einschreitet, wenn der Brandschutz sich nicht verbessert. Neue Gebote bringen sonst auch nichts, wenn sie nicht kontrolliert werden. Wenn bestehende Gesetzte eingehalten werden, wäre schon geholfen“, legt Wieck nach.

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