Stormarner Wochenschau: Stormarn vor und hinter den Kulissen

Stormarner Tageblatt  06.08.2022

Stormarn vor und hinter den Kulissen

Karikatur: Megi Balzer
Karikatur: Megi Balzer

Finn Fischer, Susanne Link, Marcel Nass, Patrick Niemeier

Achtung, Aufnahme! Filmdreh in Reinfeld
Keiner in der kleinen Gemeinde Wacken im Kreis Steinburg wundert sich über die zahlreichen Metal-Fans, die jedes Jahr das Dorf stürmen. In Reinfeld sieht die Sache dagegen anders aus. Menschen mit schwarzen T-Shirts, schweren Stiefeln und Lederkutten sieht man hier nicht allzu oft. Der NDR positionierte zwar nur ein paar Statisten und Komparsen für den neuen „Tatort“ mit Kommissar Klaus Borowski am Reinfelder Bahnhof, trotzdem beobachteten die Kleinstädter das Geschehen aufmerksam. Was geht denn da vor sich? Ist Schauspieler Axel Milberg am Set? Und wieso wird eine Szene für den Kieler „Tatort“ im rund 75 Kilometer entfernten Reinfeld gedreht? Und was hat das weltweit bekannte Metal-Festival in Wacken damit zu tun?
Erklärung: Der Reinfelder Bahnhof ist im Krimi der Itzehoer Bahnhof. Warum auch immer. Die Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel ist im Fernsehen ja auch das Kommissariat. Und beim „Tatort: Bis aufs Blut“ mit Thorsten Falke und Julia Grosz, der im Herbst ausgestrahlt werden soll, liegt der Rastplatz an der A21 bei Tremsbüttel in Hannover. Beim Thriller „The Tudor“ liegt das Museum Rade am Schloss Reinbek in Oxford. Da kann man nur gespannt sein, welche Stormarner Orte in Zukunft entliehen werden.

Team & Verantwortung statt Tischkicker
Es mangelt in vielen Bereichen an Fachkräften. Das ist kein Geheimnis. Vor allem auch bei kompetentem Verwaltungspersonal gibt der freie Markt wenig her. Auch das weiß man seit Jahren. Was dagegen hilft: eigenen Nachwuchs selbst ausbilden und vor allem an sich binden. Denn tatsächlich ist es nicht so, dass nur Gehalt oder ein Arbeitsplatz in einer Großstadt alle jungen Mitmenschen motivieren. Wie sich in Bad Oldesloe zeigt, ist es auch das Gefühl, in einem Team benötigt zu werden und eine Chance zu bekommen. Gute Auszubildende schaffen es nach ihrem Abschluss schnell auch in verantwortungsvolle Positionen. So bindet man Mitarbeiter. Das ist effektiver und authentischer als eine Lounge mit Tisch-Kicker und viel New-Work-Bla-Bla rund um „Work-Life“-Balance, hinter dem sich oft nur heiße Luft und Oberflächlichkeit verbirgt. Der Umgang, die Kommunikation und das Gefühl im Team sind am Ende echte Faktoren. Und dass man mal spontane Entscheidungen trifft. So wie in Glinde, wo statt einer nun zwei neue Auszubildende anfangen durften, nachdem man sich zwischen den beiden guten Bewerberinnen nicht entscheiden konnte.

Strategie für den Wald geht nur langfristig
Die Försterei Lütjensee war von den Schäden der Frühjahrsstürme „Ylenia“ und „Zeynep“ stark betroffen. Zahlreiche Bäume wurden umgeweht oder mussten gefällt werden. Doch schon jetzt zeigt sich: So ein Sturm kann Fluch und Segen zugleich sein. Die empfindlichen Fichten, die den Stürmen zum Opfer gefallen sind, können durch robustere Bäume ersetzt werden. Roteichen, Douglasien oder auch Küstentannen wurden im Lütjenseer Gebiet beispielsweise gepflanzt. Diese Baumarten sind deutlich besser gegen Trockenheit gewappnet und spielen für die Zukunftsstrategie des Waldes eine große Rolle. Da sich das Klima immer weiter verändert, müssen Forstbetriebe frühzeitig den richtigen Weg einschlagen. Dazu gehört immer auch viel Spekulation. Ob die Wahl am Ende richtig war, wird man erst in vielen Jahren sehen können. Heute ist jedenfalls klar: Die Betreuung von Waldflächen ist eine sehr verantwortungsvolle und langfristige Aufgabe – besonders für das Klima.

Rabiates Vorgehen der Bürgermeisterin
Bettina Lange hat als Vorsitzende des Personalrats der Bargteheider Stadtverwaltung in einem politischen Ausschuss Fragen beantwortet. Weil sie das als ihren Job angesehen hat und nicht als Freizeitvergnügen, wurde sie, so schildert es die Personalrätin, von der noch amtierenden Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht gefeuert. Fristlos und ganz offensichtlich ohne Rücksicht auf die persönlichen Folgen für die Frau, die fast 25 Jahre im Dienst der Stadtverwaltung stand. Das ist absurd. Und es macht fassungslos. Dass der gesamte Personalrat – auch Bettina Lange – in offizieller Funktion bei der Sitzung anwesend war, bestätigen Ausschussmitglieder. Und so nährt dieser offensichtlich nichtige Kündigungsgrund, der keiner ist oder zumindest keiner sein darf, einen Verdacht. Erst sieben Wochen nach dem angeblichen Arbeitszeitbetrug erhielt Bettina Lange die Kündigung. Sechs Tage nach der von Birte Kruse-Gobrecht krachend verlorenen Bürgermeisterinnen-Wahl. Das ist verdächtig. Auch weil in einem internen Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, die Rede davon ist, dass in betreffender Sitzung „die Leitungsebene massiv kritisiert wurde“. Es entsteht der Eindruck, dass der Kündigungsgrund vorgeschoben ist und in Wirklichkeit die Antworten, die Bettina Lange in der nichtöffentlichen Sitzung gegeben hat, zu ihrer Entlassung führten. Handelte es sich bei der Kündigung also um einen Racheakt? Um eine Trotzreaktion? Eine Überreaktion darauf, wie Bettina Lange in der Befragung das Arbeitsklima in der Verwaltung beschrieben hat? Ob die Kündigung rechtens war, wird ein Gericht entscheiden. Um einer Personalratsvorsitzenden zu kündigen, braucht es einen sehr guten Grund. Und der lässt sich derzeit nicht erkennen. Auch nicht mit sehr viel Fantasie.

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