680 000 Kilometer abgespult

Stormarner Tageblatt  06.07.2022

Wie das Stadtradeln in Stormarn nachhaltig den Klimaschutz stärkt

Landrat Dr. Henning Görtz mit den Klima-Managerinnen Isa Reher und Anne Munzel.
Landrat Dr. Henning Görtz mit den Klima-Managerinnen Isa Reher und Anne Munzel.
Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke nutzt das Fahrrad auch außerhalb des Stadtradelns im Alltag.  Patrick Niemeier
Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke nutzt das Fahrrad auch außerhalb des Stadtradelns im Alltag. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Der Klimawandel ist seit Jahren eines der dominierenden Themen und es benötigt keine ausgewiesenen Propheten, um zu wissen, dass es auch die nächsten Jahre so bleiben wird. Viel wird daher über Klimaschutz gesprochen und wie man diesen verbessern kann. Das ist zum Beispiel im eigenen Alltag und beim eigenen Mobilitätsverhalten möglich. Der Umstieg vom Pkw auf das Fahrrad erscheint allerdings manchmal unpraktisch. Dass das durchaus gut funktionieren kann, soll unter anderem im Kreis Stormarn die jährliche „Stadtradeln“-Aktion beweisen.

26 Teams vermieden 18 Tonnen Kohlendioxid
Drei Wochen lang treten in diesem Rahmen möglichst viele Menschen in die Pedale, um so Kilometer für den bundesweiten Wettbewerb zu sammeln. 680000 Kilometer kamen 2022 in den 18 Stadtradeln-Gemeinden beziehungsweise -Städten sowie beim ADFC und Kreis Stormarn auf diese Weise zusammen. Die meisten Kilometer erradelten Ahrensburg (146092 Kilometer), Bad Oldesloe (114867) und Großhansdorf (83492).
Laut Landrat Dr. Henning Görtz fuhren die 251 Teams virtuell 17 Mal um die Erde. In den Teilnehmergemeinden laufen die Auswertungen, die besten Teams und fleißigsten Radler werden geehrt. Doch hat das einen nachhaltigen Effekt? Bleibt es bei einem symbolischen Akt oder steht vielleicht auch nur der Wettbewerbsgedanke im Vordergrund?
Fakt ist, bei den Ergebnissen wird immer auch mit berechnet, wie viel Kohlendioxid-Ausstoß vermieden wurde. Die Stadtradeln-Organisatoren vom Klimabündnis erklären hierzu allerdings auch, dass bewusst nicht von Einsparungen gesprochen wird. Denn es sei klar, dass nicht jede Radfahrt eines Teilnehmers auch eine Autofahrt verhindert oder einspare. Denn es werden ja auch Fahrten von Menschen gezählt, die gar kein Auto besitzen oder Fahrten, die sowieso auf dem Rad absolviert worden wären.
Trotzdem wird errechnet, wie viel Kohlendioxid ausgestoßen worden wäre, wenn diese Wege mit dem Pkw zurückgelegt worden wären. Die Werte basieren auf den Angaben des Umweltbundesamts, dass pro Person und Kilometer 154g Kohlendioxid vermieden werden, wenn vom Pkw auf das Rad umgestiegen wird.
So vermieden laut dieser Berechnungen die 26 Teams mit 823 Radlern in Bad Oldesloe auf ihren 114867 Kilometern 18 Tonnen Kohlendioxidausstoß. Diese Zahlen sollen verdeutlichen, welchen Unterschied eine konsequente Verkehrswende machen kann. Mindestens genauso wichtig sei in diesem Sinne laut der teilnehmenden Gemeinden in Stormarn, dass die Mobilitätswende durch die Aktion auch im infrastrukturellen Bereich gefördert werde.
Angesprochen darauf, sieht etwa Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke definitiv nachhaltige Effekte des Stadtradelns: „Wir haben festgestellt, dass immer mehr Menschen in Oldesloe das Fahrrad nutzen. Das hat aus unserer Sicht auch mit dieser Aktion zu tun.“
Im Rahmen des Stadtradelns fallen dann auch Missstände auf, die behoben werden müssen. Sei es der Zustand von Radwegen oder auch die zu geringe Anzahl an Fahrradständern sowie ähnliche Punkte, die wichtig seien, um den Umstieg vom Pkw auf das Zweirad dauerhaft attraktiv zu machen. Lembke sieht in dem Fahrrad vor allem innerorts das Verkehrsmittel der nahen Zukunft. „Wir bemerken, dass immer mehr Lastenräder unterwegs sind“, erklärt der Oldesloer Verwaltungschef. Dass neue Radwege entstehen und alte saniert werden, sei ein wichtiger Prozess. Dabei stimmen ihm auch andere Teilnehmer-Kommunen des Stadtradelns zu.

Radar-Plattform des Stadtradelns

Und da kommt die „Radar-Plattform“ auf der Stadtradeln-Homepage ins Spiel. Über diesen Weg können Kommunen nämlich erfahren, wo bei ihnen konkret der Schuh drückt in Sachen Schlaglöchern oder wo schlichtweg ein kompletter Radweg fehlt. Bürger können diese Infos einfach digital inklusive Verortung hinterlegen. In Stormarn nutzen Trittau, Großhansdorf, Ahrensburg, Ammersbek, Braak, Bargteheide, Lütjensee, Oststeinbek und Reinfeld diese Möglichkeit. Und so lässt sich zusammenfassen, dass das Stadtradeln über den reinen Wettbewerb hinaus langfristig die Mobilitätswende unterstützt, wenn das Angebot auf den verschiedenen Ebenen entsprechend genutzt werden.

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