Müllsammeln reicht nicht

Stormarner Tageblatt  05.07.2022

Stadt stellt klar: Kunstrasenplatz in Bad Oldesloe bleibt gesperrt

Der Kunstrasenplatz am Morgen nach der Vogelschießen-Party.  Patrick Niemeier
Der Kunstrasenplatz am Morgen nach der Vogelschießen-Party. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Die Kreisstadt Samstagabend: Zehn Freiwillige treffen sich, um auf dem Kunstrasenplatz am Exer Müll ehrenamtlich zu entfernen. Der Dreck war von ignoranten Partygästen am Abend des Vogelschießens auf der Sportfläche am Exer zurückgelassen worden. Es folgte daher die Sperrung der Fläche durch den Hausherren – die Stadt Bad Oldesloe – bis zum 12. Juli. Während die kleine Gruppe zeigte, dass es durchaus auch eine Menge Oldesloer gibt, die sich für die Allgemeinheit einsetzen möchten, rissen andere Menschen einfach die Absperrungen und die Sperr-Hinweise der Stadt ab, um den Platz zu nutzen.

Jugendliche entsorgen Absperrungsschilder

Dabei zeigte sich unter anderem auch ein sehr seltsames Rechtsverständnis. „Der Platz gehört den Oldesloern, das kann der Bürgermeister nicht einfach so dicht machen“, erklärten zwei Jugendliche am Platz im Brustton voller Überzeugung am Sonntag auf Nachfrage. Eine Mutter, die mit ihrem kleinen Kind auf der Fläche war, gab zu Protokoll, dass sie ganz alleine entscheiden könne, ob es nun gefährlich für ihren Sohn sei, dass dort noch Scherben liegen, oder nicht. „Das ist Quatsch, dass hier gesperrt ist“, sagte sie.
Neben dem Engagement der Müllsammler setzte sich nach der Ignoranz eines Teils der Partygemeinde nun die Ignoranz einiger Nutzer ein, die auch vor einer offiziellen Sperrung nicht Halt machen. Mehrere Jugendliche entsorgten am Sonntagnachmittag zwei der zuvor noch aufgehängten Schilder – immerhin – in einer Mülltonne. „Ruf doch die Polizei“, sagten die Teenager zu einem Passanten, der sie fragte, warum sie das tun.
„Am Wochenende haben Bürgerinnen und Bürger zu einer Müllsammelaktion über soziale Netzwerke aufgerufen. Das war eine schöne Aktion, für die sich der Bürgermeister Jörg Lembke bei den Freiwilligen an dieser Stelle herzlich bedankt“, erklärt Agnes Heesch von der Stadt. Man wolle diese positive Aktion gerne herausstellen. Trotzdem sei es so, dass der Platz weiterhin bis 12. Juli gesperrt bleibe. „Die Verwaltung fordert nochmals die Nutzer auf, die Kunstrasenfläche während der Sperrung nicht zu betreten“, sagt Heesch. Kontrollen könnten stattfinden.

Reinigung kostet vierstelligen Betrag

Die Reinigungskosten werden sich im mittleren vierstelligen Bereich befinden. Bezahlt wird das aus der Stadtkasse und somit von allen Oldesloer Steuerzahlern, die mal wieder für einen durch eine Party auf dem Platz verursachten Schaden aufkommen müssen. Beim Tageblatt meldeten sich Leser und Augenzeugen, die das Einschreiten der Stadtjugendarbeit am Abend als „zu zaghaft“ und zurückhaltend beschrieben. Das gelte auch dafür, dass nicht wirklich kontrolliert worden sei, ob Minderjährige Alkohol tranken. Dass sich an der ständigen Vermüllung des Platzes etwas ändern muss, steht auf der anderen Seite auch bei der Stadt fest. Dass nach fast jedem größeren Fest der Kunstrasenplatz gesäubert werden muss und gesperrt wird, solle natürlich nicht so hingenommen werden. Das gilt auch für die Zukunft der Vogelschießen-Abende. Im September finde ein Nachbereitungstreffen mit dem Verein „Kindervogelschießen Bad Oldesloe“ statt. Hier werde auch dieses Thema erörtert werden.
Eine Einzäunung, wie vom VfL Oldesloe bereits wieder ins Gespräch gebracht, kommt für den Bürgermeister aber nicht in Frage. Das Ausleihen von Bauzäunen für Tage, an denen Veranstaltungen sind, sei teurer als die Reinigung. Somit sei diese Option keine. Stadtsprecherin Heesch: „Es ist doch einfach nur schade, dass wir nach einem eigentlich so gelungenen Vogelschießentag danach hauptsächlich über so etwas diskutieren müssen. Und das galt in der Vergangenheit auch schon für andere gelungene Veranstaltungen“, sagt sie.

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