Stormarner Tageblatt 17.06.2022
Krieg in der Ukraine erschwert den Bau der Integrierten Rettungsleitstelle Süd in Bad Oldesloe
Patrick Niemeier
Der Krieg Russlands in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf den Bau der neuen Regionalleitstelle Süd in Bad Oldesloe. Und das auf unterschiedlichen Ebenen. Das bestätigt Thilo Scheuber, Fachbereichsleiter Bau, Umwelt und Verkehr beim Kreis.
Noch sei der Bau im Gewerbegebiet Teichkoppel zwar im Plan, aber laut Scheuber bereiten „Unwägbarkeiten gerade Schwierigkeiten, die im Ergebnis zu einer Bauzeitverlängerung führen können“.
In Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine komme es bei einigen Materialien zu Engpässen. Das betreffe Stahl, Stahllegierungen, Aluminium, Kupfer, verschiedene Erdölprodukte – wie Folien, Asphaltmischgut oder Kunststoffrohe und Bitumen –, Zement, Holz oder auch gusseiserne Rohre.
Preisgleitklausel lässt die Kosten steigen
Mit den beauftragen Unternehmen sei daher eine Preisgleitklausel vereinbart worden. Das bedeutet, dass die Teuerungsrate nicht alleine ein Risiko für das ausführende Bauunternehmen sein darf. Abgerechnet werde laut Scheuber daher auf Basis der Materialpreise zum Zeitpunkt des abgegebenen Angebots plus der Kostensteigerung beim tatsächlichen Einbau.
Diese Steigerung werde mit einem Kosten-Index des Statistischen Bundesamtes berechnet. „Die Kostensteigerung in dem Bereich sind teilweise in sehr kurzen Zeiträumen ungewöhnlich hoch“, berichtet Scheuber. Bisher sind 28,5 Millionen Euro für das Großbau-Projekt in der Kreisstadt eingeplant. Baubeginn war Ende 2021.
Doch nicht nur Materialkosten und potenzieller Materialmangel erzeugen Sorgenfalten. Die Sanktionen, die gegen russische Firmen verhängt wurden, treffen den Kreis auch bei diesem Projekt direkt. Die aktuellen EU-Sanktionen beinhalten nämlich auch, dass Unternehmen mit russischen Geschäftsführungen keinen Zuschlag für öffentliche Aufträge erhalten dürfen. Wenn Eigentümer einer Firma oder die Geschäftsführer russische Staatsbürger sind, erhalten sie den Auftrag nicht.
Im Bereich der Zimmerer stellte sich nun heraus, dass alle Bieter im ersten Vergabeverfahren unter die EU-Sanktionen fallen. Entsprechend müsse die Ausschreibung „Gewerk Zimmerer“ wiederholt werden. „Wir erwarten hier bei erneuter Ausschreibung Mehrkosten“, stellt Scheuber fest.
Und dann käme noch ein Problem hinzu, dass nicht mit dem Krieg im Osten Europas zu tun habe. „Bei der Leitstellentechnik haben wir eine Rüge der Vergabekammer durch den zweitplatzierten Bieter erhalten“, berichtet Scheuber. Zwar sei das Verfahren zugunsten des Kreises Stormarn abgeschlossen worden, allerdings gehe der Beschwerdeführer nun in die nächste Instanz. „Es wurde Beschwerde beim Oberlandesgericht eingelegt“, sagt Scheuber.
Man rechne mit einer Verhandlung der Beschwerde im August und September. Das bedeute aber bisher keine Bauverzögerungen. „Der sehr große Bereich Leitstellentechnik ist aktuell nicht zeitkritisch für den Bau der IRLS. Bisher werde trotz der neuen Schwierigkeiten insgesamt an dem Plan festgehalten, dass die Integrierte Rettungsleitstelle Süd (IRLS) im Sommer 2024 ihren Betrieb aufnehmen kann. Ein Probebetrieb soll im Januar und Februar 2024 über die Bühne gehen.
Inbetriebnahme soll im Sommer 2024 erfolgen
Aktuell ist die Leitstelle – die für die Kreise Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein für die Disponierung und Koordinierung der Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze zuständig ist – im Hochhaus der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe beheimatet. Pro Tag gehen laut Kreis bis zu 1400 Notrufe ein. Die Entscheidung für einen Neubau mit mehr Platz und neuer Technik fiel bereits 2016.
Die neue Leitstelle soll nicht nur mehr Platz bieten, sondern auch technisch auf dem neuesten Stand sein, heißt es aus den Kreisen der Planer.
Und das sind laut Schauber die nächsten Schritte auf dem Weg zur Fertigstellung des Neubaus: Der Rohbau des Bauhauptgewerks soll im Oktober 2022 stehen. Der Dachstuhl soll im Januar 2023 fertiggestellt sein. Die Montage von Holz-Alu-Fenstern ist für November und Dezember 2022 vorgesehen. Das Verblendmauerwerk soll zwischen Dezember 2022 und Februar 2023 angebracht werden.
Die Dachdecker und Klempner sollen ihre Arbeiten im Dezember 2022 aufnehmen und dann im April 2023 fertig sein. Das Richtfest ist für Ende 2022 geplant, die Fertigstellung des Baus für Dezember 2023. Die Inbetriebnahme soll dann später im Sommer 2024 erfolgen.