Architekten oder Investoren ?

Stormarner Tageblatt  16.06.2022

Entscheidung über die Zukunft des früheren Nickel-Geländes Bad Oldesloe rückt näher

Die Schuttwüste an der Lübecker Straße soll zum attraktiven Innenstadteingang werden. Finn Fischer
Die Schuttwüste an der Lübecker Straße soll zum attraktiven Innenstadteingang werden. Finn Fischer

Finn Fischer

Einen Brunnen, viel Aufenthaltsqualität, Mobilitäts-Hub. Ein Hotel oder vielleicht doch Wohnungen. Großflächiger Einzelhandel oder kleine inhabergeführte Mini-Geschäfte, Dachterrasse und Tiefgarage. Die Liste mit Ideen für das Abriss-Gelände und den angrenzenden Parkplatz in der Lübecker Straße in Bad Oldesloe ist lang.
Entstanden ist die Sammlung bei einem Brainstorming im Wirtschafts- und Planungsausschuss. „Wir wollen die Punkte in den Ausschreibungstext aufnehmen und später erneut zur Diskussion geben“, sagte Angelika Müller von der Oldesloer Bauverwaltung.
Ende 2021 ist das alte Nickelgebäude in der Lübecker Straße nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Stadtverwaltung und Eigentümer abgerissen worden. Das Areal soll mit dem angrenzenden Parkplatz überplant und in einen attraktiven Innenstadteingang umgestaltet werden.
Dabei will die Oldesloer Politik ähnlich vorgehen wie beim alten VHS-Gebäude in der Königstraße. Nach einer Ausschreibung sollen Architekten in einem Wettbewerb Vorschläge einreichen, die anschließend von einer Jury bewertet werden. Doch diese Entscheidung stellte die Verwaltung jetzt in Frage und unterbreitete dem Ausschuss einen weiteren Vorschlag. Die Alternative wäre ein Wettbewerb, der sich direkt an Investoren und ihre Planer richtet. „Der Vorteil ist, dass wir in diesem Verfahren tatsächlich auch realistische Vorschläge bekommen und keine Luftschlösser“, sagt Angelika Müller, Fachbereich Bauen und Umwelt in der Stadtverwaltung.
Denn was politisch gewünscht ist oder auf dem Reißbrett eines Architekten gut aussieht, ist nicht unbedingt wirtschaftlich umsetzbar. Der Nachteil: In diesem Verfahren muss die Verwaltung im Vorfeld weitaus detailliertere Vorarbeiten leisten. Ob Architekten- oder Investoren-Wettbewerb werden die Fraktionen in den nächsten Wochen beraten. Klare Vorstellungen von dem, was ein Investor in der Lübecker Straße umsetzen soll, haben die Parteien bereits.
„Wir haben für die Fläche eine Vision. Einen besonderen Stellenwert hat bei uns eine ruhige und möglichst grüne Gestaltung“, sagte Hendrik Holtz (Die Linke). Seine Fraktion könne sich durchaus aber auch Einkaufsmöglichkeiten oder Hotelnutzung vorstellen. Wichtig: Das Areal soll barrierearm gestaltet werden.
Die Grünen legen einen Fokus auf die Einbeziehung des ÖPNV. „Wir wollen künftig den Busverkehrs aus der Hagenstraße herausbekommen und daher sollte in der Lübecker Straße auch ein ZOB mitgeplant werden“, so Wilfried Janson (Die Grünen). Was Parkplätze angeht, müsse geprüft werden, ob der Bau einer Tiefgarage trotz des hohen Grundwassers möglich ist.
Für einen Busbahnhof sprach sich auch die Wählergemeinschaft FBO aus. Ebenso wie Tom Winter (Stadtfraktion): „Wir hoffen darauf, dass es einen Entwurf geben wird, der dem Bereich eine eigene Identität stiftet.“ Statt einem klassischen ZOB wie jetzt in der Hagenstraße stellt sich Winter einen „Mobilitäts-Hub“ vor, bei dem auch „andere Mobilitätskonzepte mitgedacht werden“.

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