Mobilitätswende auf dem Weg

Stormarner Tageblatt  14.07.2022

Wie der Kreis Stormarn den Radverkehr attraktiver und sicherer machen will

Eine Infotafel an einem der kreiseigenen Bahnradwege.   Patrick Niemeier
Eine Infotafel an einem der kreiseigenen Bahnradwege. Patrick Niemeier

Patrick Niemeier

Der Wechsel vom Pkw auf das Rad ist ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende im Sinne des Klimaschutzes. Der Kreis Stormarn schreibt daher aktuell sein Radverkehrskonzept von 2013 fort und ergänzt es um weitere Maßnahmen. Rund 600 Kilometer umfasst das Radwegenetz im Kreis Stormarn. Für so manchen Stormarner ist das zu wenig und noch dazu ist ein Teil der Wege in schlechtem Zustand. Zeitgleich wird immer wieder betont, dass das Radfahren gestärkt und die entsprechende Infrastruktur verbessert werden soll.

Radfahren ist aktiver Klimaschutz

Denn die Zweiräder sind ein wichtiger Part im Bereich der Mobilitätswende und somit auch beim Klimaschutz. Der Wechsel vom Pkw auf das Rad lohnt sich nämlich in Sachen CO2 -Bilanz. Jede Person, die das Auto stehen lässt und dafür auf den Drahtesel steigt, vermeidet im Durschnitt pro Kilometer 154 Gramm Kohlendioxid, wie aus Berechnungen des Bundesumweltamtes hervorgeht. Kurzum: Radfahren ist aktiver Klimaschutz, erst recht, wenn man bedenkt, dass 20 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes in Deutschland im Jahr 2016 auf den Autoverkehr zurückzuführen war. Dabei noch nicht inbegriffen sind die Nebeneffekte. So müssen zum Beispiel bei einer Verringerung der Anzahl der Pkw auch nicht mehr so viele – zumeist komplett versiegelte – Parkflächen vorgehalten werden.
Auch der Kreis Stormarn möchte nicht nur in der Aktionsphase des beliebten „Stadtradelns“ den Radverkehr in der Region stärken.
Dazu soll das Radverkehrskonzept aus dem Jahr 2013 überarbeitet werden. Das wurde bereits im Frühjahr entschieden. 86000 Euro wurden dafür als Budget bereitgestellt. Von Ende März bis Ende April wurden mittlerweile auch die Bürger direkt involviert. Die Stormarner konnten per Antworten auf einem Fragebogen und mit Kartenmarkierungsoptionen zeigen, welche Verbesserungen sie sich wünschen. Bei den 2144 Markierungen gab es vor allem negative Anmerkungen (1991). Knapp 1800 Stormarner machten insgesamt von dieser Beteiligungsmöglichkeit Gebrauch. Die in Relation meisten Teilnehmer stammten dabei aus Ahrensburg (254), Bargteheide (128) und Bad Oldesloe (108), wie die Auswertung des Hamburger Planungsbüros PGV zeigt.

Radwege fehlen oder sind in schlechtem Zustand

Hauptkritikpunkte waren, dass erforderliche Radwege komplett fehlen und vorhandene Wege sich baulich in keinem guten Zustand befinden. Die Radfahrer wünschten sich laut der Analyse vor allem eine weitgehende Trennung von Pkw- und Radverkehr sowie eine regelmäßige und sorgfältige Instandsetzung der Strecken.
Doch woran liegt es, dass diese Probleme überhaupt auftauchen? Bei den Kommunen seien es vor allem fehlende Personalkapazitäten für die Planung sowie fehlende finanzielle Eigenmittel, die für den Bau oder die Pflege der Wege benötigt werden, lautete ein Teil der Analyse, die im Verkehrsausschuss des Kreises präsentiert wurde.
Aus der Kritik seien drei erste, schnelle Maßnahmenpakete – sogenannte „Quick- Wins“ – erarbeitet worden, teilt der Kreis mit. Das seien die Förderung des richtungstreuen Radfahrens, die Überprüfung von Knotenpunkten an Ampeln auf ihre Fahrradfreundlichkeit und die Überarbeitung der Gestaltung der Überquerungsstellen von Bahnradwegen.

Überleitungen vom Radweg auf die Straße

Beim richtungstreuen Radfahren geht es darum, Überleitungsmöglichkeiten für Radfahrende auf die Fahrbahn zu schaffen, wenn Radwege enden. Dafür wurde Ende Juni bereits ein Konzept im Verkehrsausschuss vorgestellt. Die Maßnahme besteht darin, entsprechende Beschilderungen und Markierungen auf den Straßen anzubringen.
An den Knotenpunkten im Ampelbereich soll derweil geprüft werden, wie lang die Wartezeiten für Radfahrer sind, wie die Fahrbahn durch sie genutzt werden kann und wie viel Platz ihnen bleibt.
An den Bahnradwegen – dabei handelt es sich um kreiseigene Radwanderwege – sollen die Beschilderung, vorhandene Wegsperren und auch die Sichtbeziehungen an kreuzenden Straßen überprüft werden. Dabei handelt es sich zunächst um mögliche „Quick-Wins“ – also kleinteilige Maßnahmen, die schnell zu Verbesserungen führen können.
„Mit Beseitigung von Gefahrenstellen wird die Verkehrssicherheit der Radinfrastruktur verbessert und damit die Verlagerung der Verkehre auf das Fahrrad erreicht“, heißt es von Seiten des Fachdienstes „Planung und Verkehr“ beim Kreis. Tiefergehende und größere Maßnahmen sollen folgen.

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